Supermarktkette Supermarktkette: Kaiser's Tengelmann nun doch vor Zerschlagung

Berlin - Alles Hoffen und Bangen der Beschäftigten scheint vergebens gewesen zu sein: Die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann steht nun doch vor der Zerschlagung und wird nicht, wie noch in der vergangenen Woche angekündigt, vom Marktführer Edeka übernommen.
Rewe-Chef Alain Caparros bestätigte am Donnerstagabend einen Medien-Bericht, demzufolge die Gespräche mit Edeka und anderen Wettbewerbern über eine einvernehmliche Lösung gescheitert seien. Carparros hatte die Teilnahme an einer für Samstag angesetzten Abschlussrunde bereits am Dienstag abgesagt.
Haub will Mitarbeiter Freitagmittag informieren
Zuvor hatte die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine E-Mail, in dem Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub gegenüber Verdi-Chef Frank Bsirske die Zerschlagung der Kette für die kommende Woche ankündigt, vom Scheitern der Gespräche berichtet. Danach will Haub die rund 15 500 Beschäftigten am Freitagmittag über den Ausverkauf der 450 Supermärkte informieren, der bereits in der kommenden Woche begonnen soll.
Grund sind offenbar unüberbrückbare Differenzen zwischen den Chefs der Supermarktketten Edeka, Rewe und Norma sowie der Schweizer Markant AG (Migros-Märkte). Im Kern ging es um die Frage, ob Edeka - wie bereits vor zwei Jahren mit Haub vereinbart - alle 450 Filialen von Kaiser´s Tengelmann übernehmen kann oder nicht.
Zunächst hatte das Bundeskartellamt unter Hinweis auf die marktbeherrschende Stellung Edekas die Übernahme untersagt. Dann hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sie unter der Auflage genehmigt, dass die Arbeitsplätze über mehrere Jahre hinweg erhalten bleiben. Dagegen wiederum hatten Rewe, Markant und Norma geklagt und vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf mit einem Eilantrag erreicht, dass die Übernahme bis zu einer endgültigen Entscheidung auf Eis gelegt wurde.
Haub unter Zeitdruck
Unterdessen lief Haub die Zeit davon. Die Filialen sollen zuletzt einen Gesamtverlust von zehn Millionen Euro pro Woche eingefahren haben. Eine Zerschlagung der Kette, mit dem Verkauf einzelner attraktiver Standorte an unterschiedliche Interessenten und der Schließung vieler anderer Filialen, rückte in greifbare Nähe.
Auf Vermittlung von Verdi hatten sich die Kontrahenten dann aber in den vergangenen Wochen mehrmals zu Geheimverhandlungen getroffen, um außergerichtlich eine für alle tragfähige Lösung zu finden. Dies schien in der vergangenen Woche gelungen zu sein: Man habe grundsätzlich eine Einigung erzielt, dass die Kette nicht zerschlagen, sondern im Paket von Edeka übernommen werden solle. Die Details würden bis zum kommenden Dienstag ausverhandelt werden. Bis dahin vereinbarten die Teilnehmer striktes Stillschweigen.
Frühe Zweifel am Durchbruch
Diese Übereinkunft ist nun hinfällig. Marktbeobachter hatten bereits früh Zweifel am angeblichen Durchbruch und dessen zentraler Vereinbarung gehegt: Demnach hätten Rewe und andere Wettbewerber ihre Klage vor dem OLG zurückziehen müssen und wären dafür von Edeka entschädigt worden.
Völlig offen blieb die Frage, auf welche Weise das geschehen könnte. Haub und Edeka setzten offenbar auf Geldzahlungen: Den Konkurrenten sollte die Klage gleichsam abgekauft werden. Dass sich weder die finanzstarke Rewe-Gruppe noch Norma und Markant darauf kaum einlassen würden, war absehbar: Ihnen ging es nicht um Bares, sondern um ein möglichst schmackhaftes Stück am Kaiser’s-Tengelmann-Kuchen: Um die Übernahme einzelner attraktiver Standorte.
Tengelmann hat keine Zeit mehr
Eine solche Lösung hätte allerdings die Ministererlaubnis Gabriels gegenstandslos werden lassen, da diese sich auf die Übernahme der gesamten Kette durch Edeka bezog. Ohne gültige Ministererlaubnis aber wäre erneut das Kartellamt ins Spiel gekommen, dass die neuen Übernahmepläne abermals prüfen würde. Zudem wären Kaufverträge mit Rewe und den anderen Mitbewerbern für einzelne Märkte nötig geworden. All das hätte sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Zeit, die Kaiser’s Tengelmann gerade nicht hat.
Und so tritt nun doch ein, was Gabriel, Haub, Verdi und auch Edeka unbedingt hatten vermeiden wollen: Die traditionsreiche Kette wird zerschlagen, tausende Beschäftigte verlieren ihre Arbeit.