Shopping trotz Corona Shopping trotz Corona: Wie der Online-Handel von der Krise profitiert

Leipzig - Zur Eindämmung des Coronavirus müssen tausende kleiner Händler vorübergehend schließen. Internet-Versandhändler dürfen dagegen weiter liefern, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Die Verbraucher bestellen daher zunehmend online die Waren, wovon der Branchenprimus Amazon profitiert. Unternehmenssprecher Stephan Eichenseher spricht von einer „steigenden Nachfrage“, ohne allerdings konkrete Zahlen zu nennen.
Amazon profitiert von steigender Nachfrage durch Coronavirus
Interessant ist, dass der Onlinehändler dazu übergegangen ist, bestimmte Produktgruppen vorrangig auszuliefern. „Wir priorisieren seit dieser Woche den Eingang und Versand von Waren, die Kundinnen und Kunden aktuell am dringendsten brauchen“, so Eichenseher. Es handele sich dabei um Artikel für den täglichen Bedarf, medizinische Verbrauchsgüter und andere Produkte mit hoher Nachfrage.
Keine Ausgangskontrollen und mehr Zuschläge
Um das steigende Aufkommen zu bewältigen, will das Unternehmen aktuell 350 zusätzliche neue Voll- und Teilzeitstellen in den deutschen Logistikzentren schaffen. Für die Mitarbeiter in den Lagern wurden zudem die Schutzmaßnahmen erhöht. Wie die MZ erfuhr, wurde begonnen, Start- und Pausenzeiten der Schichten zu staffeln, damit Abstand gehalten werden kann.
Die vielfach von den Gewerkschaften kritisierten Ausgangskontrollen fallen vorübergehend weg, um den Bewegungsfluss an den Ausgängen zu gewährleisten. Zudem müssen Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze und Fahrzeuge zu Beginn und am Ende jeder Schicht mit Desinfektionstüchern reinigen. Um die „Arbeit der Mitarbeiter zu würdigen“, so Eichenseher, zahlt Amazon in den Versandzentren bis Ende April einen Zuschlag von zwei Euro die Stunde.
Auch Otto verzeichnet mehr Bestellungen
Auch bei der deutschen Nummer zwei im Online-Versandhandel, Otto aus Hamburg, nehmen die Bestellungen zu. So steigt derzeit beispielsweise die Nachfrage nach bestimmten Produkten aus Kosmetik- und Körperpflege. Besonders gefragt sind demnach Haar- und Bartschneider, wie Otto-Chef Marc Opelt der „Bild“-Zeitung sagte. „Von einem Bartschneider verkaufen wir normalerweise 30 Stück am Tag, aktuell sind es zwischen 250 und 300“. Die Friseure hätten zu, da werde die Körperpflege zeitweise nach drinnen verlagert, erklärte Opelt.
Bei Sportartikeln wie Hanteln sei es ähnlich: Deren Bestellungen versechsfachten sich, bei Druckern und Drehstühlen - beides wichtige Artikel für das Homeoffice - waren es doppelt so viele. Die Nachfrage nach Fernsehern legte um 50 Prozent zu, bei Gesellschaftsspielen seien es 199 Prozent.
Änderungen in der Zustellung
Die Paketdienste haben ihre Zustellung an die Corona-Krise angepasst. Um den Kontakt zwischen Paketbote und Kunde zu minimieren, bieten die Unternehmen kontaktlose Lieferungen an und verzichten auf die Unterschrift des Kunden. Bei DHL und Hermes können die Kunden auch einen „Ablageort“ - etwa vor der Haustür - bestimmen. Damit wird jeder Kontakt vermieden. Die Lieferzeiten haben sich in den vergangenen Wochen jedoch verlängert, berichten Kunden. (mz/afp)
