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Unseriöse Angebote Unseriöse Angebote: Betrüger auf dem Grauen Kapitalmarkt

Von Thorsten Wiese 01.12.2005, 12:59

Berlin/dpa. - Von den mehr als 70 000 eingezahlten Euro hat er aber bis heute so gut wie nichts wieder gesehen. Am Grauen Kapitalmarkt werden gute Geschäfte gemacht - die oft unseriös sind. Rund 10 200 Fälle von Kapitalanlagebetrug erfasste das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden 2004. Das Deutsche Institut für Anlegerschutz (DIAS) in Berlin geht davon aus, dass Zehntausende Deutsche einen Teil ihrer Altersvorsorge bei Betrügern angelegt haben. Mit rund 1,5 Millionen Opfern rechnet die Schutzgemeinschaft für geschädigte Kapitalanleger (SGK) in Berlin für 2005.

«Zurzeit werden vor allem Unternehmensanleihen von fragwürdigen Anbietern vertrieben», sagt DIAS-Vorstand Volker Pietsch. Auch Beteiligungen an geschlossenen Immobilienfonds oder Solaranlagen seien oft unseriös. Sogar obskure Diamantengeschäfte würden vermehrt angeboten. Die Kontaktaufnahme finde dabei meist per Telefon statt, so SGK-Experte Jochen Resch.

«Meist wird vorgegeben, ein Institut wolle eine Bürgerbefragung zu statistischen Zwecken vornehmen.» Bald würden dann aber in der Regel astronomische Renditen versprochen. «Bei einer Rendite von mehr als fünf Prozent sollten alle Alarmglocken läuten», warnt Volker Pietsch vom DIAS allerdings.

Pietsch rät, die Rendite- und Zinssätze bei der Bank oder in der Tageszeitung zu prüfen. Beim geringsten Verdacht eines unseriösen Angebots helfe nur eine Ablehnung. Am besten solle man sich erst gar nicht auf ein Gespräch einlassen. «Die Verkäufer sind ja heute nicht mehr so plump.» Neben Anrufen werben die Anbieter mit Prospekten, die im Briefkasten, manchmal aber auch in seriösen Zeitungen liegen.

Warnsignale können auch ein fehlender Eintrag im Handelsregister oder ein Unternehmenssitz im Ausland sein. «Panama, Bermudas, USA - das hat es alles schon gegeben», sagt Kriminalhauptkommissar Norbert Trotte von der Dienststelle für Kapitalanlagebetrug beim Landeskriminalamt Hamburg. «Mittlerweile kommen auch Werbe-SMS.»

Eine staatliche Überwachung der Produkte ist der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn zufolge nicht vorgesehen. Das Gesetz schreibt laut Sprecherin Sonia Hanenberg unter anderem nur die Überwachung des Einlagengeschäfts vor. Inhaberschuldverschreibungen etwa fielen nicht darunter, so Hanenberg.

Helfen kann dem, der unterschrieben hat, oft nur noch der Gang zum Anwalt. Listen von spezialisierten Juristen führen die SGK und die Verbraucherzentralen. Den Gang zum Anwalt hat auch Jürgen Grabert vor einigen Monaten angetreten. Die Hoffnung, sein restliches Geld wieder zu bekommen, hat er aber aufgegeben. «Ich habe mich mit dem Gedanken abgefunden, dass das ein teures Hobby war.»

Informationen: Unter www.dias-ev.de gibt es eine Liste unseriöser Angebote. Das Merkblatt «Praktische Sicherheits-Tipps für Sparer und private Geldanleger» gibt es gratis bei der Zentralen Geschäftsstelle der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Taubenheimstraße 85, 70372 Stuttgart (Tel. 0711/54 01 20 62, E-Mail: [email protected]).

www.dias-ev.de