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Ölquellen in Deutschland Ölquellen in Deutschland: Das Emsland bohrt nach Öl

Von Bernhard Honnigfort 06.05.2014, 07:02
Die Total-Raffinerie in Leuna, Sachsen-Anhalt (Symbolbild)
Die Total-Raffinerie in Leuna, Sachsen-Anhalt (Symbolbild) dpa-Zentralbild

Berlin - Die energiehungrige Industrie wird die Sache wenig beeindrucken, die Autofahrer werden an den Tankstellen auch keine Veränderung spüren. Dennoch, man macht es wieder: Mitten in Deutschland wird nach Öl gebohrt.

Auch wenn der Boden nicht viel hergibt, die Angelegenheit lohnt sich angesichts steigender Ölpreise auf dem Weltmarkt. Im Dorf Börger im Emsland nahe der holländischen Grenze wird nun wieder der Bohrer angeworfen: Der französische Energiekonzern GdF Suez zapft mit einem kanadischen Partner ein vor zehn Jahren aufgegebenes Ölfeld wieder an. Am Montag gab es eine kleine Feier am Bohrloch.

Öl wird schon lange im Emsland gefördert. Vor etwa 70 Jahren sprudelte erstmals das schwarze Gold aus dem Erdreich. Das Feld bei Börger wurde erst in den 1970er Jahren entdeckt, dann etwa dreißig Jahre ausgebeutet und 2003 geschlossen, weil sich die Sache nicht mehr lohnte. „Viele Felder sind geschlossen worden, da lag der Ölpreis bei zehn Dollar pro Barrel, jetzt liegen wir bei einem zehnfachen“, sagt Deutschlands GdF Suez-Sprecher Stefan Brieske.

Vor allem in Nordwestdeutschland wird Öl gefördert, das meiste in Niedersachesen und Schleswig-Holstein, es gibt aber auch winzige Vorkommen in Baden Württemberg und im Alpenvorland. Die jährliche Fördermenge, etwa 2,5 Millionen Tonnen, deckt ungefähr zweieinhalb Prozent des Bedarfs. Im Jahr 1968 wurde laut Bundesanstalt für Geowissenschaften mit knapp über acht Millionen Tonnen am meisten gefördert, danach wurde es immer weniger.

Bohren um die Ecke

Nun geht man die Sache wieder an, auch weil dank neuer Technik mehr rauszuholen ist: Ein Trick macht die Sache billiger. Man bohrt einfach um die Ecke und stößt in Förderfelder, die bislang nur schwer erreichbar waren. In Börger geht es jetzt durch das alte Bohrloch zwei Kilometer in die Tiefe und dann seitlich weiter.

Die bohrenden Franzosen und Kanadier sind sicher, die Sache lohne den Aufwand, denn man schätzt, nicht einmal ein Drittel des Öls unter dem Emsland sei bislang hochgepumpt worden. GdF Suez rechnet für Börger mit einer Jahresfördermenge von 7500 Tonnen, was als nicht schlecht gilt, weil die Quelle einige Jahrzehnte sprudeln dürfte.

Verglichen mit Ölquellen in Russland oder Saudi-Arabien, unter dessen Wüstenboden ein Viertel der Welterdölreserven vermutet werden, ist Börger nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Bohrer, geschweige denn ein „Elefant“, wie große Felder mit mehr als 500 Millionen Barrel Öl branchenintern genannt werden.

Es wird also demnächst kein plötzlicher Reichtum im platten Land an der holländischen Grenze ausbrechen. Aber damit rechnet auch niemand, das passierte auch vor siebzig Jahren nicht, als die ersten Pferdekopfpumpen auf den Wiesen nickend Öl aus der Tiefe förderten.

Für die emsländischen Ölborer gilt: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Und: Alles muss raus. Allein Saudi-Arabien fördert im Durchschnitt eine halbe Milliarde Tonnen pro Jahr, Börger ist branchenintern also eher eine Mücke als ein Elefant. Auf einen Tag umgerechnet passt die Fördermenge spielend in einen Tanklastwagen.