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Mitteldeutscher Verkehrsbund Zwangsticket des MDV: Bürgerticket erhitzt Gemüter in Mitteldeutschland

10.12.2016, 07:00
Straßenbahnen der Havag
Straßenbahnen der Havag Meinicke

Halle (Saale) - Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) peilt eine grundlegende Preisreform an. Weil der Verbund viel Geld braucht, reichen steigende Ticketpreise alleine nicht mehr aus.

Neue Finanzierungsmöglichkeiten liegen seit Wochenbeginn auf dem Tisch. Die Vorschläge der Gutachter stoßen jedoch nicht auf Begeisterung.

Am meisten erhitzt die Gemüter ein „alter Hut“, der schon seit Jahren die Debatte beherrscht: das Bürgerticket. Das soll verpflichtend für alle Menschen zwischen 20 und 75 Jahren sein. Am günstigsten wäre es mit 20 bis 26 Euro im Landkreis Nordsachsen.

Halle sieht vorerst keinen Grund zur Eile. „Die Vorschläge bilden eine Grundlage für eine gemeinsame Diskussion. Ob, wie und wann die Landespolitik das Thema aufgreift, bleibt abzuwarten.“ Das sagte der Pressesprecher der Stadt Halle, Drago Bock, der MZ. Der Planungsausschuss des Stadtrates sei über die Arbeit der MDV-Gutachter informiert und werde sich eine Meinung bilden.

Zwangsticket des MDV: „Jegliche Grundlage fehlt“

Im Landkreis Leipzig geht das offenbar schneller. Landrat Henry Graichen lehnt nämlich rundweg ab. Er räume dem MDV bei dessen Plänen keine Chance ein. Aus seiner Sicht seien alle Gutachten insgesamt rechtlich überhaupt nicht umsetzbar.

„Für Zwangsabgaben an Bürger, Unternehmen oder Hauseigentümer fehlt jegliche Grundlage, das tun zu dürfen.“ Götz Ulrich, Landrat im Burgenlandkreis, meint dagegen:

„Bevor wir uns mit alternativen Finanzierungskonzepten des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auseinandersetzen, bedarf es einer klaren Willensbekundung der drei mitteldeutschen Bundesländer, wie öffentlicher Nahverkehr künftig bezahlbar gehalten werden kann.“

Bürgerticket des MDV: Menschen reagieren empört

Gerade im ländlichen Raum, in dem sehr viel mit dem eigenen Auto erledigt werden müsse, komme eine Bezahlung von Bus und Bahn durch eine allgemeine Bürgerumlage nicht in Frage.

Empörung drücken viele Leserreaktionen aus, die die MZ erreicht haben. Dolores Köhler aus Naumburg zum Beispiel versteht nicht, warum sie für ein Ticket zahlen soll, obwohl sie Bus und Bahn gar nicht nutzt. 

Ihr Vorschlag: „Dann müssen eben die Fahrpreise angehoben werden, auch wenn das hart erscheint.“ Autofahrer könnten sich auch nicht beschweren, wenn der Spritpreis steigt. (mz)