Wegen niedriger Zinsen Wegen niedriger Zinsen: Sparkasse kündigt unliebsame Sparverträge

Leipzig/Halle (Saale) - Jährlich steigende Zinsen auf Sparverträge: Was die Kunden freut, ist der Sparkasse Leipzig nun zu teuer. Wie das Institut auf MZ-Anfrage mitteilte, werden unbefristete Prämiensparverträge, welche die höchste Prämienstaffel erreicht haben, außerordentlich gekündigt. Wie viele Kunden das betrifft, teilte die Sparkasse nicht mit, es dürften aber einige tausend sein.
Hintergrund der Entscheidung ist laut Sparkasse das anhaltend niedrige Zinsumfeld. „Die hohen Prämienzahlungen entsprechen nicht mehr den Gegebenheiten des Kapitalmarktes. Wir passen die unbefristeten Verträge jetzt den Realitäten an“, erklärte ein Sparkassensprecher.
Kunden sind über die Sparkasse Leipzig verärgert
Beim Prämiensparen legen die Kunden einmal eine feste Summe an und zahlen monatlich einen Betrag ein. Dafür erhalten sie Zinsen, die vergleichsweise niedrig sind. Für ihre jährlichen Beiträge bekommen sie zusätzlich einen Bonus, der mit der Zeit steigt. Nach 15 Jahren kann dieser bei 50 Prozent liegen. Das heißt, werden 500 Euro im Jahr eingezahlt, muss das Institut 250 Euro an Bonus zahlen.
Solche Verträge, die die höchste Prämienstaffel erreicht haben und nicht befristet sind, werden nun von der Leipziger Sparkasse gekündigt.
Viele Sparkassen-Kunden sind über das Vorgehen verärgert. „Bisher haben sich bei uns etwa 300 betroffene Kunden beschwert und beraten lassen“ sagt Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen.
Verbraucherzentrale Sachsen rät betroffenen Kunden zum Widerspruch
Nach ihren Worten ist nicht immer einfach zu entscheiden, ob es sich um unbefristete oder befristete Verträge handelt. In Werbeflyern sei oft mit Laufzeiten von mindestens 25 Jahren geworben worden. „Ein wichtiger Schritt für die Sparer, sich gegen die Kündigungen zu wehren, ist zunächst der Widerspruch“, hebt Heyer hervor. „Die Verbraucherzentrale Sachsen ist dabei gern behilflich.“
Sparkasse Anhalt-Bitterfeld ging ähnlich vor
Ähnlich wie jetzt die Leipziger ist bereits die Sparkasse Anhalt-Bitterfeld vorgegangen. Diese kündigte bereits Anfang 2016 rund 2.200 Kunden, die solch hochverzinste Produkte besaßen. Dabei wurde eine dreimonatige Kündigungsfrist geltend gemacht. Einige Kunden klagten dagegen vor dem Landgericht Dessau-Roßlau. Laut Deutsche Finanzmarktschutz gibt es zwar schon ein erstes Urteil, doch dieses sagt aber noch nichts über die Wirksamkeit oder Unwirksamkeit der Kündigung aus.
In den 90er und 2000er Jahren haben zahlreiche Sparkassen in Deutschland solche Prämiensparverträge vertrieben. Das war für die Institute zunächst attraktiv, weil die Bonuszahlungen in den ersten Jahren gering ausfielen. Mit zunehmender Laufzeit sind sie den Kreditinstituten aber ein dicker Klotz am Bein. (mz)