Übernahme von Kabel Deutschland Übernahme von Kabel Deutschland: Vodafone bläst zum Angriff auf die Deutsche Telekom

München/MZ - Der britische Mobilfunkriese Vodafone klopft mit seinem nun offiziellen Übernahmeangebot für Kabel Deutschland Holding (KDH) an offene Türen. „Kabel Deutschland und Vodafone ergänzen sich ideal“, begrüßte KDH-Chef Adrian von Hammerstein die 7,7 Milliarden Euro teuere Offerte. Er und der KDH-Aufsichtsrat empfehlen Aktionären sie anzunehmen. Der Preis sei attraktiv. Zugleich bestehe die Chance, vor der Deutschen Telekom zum führenden Anbieter für Telekommunikations- und TV-Dienste im Land zu aufzusteigen. Inklusive der Schulden von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber will sich Vodafone den Kauf knapp elf Milliarden Euro kosten lassen.
Pro KDH-Aktie sind das 87 Euro und damit zwei Euro mehr als die vom Rivalen und US-Kabelkonzern Liberty angeblich für die Münchner gebotenen 85 Euro je Aktie. Vodafone hat beste Chancen, den Übernahmekampf, einen der europaweit kostspieligsten der letzten Jahre, zu seinen Gunsten zu entscheiden, schätzen Börsianer und andere Experten. Zudem bezeichnet Hammerstein das bisherige Liberty-Werben als nicht umsetzbar.
Sollte der US-Konzern, der hierzulande bereits die Kabelnetze von Unitymedia und KabelBM in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen kontrolliert, ein verbessertes Angebot auf den Tisch legen, werde er zwar seine Pflichten erfüllen und es prüfen. Nach großer Bereitschaft, dem Konzern von US-Milliardär John Malone eine echte Chance zu geben, klingt das aber nicht.
Hammerstein hat mit Vodafone bereits eine Grundsatzvereinbarung geschlossen. Die sieht vor, dass es zumindest bis Ende 2014 keine betriebsbedingten Kündigungen der 3 600 Beschäftigten gibt, keine großen Standorte geschlossen werden und die Münchner KDH-Zentrale erhalten bleibt. Hammerstein selbst soll in die deutsche Vodafone-Geschäftsführung einziehen. KDH würde das komplette Festnetzgeschäft mit Privatkunden und für die Wohnungswirtschaft verantworten. Ob die Marke Kabel Deutschland erhalten bleibt oder künftig alles unter Vodafone läuft, sei noch nicht entschieden, erklärte Hammerstein. Die Briten tendieren zur Einheitsmarke Vodafone.
Klar ist, dass die geplante Firmenehe auf die Deutsche Telekom zielt. Sie schaffe ein neues Schwergewicht im Wettbewerb mit dem Bonner Platzhirschen um Telefon-, Internet- und TV-Kunden, sagte Hammerstein. Bislang ist Vodafone hierzulande die Nummer zwei. Im Markt mit Paketen aus TV, Telefon und Internet lässt sich in den kommenden Jahren einiges an Wachstum schaffen. Für das Duo seien neue Wachstumssprünge zu erwarten, wenn es zur Firmenehe kommt und das vor allem, weil sein Konzern marktführend bei Glasfasernetzen mit hohen Übertragungsgeschwindigkeiten sei, betonte der KDH-Chef.
Schon jetzt stößt die Branche vielfach an ihre Kapazitätsgrenzen. „Die mobile Datennutzung wird explodieren“, betont zudem KDH-Finanzchef Andreas Siemen. 80 Prozent Zuwachs pro Jahr seien prognostiziert. Superschnelle Glasfaserkabel, wie sie KDH verlegt hat, seien hier unschlagbar. Die lassen sich zudem leicht mit Mobilfunk verknüpfen. In Berlin haben das die Münchner gerade erfolgreich getestet. Auf KDH-Verteilerkästen wurden Wlan-Antennen aufgepflanzt, um im Umkreis von 300 Metern für innerstädtische Hotspots zu sorgen. Bundesweit seien so 70 bis 80 Prozent Abdeckung möglich, sagt Hammerstein. Den Rest könne Vodafone über die eigenen Netze oder gemietete Netze bedienen.
Über Kreuz verkaufen könnte das Duo ihre jeweiligen Dienste dann an die 32 Millionen Vodafone-Mobilfunkkunden in Deutschland, zu denen 8,5 Millionen KDH-Kunden kämen. Es entstünde ein neuer Riese mit 11,5 Milliarden Euro Gesamtumsatz. Große Hürden sehen Hammerstein und Vodafone-Chef Vittorio Colao auf dem Weg dorthin kaum noch. Kartellrechtlich erwartet Colao keinen wesentlichen Widerstand. Angemeldet ist die Firmenehe aber noch nicht und die Kartellhüter haben in der Branche schon öfter für Überraschung gesorgt.