"Komforteinschränkungen" Probleme im neuen ICE 4 der Deutschen Bahn: Probleme mit Vibrationen noch immer nicht gelöst

Halle - Vor wenigen Wochen fanden Fahrgäste im neuen ICE 4 zwischen Hamburg und München plötzlich weniger Plätze vor. Einen der zwölf Waggons hatten die Zugbegleiter für Reisende gesperrt, Sitze und Tische waren vollgestopft mit Messgeräten und Servern.
Techniker testeten, unter welchen Bedingungen der Zug besonders ruhig läuft. Noch immer hat die Deutsche Bahn für die technischen Probleme an ihrem Flaggschiff keine dauerhaft tragfähige Lösung gefunden.
„Komforteinschränkung“: Waggons im neuen ICE-4-Schnellzug vibrierten
Ende Juni war bekannt geworden, dass einzelne Waggons des neuen Superzuges auf bestimmten Streckenabschnitten bei hohem Tempo ins Vibrieren geraten (die MZ berichtete), die Bahn sprach von einer „Komforteinschränkung“.
Nach Angaben einer Konzern-Sprecherin sind die Vibrationen mittlerweile zwar vorerst beseitigt, weil in der Werkstatt die Radsätze abgeschliffen wurden. Das hatten die Bahn und der Hersteller Siemens im Juni als „kurzfristige Lösung“ angekündigt.
Problem noch nicht gelöst: „Lösungsansätze werden getestet“
Endgültig gelöst ist das Problem damit aber noch nicht. Würde die Bahn es beim regelmäßigen Abschleifen belassen, müssten die Züge häufiger als geplant in die Werkstatt - und stünden nicht für den Betrieb zur Verfügung.
Deshalb würden nun mehrere „dauerhafte Lösungsansätze“ getestet, wie die Unternehmen erklärten. Auch der Hersteller Bombardier, der für den ICE 4 die Drehgestelle liefert, sei einbezogen. Details nannten die Bahn und die Hersteller nicht.
Bahn verspricht technische Nachrüstungen
Eine Siemens-Sprecherin sagte der MZ lediglich, es gehe um „technische Nachrüstungen“, aber nicht um einen Eingriff in die Konstruktion. Im August soll endgültig entschieden werden, wie die Züge umgerüstet werden.
Derzeit setzt die Bahn nur zwei Exemplare des ICE 4 zur Probe auf der Strecke Hamburg-Hannover-München ein. Der reguläre Betrieb soll erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember beginnen; dann sollen auf dieser Verbindung fünf weitere der neuen Züge rollen.
Profile von Radsätzen und Schienen passen nicht zueinander
Deshalb sehen die Unternehmen auch keinen Zeitdruck: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir bis zum Dezember eine dauerhafte Lösung finden“, sagte die Siemens-Sprecherin.
Ursache für das Vibrieren ist nach Bahn-Angaben ein „ungünstiges Zusammenspiel von Rad und Schiene“. Soll heißen: Die Profile von Radsätzen und Schienen passen nicht zueinander.
Auch neuer Doppelstock-IC zwischen Halle und Magdeburg war betroffen
Das Eisenbahn-Bundesamt hatte bereits im Herbst vorigen Jahres auf von der Bahn vorgenommene Veränderungen der Schienenprofile hingewiesen. Dies führe „bei verschiedenen Fahrzeugen zu einem instabilen Fahrzeuglauf“.
Auch der neue Doppelstock-IC, der unter anderem zwischen Halle und Magdeburg rollt, war davon betroffen.
Schienen werden vorbeugend geschliffen um Unebenheiten zu beseitigen
Die Bahn spricht dagegen nicht von veränderten Schienenprofilen, sondern von „präventiver Instandhaltung“: Immer häufiger würden Schienen in bestimmten Abständen vorbeugend geschliffen, also bevor größere Schäden entstehen können. Die Arbeiten seien damit besser planbar, so der Konzern.
Das Schleifen von Schienen ist eine übliche Instandhaltungsmethode. Auf diese Weise werden beispielsweise kleine, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbare Unebenheiten beseitigt, die durch die Dauerbelastung mit fahrenden Zügen verursacht werden. (mz)