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100 Jahre Leuna 100 Jahre Leuna: Filmischer Rückspiegel im Kino "Zazie" in Halle

Von Mathias Schulze 08.12.2016, 09:00
Filmszene aus „All that is solid“ von Louis Henderson
Filmszene aus „All that is solid“ von Louis Henderson Louis Henderson

Halle (Saale) - 100 Jahre Leuna-, 80 Jahre Buna-Werke. Das sind Jubiläen, die die Brüche des 20. Jahrhunderts zu Tage fördern. Wie kann man die Geschichte der größten Chemiebetriebe der DDR erzählen? Was spart man aus? Was betont man? „Will man die Historie über heute interessante Kurzfilme veranschaulichen, dann sucht man nach Filmen, die einen künstlerischen Anspruch haben“, so Kurator Florian Wüst.

In Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Moritzburg Halle und Werkleitz ging Wüst zunächst deskriptiv, also ohne einen vorab ausgesuchten Schwerpunkt, vor. Materialsichtung, Recherchen im Landesarchiv Sachsen-Anhalt: Was gibt es überhaupt? Wie steht es um die Augenzeugenberichte?

Propagandafilme und Dokumentationen

Propagandafilme auf der einen, Dokumentationen über Umweltzerstörungen auf der anderen Seite standen zu Buche. Und die verschiedenen Wirtschaftssysteme, die Privatisierungen nach der Wende, die Massenentlassungen nicht zu vergessen. Langsam kristallisierten sich aus dem Material Schwerpunkte heraus.

„Es ist erstaunlich, wie viele Ähnlichkeiten man in der filmischen Propagierung zwischen der BRD- und DDR-Chemieproduktion erkennen kann“, so Wüst. Das Programm sei nicht ohne Ergänzungen darzubieten, ohne geopolitische Perspektive könne man die Geschichte nicht verstehen. Wüst erklärt das an einem Beispiel: „Nehmen wir den Kalten Krieg und die Embargo-Bedingungen, unter denen in der DDR produziert wurde. Das muss miterzählt werden, in den Filmen kommt es nicht vor.“

Ausbeutung von Arbeitskräften wird thematisiert

Auch die opferreichen Kämpfe der Arbeiterbewegung, die Licht- und Schattenseiten des technischen Fortschritts und der Blick auf die Gegenwart sollen nicht fehlen. „Man vergisst oft, dass die schöne neue digitale Welt mit der Ausbeutung von Arbeitskräften einhergeht. Auch unsere heutige Technik, die viele Chancen bereithält, basiert auf ganz materiellen und oftmals sehr dreckigen Vorgängen“, so Wüst.

Die historischen und zeitgenössischen Kurzfilme von beispielsweise Heinz Brinkmann, Peter Nestler, Uwe Belz und Louis Henderson werden in zwei Teilen, ab 19 und ab 21 Uhr, im Kino Zazie in Halle gezeigt. Wüst wird die Publikumsgespräche moderieren, den Anspruch des Abends fasst er so zusammen: „In der Auswahl unserer Filme steckt eine kleine Wirtschafts- und Technologiegeschichte des 20. Jahrhunderts.“

Das Kurzfilmprogramm „Leuna 100: Von der Kohle zur Cloud“: Freitag, ab 19 Uhr im Kino Zazie, Halle, Kleine Ulrichstraße 22

www.werkleitz.de

(mz)