Werk Leipzig Werk Leipzig: Porsche arbeitet an Produktion des ersten Macan

Leipzig/dpa/MZ - Ende des Jahres soll bei Porsche in Leipzig der erste Macan vom Band rollen, eine sportliche Geländelimousine in der Kompaktklasse. Auf dem Werksgelände im Norden der Stadt setzen die Autobauer zum Endspurt an: Im neuen Karosseriewerk läuft der Probebetrieb, die Personalsuche beginnt. Mehr als 1 000 Mitarbeiter sucht Porsche, seit Mittwoch stehen die Stellenausschreibungen im Internet. „Wir suchen Mitarbeiter mit Benzin im Blut“, sagte Porsche-Produktionsvorstand Oliver Blume.
Prototypen für Entwickler
Einer von ihnen ist Norbert Wagner. Seit Juli 2012 ist der Leiter des Karosseriebaus bei Porsche in Leipzig, zuvor arbeitete er mehr als 23 Jahre für Daimler. Der 52-Jährige bereitet den elften Modellstart seiner Karriere vor. Tag für Tag wird getestet, ob der Zusammenbau der rund 400 angelieferten Teile zu einer kompletten Karosserie funktioniert. Es entstehen Prototypen für die Entwickler und zur Qualitätskontrolle. Vieles wird noch per Hand zusammengefügt und geschweißt. So schnell wie möglich sollen Roboter das übernehmen, um später bis zu 50 000 Macan pro Jahr vom Band rollen zu lassen - rund 140 Wagen täglich.
Sie sollen sich abheben von der Masse der Autos, betonen die Porsche-Männer, die gerne vom besonderen Charakter ihrer Premiummarke sprechen, vom „Porsche-Geist“. Blume, der seit Jahresbeginn dabei ist, betont das „spezielle Produktionssystem“ des Sportwagenherstellers. Der Mittvierziger, dessen bisherige Karriere-Stationen Audi, Seat und VW waren, sagt zugleich: „Wir nutzen, was der Konzernbaukasten bietet. Wir gucken uns genau an, wer was am besten kann.“ Er nennt Vorteile bei der Logistik und Chancen bei der Qualifizierung der Mitarbeiter. So greift Porsche für die Mitarbeiterauswahl auf eine Firma aus dem VW-Verbund zurück. Künftige Porschianer werden dann auch bei VW in Zwickau geschult, bevor sie in Leipzig produzieren.
Hätte es den Macan auch ohne die Rückenstärkung im großen VW-Konzern gegeben? Die Antwort von Blume kommt zögernd: „Da hätte es Möglichkeiten gegeben.“ Der sportliche Kompaktwagen soll Porsche im SUV-Segment und quasi als kleiner Bruder des Erfolgsmodells Cayenne Erfolge einfahren. Blume spricht von „einem der größten Wachstumssegmente“ der Autobranche, das der Absatzkrise trotze. Vielversprechende Märke sieht er unter anderem in China und den USA. Etwa jeder zweiter Porsche geht in den außereuropäischen Export.
Mit dem Macan aus Leipzig bietet der Sportwagenbauer ein Einstiegsmodell: Es werden zwar noch keine Zahlen genannt, Fachleute erwarten aber einen Grundpreis von deutlich unter 50 000 Euro - weniger, als jeder andere Porsche kostet.
In der neuen Produktionshalle in Leipzig stehen inzwischen die meisten der 370 Roboter des Karosseriebaus. Er lässt den Standort zusammen mit der benachbarten Lackiererei zum Vollwerk werden. Die bisherigen Modelle Cayenne und Panamera werden in Leipzig lediglich montiert. Motoren und fertige Karosserien liefern andere Werke des VW-Konzerns.
Eine halbe Milliarde Euro
Rund eine halbe Milliarde Euro investiert Porsche in Sachsen, das größte Bauprojekt in seiner Geschichte. Zum ersten mal will das Unternehmen dabei auch staatliche Zuschüsse einsetzen. Wegen der Größe der Investition, sagte Produktionsvorstand Blume. Ob es klappt, liege noch an der EU, die die Freigabe der rund 40 Millionen Euro derzeit prüfe.
Die Porsche-Investition zieht weitere Projekte an: Im Umfeld werden sich Zulieferer ansiedeln, so ein Presswerk, sagte Blume. Über Größenordnung äußert er sich nicht - die Planungen laufen noch. Das Porsche-Werkgelände bleibt dabei vorerst unberührt, obwohl es noch reichlich freie Fläche gibt. Da stehe die eigene Zukunftssicherung im Vordergrund. Blume: „Die Grundstrukturen für Erweiterungen und weitere Modelle sind geschaffen.“