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Wismut GmbH Wismut GmbH: Beseitigung von hochgiftigen Schlämmen und Resten von Uran bis 2045

17.06.2016, 05:18
Der Bergbau-Gruß "Glück Auf" steht unter einem stilisierten Schwibbogen in Bad Schlema.
Der Bergbau-Gruß "Glück Auf" steht unter einem stilisierten Schwibbogen in Bad Schlema. dpa-Zentralbild

Chemnitz - Rund 8 Milliarden Euro wird die Sanierung der Hinterlassenschaften des ehemaligen Uranbergbaus in Sachsen und Thüringen bis 2045 kosten. Bis 2028 soll laut den Geschäftsführern Stefan Mann und Rainer M. Türmer die Arbeit weitgehend erledigt sein, wie sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur berichten.

Seit 25 Jahren beseitigt die Wismut die Hinterlassenschaften des von ihr verantworteten Uran-Bergbaus. Wie weit sind Sie damit gekommen?

Stefan Mann: Von den rund 1.400 großen und kleineren Objekten wie Halden, Bergwerken und Schlammbecken sind weit mehr als 80 Prozent erledigt. Im Bereich unter Tage sind es sogar 99 Prozent. Mit Ausnahme eines letzten Belüftungs- und Überwachungsstollens in Bad Schlema, den wir brauchen, gibt es praktisch kein offenes Bergwerk mehr. Das letzte große Projekt sind jetzt die sogenannten Schlammteiche in Seelingstädt (Thüringen) und Helmsdorf (Sachsen) mit rund 160 Millionen Kubikmetern hochgiftiger Schlämme, Resten von Uran und Chemikalien. Die Sanierung in Culmitzsch bei Seelingstädt wird bis etwa 2028 dauern.

Anfangs sollte die Sanierung des Uran-Bergbaus umgerechnet 6,4 Milliarden Euro kosten. Später war von rund 7 Milliarden Euro die Rede. Wie teuer wird es nun?

Stefan Mann: Bis heute haben wir rund 6 Milliarden Euro für die Sanierung eingesetzt. Nach jetzigen Planungen gehen wir von etwa 8 Milliarden Euro aus - bis 2045. Es hat sich gezeigt, dass die Sanierung sehr viel länger dauert als jene ursprünglich angenommenen 10 bis 15 Jahre. Wir mussten erkennen, dass einige Aufgaben geradezu Ewigkeitscharakter haben. Da ist etwa die Behandlung des Wassers aus den ehemaligen Gruben, des Sickerwassers an den Halden oder an den Schlammteichen. Die dort geschaffenen, grünen Landschaften müssen gepflegt und überwacht werden. Wir werden dauerhaft ein Messnetz für Luft und Wasser unterhalten. Diese Langzeitaufgaben waren in der Kostenabschätzung zunächst nicht enthalten.

Wie sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden? Sind blühende Landschaften entstanden?

Stefan Mann: Eigentlich schon. Der Erfolg ist am besten in Bad Schlema zu besichtigen. Das Gebiet dort war vor 25 Jahren abgesperrt und durfte nicht betreten werden. Jetzt ist es ein Kurbad. In Gera-Ronneburg hat auf ehemaligem Bergbaugelände 2007 eine Bundesgartenschau stattgefunden. Auf vielen sanierten Bergbauflächen werden neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere entstehen, denn dort darf nicht gebaut werden, gibt es keine Landwirtschaft und keine so intensive Forstpflege.

Und wie viele der Bergleute haben den Uranbergbau mit ihrer Gesundheit bezahlt?

Rainer M. Türmer: Auch das gehört zur Geschichte der Wismut. Von den seit 1946 mehr als 400.000 Mitarbeitern haben etwa 9.400 eine anerkannte Berufskrankheit wegen ihrer Strahlenbelastung davongetragen. Viele waren an Krebs erkrankt und sind daran gestorben.

Welche Zukunft hat die Wismut?

Rainer M. Türmer: Die Wismut wird bleiben, auch wenn sich die Zahl der Mitarbeiter bis 2028, wenn der größte Teil der Arbeiten erledigt ist, von jetzt mehr als 1000 etwa halbieren wird. Die verbliebenen Aufgaben müssen weiter erledigt werden und im Gedächtnis nachfolgender Generationen bleiben. Hinzu kommt: Unser bei der Uranbergbau-Sanierung gewonnenes Wissen wird gebraucht. Das Umweltbewusstsein ist weltweit gewachsen. Die Wismut hat bei der Umweltsanierung einen guten Namen. International sind wir zur Zeit an mehreren Projekten etwa in Kirgisien und Tadschikistan beteiligt. (dpa)