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100 Jahre Piper Verlag 100 Jahre Piper Verlag: Vom «Blauen Reiter» bis zu Walter Moers

Von Hilmar Bahr 18.05.2004, 06:00
In dieser Gründerzeitvilla in München-Schwabings Georgenstraße befindet sich seit 1938 der Sitz des Piper-Verlages. (Foto: dpa)
In dieser Gründerzeitvilla in München-Schwabings Georgenstraße befindet sich seit 1938 der Sitz des Piper-Verlages. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Sein Traum war es, Bücher zu machen, die er selbstgern lesen würde: Mit 18 000 Mark erfüllte sich der damals 24 Jahrealte Buchhändler Reinhard Piper diesen Lebenstraum und gründetegemeinsam mit Georg Müller am 19. Mai 1904 in München den Verlag R.Piper & Co. Nach bescheidenen Anfängen in der Wohnung Müllers istseit 1938 die Gründerzeitvilla in der Georgenstraße 4 im HerzenSchwabings eine der ersten Adressen des deutschen Buchmarkts.«Verlage überdauern selten ein Jahrhundert» - skeptisch-nüchternhatte Reinhard Piper (1879-1953) die Perspektive seines Lebenswerkseingeschätzt.

Der Piper Verlag hat es geschafft, wenn auch mit Hilfe von außen.Nach zwei Generationen im Familienbesitz verkaufte der Sohn desGründers, Klaus Piper (1911-2000), den Verlag vor zehn Jahren an dieschwedische Bonnier-Gruppe. Viktor Niemann, für den Piper «einebesondere Perle» ist, führte als Verleger das finanziellangeschlagene Familienunternehmen aus der Krise. Mit Gaby HauptmannsÜberraschungserfolg «Suche impotenten Mann fürs Leben» starteteNiemann 1995 in eine neue und erfolgreiche Verlags-Ära. «Der Erfolgwäre nicht ohne die große Tradition zu machen gewesen», räumt er ein.Das Profil des Verlages speise sich heute noch aus alten Quellen.

Auch Wolfgang Ferchl, seit knapp einem Jahr neuer Piper-Chef,sieht in der starken «Marke» Piper einen der Erfolgsgaranten: «Piperhat nach 100 Jahren beim Leser und beim Buchhandel einfach einenguten Klang», glaubt er. Nicht zuletzt deshalb gehöre er zurSpitzengruppe der Publikumsverlage. Ferchls Ziel ist es, der Brancheimmer ein Stück voraus zu sein. «Dazu braucht man gute Autoren undkompetente Mitarbeiter.» Beides habe der Verlag, der mit seinen rund50 festen Beschäftigten einen geschätzten Jahresumsatz von mehr als30 Millionen Euro erzielt.

Die Stärke des Verlags sieht Ferchl in der Breite des Programmsund der Qualität der Bücher. «Wir bedienen alle Genres und sinddeswegen nicht so anfällig für Moden.» Das von Piper begründete Dach«Belletristik und Sachbuch» trage bis heute, wenn auch die Inhalteimmer wieder neu zeitgemäß gefasst würden. So spannt sich heute derBogen von «Der Blaue Reiter» von Franz Marc und Wassily Kandinskyüber Ingeborg Bachmann, Sten Nadolny und Sandor Marai bis zu MichaelMoore und Walter Moers.

«Piper profitiert auch von der Bonnier-Kultur», sagt Niemann, dersich seit einem Jahr auf die Geschäftsführung der Bonnier MedienHolding und neuerdings auf seine Aufgabe als Ullstein-Saniererkonzentriert. Damit meint er vor allem, dass die Bonnier-Verlageunter dem neuen Dach eigenständig bleiben. Um die Branche ist Niemannnicht bange. «Das Buch hat absolut Zukunft. Selbst das Internet hilftdem Buch. Die Menschen brauchen den Geruch von Büchern.»