1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. WLAN in Regionalbahnen: WLAN in Regionalbahnen in Sachsen-Anhalt

WLAN in Regionalbahnen WLAN in Regionalbahnen in Sachsen-Anhalt

Von Alexander Schierholz 05.04.2017, 19:28
In Regionalzügen in Sachsen-Anhalt wird jetzt WLAN angeboten.
In Regionalzügen in Sachsen-Anhalt wird jetzt WLAN angeboten. Deutsche Bahn

Magdeburg - Ein paar Klicks, er ist drin und staunt: „Man kann sogar Videos anschauen!“ Thomas Webel hält sein Smartphone in die Runde. S-Bahn von Magdeburg in Richtung Stendal, am Mittwochnachmittag: Gerade hat Sachsen-Anhalts CDU-Verkehrsminister den neuen Service getestet, den die Deutsche Bahn AG in einigen ihrer Regionalzüge bietet: drahtloser Internet-Empfang (WLAN) im Zug. Webel ist überzeugt: „Das gehört zur modernen Lebenswelt.“

Auf fünf Strecken überwiegend im Norden Sachsen-Anhalts, im sogenannten Elektronetz Nord, ist ab sofort kostenloser Internet-Zugang verfügbar, unter anderem zwischen Magdeburg und Uelzen sowie Magdeburg und Braunschweig. Der Landessüden ist mit der Regionalexpress-Linie 30 Naumburg-Halle-Magdeburg dabei.

WLAN in Regionalzügen: Bahn testet das Angebot deutschlandweit erstmalig flächendeckend in Sachsen-Anhalt

Nach Angaben der Bahn wird damit erstmals in Deutschland ein Streckennetz mit WLAN im Regionalverkehr ausgerüstet.

„Wir sind Vorreiter“, sagt Wolfgang Weinhold, Geschäftsführer der Bahn-Tochter DB Regio. Bisher gebe es bundesweit nur Pilotprojekte in einzelnen Nahverkehrszügen. Im Fernverkehr steht WLAN nur im ICE zur Verfügung. Die Pläne zur Ausrüstung von Regionalzügen waren von der Bahn und dem Land seit Jahren angekündigt worden.

Um möglichst stabile Internet-Verbindungen anzubieten, nutzt die Bahn die Funknetze von drei großen Betreibern (Vodafone, Telefonica und Telekom) parallel. So sollen jedem Nutzer 50 MB Datenvolumen bereitgestellt werden können - danach wird die Übertragungsgeschwindigkeit gedrosselt.

Netzlücken sollen mit Material aus der Konserve gefüllt werden. Dazu hat die Bahn eine App entwickelt, die Filme, Serien und Nachrichten enthält. Dieses Angebot soll nun zunächst getestet werden. „Wir müssen sehen, welche Inhalte bei den Kunden wirklich ankommen“, sagt Weinhold.

Noch sind nicht alle Züge auf den WLAN-Strecken in Sachsen-Anhalt von der Bahn ausgerüstet worden

Noch sind nicht alle Züge auf den genannten Strecken mit WLAN-Technik ausgerüstet, die Bahn will das „in den nächsten Monaten“, so ein Sprecher, nachholen. Nach dem Willen der Landesnahverkehrsgesellschaft Nasa soll mittelfristig in allen Regionalzügen im Land kostenloses Internet verfügbar sein.

Doch wie realistisch ist das? Nicht in allen Verkehrsverträgen zwischen der Nasa und den Zugbetreibern ist WLAN vorgeschrieben. „Wo das nicht der Fall ist, können wir die Betreiber nicht zwingen“, sagt Nasa-Chef Rüdiger Malter.

Als nächstes sollen Ende 2018 der neue Regionalexpress Halle-Jena und das so genannte Dieselnetz Sachsen-Anhalt mit WLAN ausgestattet werden. Dazu zählen fast alle Regionalstrecken im Land, die mit Dieseltriebzügen befahren werden. Ende 2018 übernimmt der Bahn-Konkurrent Abellio das Netz von der Deutschen Bahn und vom Harz-Elbe-Express.

Abellio bedient seit Ende 2015 bereits Strecken von Halle Richtung Erfurt und Kassel. Dafür hatte das Unternehmen frühzeitig Internet-Zugang als Standard angekündigt. „Zügig“ nach dem Betriebsstart sollte WLAN angeboten werden, hieß es noch im Sommer 2015. Doch bisher ist daraus nichts geworden.

Auch bei Abellio haben sie gemerkt, dass sich die Pläne nicht so einfach umsetzen lassen. „Jedes Angebot ist nur so gut wie die Funknetzabdeckung entlang der Strecke“, räumt Unternehmenssprecher Matthias Neumann ein.

Bei der Bahn heißt es, die Funknetzanbieter hätten das Thema lange nicht für relevant gehalten, erst Druck vom Bund habe nachgeholfen. Das Land wiederum wartete erst einmal ab, bis die Bahn mit der neuen App ein eigenes technisches System entwickelt hatte.

Im Dieselnetz will Abellio ähnlich verfahren wie die Deutsche Bahn: Lücken im Funknetz sollen mit Informationen aus der Konserve gefüllt werden. Dafür sollen die 52 neuen Züge, die das Unternehmen bestellt hat, extra mit Servern versehen werden. Ob die Züge, die Abellio bereits jetzt betreibt, später entsprechend nachgerüstet werden, lässt Neumann offen - vertraglich vorgeschrieben ist das im Gegensatz zum Dieselnetz nicht. „Wir wollen erst einmal Erfahrungen sammeln.“ Am Ende sei die Ausrüstung auch eine Kostenfrage. (mz)