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Einkaufen in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Läden in Kleinstädten verschwinden

Von Michael Bertram 19.08.2017, 12:25
Die Gotthardstraße im Zentrum von Merseburg
Die Gotthardstraße im Zentrum von Merseburg Peter Wölk

Merseburg - Als Stefan Winters Ururgroßvater Richard Schmidt sein Schuhgeschäft auf dem Merseburger Markt eröffnete, war an Dinge wie Einkaufstempel auf der grünen Wiese oder Online-Shops nicht zu denken.

So übersichtlich wie 1886 ist der Einzelhandel aber längst nicht mehr. Vor allem in den Innenstädten der sogenannten Mittelzentren wie Merseburg steht der Handel mächtig unter Druck.

„Die Situation wird sich weiter verschärfen, insbesondere, was den Leerstand betrifft“, ist Schuhhändler Winter überzeugt. Nicht nur die vier Einkaufszentren in Merseburg und das Nova Eventis in Günthersdorf, das erst kürzlich neue Investitionen angekündigt hat, ziehen Kaufkraft aus der City ab. Und einer der größten Gegenspieler lauert nach wie vor im Internet.

Einzelhandel in Sachsen-Anhalt: Innenstädte im Wandel

„Die Menschen wollen ein Einkaufserlebnis“, benennt Winter den aus seiner Sicht größten Nachteil der Merseburger Innenstadt. „Von Jeans bis zum Parfüm - wenn man will, bekommt man in der City alles, was man braucht“, sagt er. „Aber die Leute wollen eben schlendern und einen Mehrwert.“

Das sieht auch Antje Bauer von der Industrie- und Handelskammer (IHK) so: „Die Innenstädte sind im Wandel, weil eine City neben Einzelhandel auch Gastronomie, Freizeit- und Dienstleistungsangebote braucht“, sagt sie. Die Mischung mache es eben.

Wie der in dieser Woche von der IHK herausgegebene Handelsatlas zeigt, ist die Vielfalt allerdings eher bedroht. Denn mit der Verkaufsfläche sind in Merseburg vor allem Fachmärkte verschwunden. Zwischen 2012 und 2016 weisen die Daten ein Minus von über 17 Prozent auf. Zugelegt haben mit 2,5 Prozent lediglich die Discounter.

Einzelhandel in Merseburg: Ein positiver Trend

„Merseburg steht aufgrund seiner Lage besonders unter Druck“, sagt Antje Bauer. Aber die Befunde seien auch in den früheren Jahren nicht besser gewesen. Allerdings, so Bauer, sei beim Leerstand mit einem Rückgang von minus 9,3 Prozent gegenüber 2012 ein positiver Trend erkennbar.

„Merseburg hat es schwer, aber für den Einzelhandel besteht weiter Hoffnung“, ist sie überzeugt. Neben dem Erlebnis könnten insbesondere kleinere, inhabergeführte Geschäfte mit guter Beratung und Service punkten und so überleben.

Attraktiv sei Merseburg ohnehin. Das zeige die Kennziffer der sogenannten Zentralität, die zuletzt bei 141,5 Prozent lag. Werte über 100 bedeuten, dass eine Stadt Anziehungskraft ausübt. „Merseburg liegt damit im Bezirk an der Spitze und damit sogar vor Halle“, erklärt Bauer. Wirklich erklären können die Experten sich diese Werte jedoch nicht. Die hiesigen Händler werden sie dennoch freuen. (mz)