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Sektkellerei in Freyburg Sektkellerei in Freyburg: Bestes Jahr für Rotkäppchen

Von Steffen Höhne 16.12.2015, 11:51
In der Rotkäppchen-Mumm-Sektkellerei in Freyburg kontrolliert Elke Fieker Sektflaschen an der Verpackungslinie.
In der Rotkäppchen-Mumm-Sektkellerei in Freyburg kontrolliert Elke Fieker Sektflaschen an der Verpackungslinie. dpa Lizenz

Freyburg - Bei Rotkäppchen rollen bald wieder die Bagger: Am 29. Februar (2016 ist ein Schaltjahr) soll mit dem Bau eines neuen Glaslagers am Firmensitz in Freyburg begonnen werden. 110 Millionen Flaschen werden jedes Jahr an das Glaslager geliefert und dort aufs Band gesetzt. „Fünf Millionen Euro sollen in den Neubau investiert werden, der ein bestehendes Lager an gleicher Stelle ersetzt“, sagt Rotkäppchen-Mumm-Chef Christof Queisser. Das neue Gebäude erhält allerdings einen acht Meter tiefen Reifekeller für die Sekte in Flaschengärung. Das exklusivere Segment wird von den Verbrauchern immer stärker nachgefragt. Im vergangenen Jahr verkaufte Rotkäppchen-Mumm 2,5 Millionen Flaschen, ein Plus von 32 Prozent zum Jahr 2013. „In diesem Jahr wird der Zuwachs wieder zweistellig ausfallen“, erläutert Queisser.

Mit konkreten Zahlen hält sich der Unternehmenschef noch zurück. Schließlich erwirtschaftet Deutschlands führende Sektkellerei rund 20 Prozent ihres Absatzes allein im Monat Dezember. Doch soviel steht laut Queisser schon fest: „Mit der Marke Rotkäppchen haben wir dieses Jahr so viele Verbraucher angesprochen wie nie zuvor.“ Wenn Queisser von der Marke spricht, dann meint er nicht nur Sekt, sondern auch Wein und die Fruchtseccos. Vor allem mit letzteren verbucht das Unternehmen seit der Markteinführung im Frühjahr 2014 Umsatzsprünge. Der Trend der weinhaltigen Mixgetränke kommt aus der Gastronomie. Dort wurde zuerst Prosecco mit Holunderblüten-Sirup gemixt und unter dem Namen „Hugo“ verkauft. Rotkäppchen-Mumm griff dies auf und bietet verschiedene Sorten etwa mit Erdbeer- oder Granatapfel-Geschmack an. Die Getränke kommen vor allem bei der weiblichen Kundschaft gut an. „Wir haben den Zeitgeist getroffen“, sagt Queisser. Er erwartet, dass das junge Segment weiter wächst. Am hessischen Standort Eltville wurde in diesem Jahr extra eine neue Abfüllanlage errichtet. „15 Millionen Euro haben wir dafür ausgegeben“, sagt der technische Geschäftsführer Ulrich Wiegel, der die Investition leitete.

Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher nimmt zu

Im klassischen Sektgeschäft sind in Deutschland nur noch schwer Umsatzsteigerungen zu erzielen. Im vergangenen Jahr ging der Sekt-Absatz insgesamt zurück. „In diesem Jahr erwarten wir eine stabile Entwicklung“, sagt Peter Müller, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sektkellereien. Der Pro-Kopf-Konsum der Deutschen über 16 Jahre liege recht konstant bei 3,9 Liter im Jahr. Wie in vielen anderen Lebensmittelbereichen auch, nehme das Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher zu. „Auf Firmenfeiern wird dann beispielsweise auch häufiger alkoholfreier Sekt getrunken“, so Müller. Das Segment wachse mit sechs bis sieben Prozent im Jahr. Rotkäppchen-Mumm besitzt im klassischen Sektgeschäft in Deutschland einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

Wachsen wird der Branchenführer künftig auch durch Zukäufe, die in diesem Jahr getätigt wurden. So erwarb das Unternehmen die Marken „Fläminger Jagd“ (Kräuterlikör) und Asmussen (Rum). „Die Marken werden unser Spirituosen-Geschäft voranbringen“, ist Queisser überzeugt. Zu Rotkäppchen-Mumm gehört der traditionsreiche Standort Nordbrand in Nordhausen. Erworben hat die Sektkellerei im November auch die italienische Getränkemarke Sprizzerò De Martin. Die Aperitivo-Marke - abgefüllt in Dosen - wird derzeit vor allem in der Alpenregion verkauft. Der Absatz liegt bei 500 000 Dosen im Jahr. „Mit Sprizzerò haben wir eine neue Marke, die wir international überall vermarkten könnten“, erklärt Queisser.

Die Internationalisierung des Hauses Rotkäppchen-Mumm wird in den kommenden Jahren wohl auch eine seiner Hauptaufgaben sein. In diesem Jahr ist die Sektkellerei in den tschechischen Markt eingestiegen. Das Potenzial ist groß, viele Märkte gerade in Osteuropa sind allerdings schon von deutschen Konkurrenten besetzt. Die Sektkellerei Henkell erwirtschaftet bereits 55 Prozent ihres Umsatzes international. (mz)