Globalisierung Trikots bei Europameisterschaft: Auch asiatische Länder sind bei der EM

Herzogenaurach - Argentinien, Brasilien, Kambodscha, Pakistan, Indonesien und China – nur fünf von zwei Dutzend Ländern, von denen kaum jemand weiß, dass sie auch an der Europameisterschaft in Frankreich teilnehmen.
Aber wie kann das sein, bei einer Europameisterschaft? Dass auch die USA, Taiwan, Myanmar und die Philippinen bei der Euro 2016 am Start sind, liegt an der Globalisierung der Sportmärkte.
Denn zwar stammen sechs der sieben Firmen, die Team und Turnier ausstatten, aus Europa. Doch lassen sowohl die beiden Großen Adidas und Nike als auch Verfolger Puma und die vier Herausforderer Macron (Italien), Joma (Spanien), Errea (Italien) und Umbro (GB) Trikots, Bälle und Schuhe überall auf der Welt fertigen.
Das #Pumagate um die zerrissenen Schweizer Trikots brachte es an den Tag: Die hübschen Leibchen werden in der Türkei gefertigt, nicht im deutschen Herzogenaurach, wo Puma seinen Sitz hat.
Ein Blick auf die Etiketten von Nationalmannschaftstrikots der 24 Teilnehmerländer zeigt, dass die Türkei eher noch ein naheliegender Produktionsstandort ist. Nike-Trikots wie sie die Franzosen und Engländer tragen, kommen aus Fabriken in Vietnam, Thailand und Bosnien; aber auch aus Honduras und Bangladesh.
Adidas lässt bei Splendor Co. und Sportext Industry in Kambodscha, bei Ching Luh in China und bei Global Way in Indonesien fertigen, Puma bekommt 90 Prozent der Schuhe und 60 Prozent der Bekleidung mit der eigenen Marke aus China, Thailand, Malaysia, Vietnam und Kambodscha geliefert.
Weitere Produktionsstätten der deutschen Nummer 2 befinden sich in Rumänien, Bulgarien, Portugal, Italien, Paraguay und den USA. Der New Yorker Multi-Markenkonzern Iconix Brand Group, der die englische Traditionsmarke Umbro nach der gescheiterten Integration in den Weltmarkführer Nike übernahm, lässt in Bangladesh nähen.
Und auch bei den italienischen Newcomern Errea und Macron finden sich zwar Hinweise auf Trikots „designed in Italy“. Aber wie der spanische Konkurrent Joma behauptet keines der Unternehmen, in Europa weben oder nähen zu lassen.
Das geschieht zumeist in Südamerika oder Asien, bis hin zum offiziellen Spielball des Turniers wäre eine Europameisterschaft ohne den Rest der Welt nicht vorstellbar.
Der von Adidas designte und von der deutschen Bayer-AG-Tochter Covestro entwickelte „Beau Jeu“-Ball jedenfalls - zu Deutsch „Schönes Spiel“ – ist eigentlich ein Chinese: Dort wird der offizielle Spielball des Euro-Turniers hergestellt. Rein maschinell. (mz)