1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Finanzen : Nord/LB rutscht wegen Schiffskrediten in rote Zahlen

Finanzen  Nord/LB rutscht wegen Schiffskrediten in rote Zahlen

Von Steffen Höhne 26.08.2016, 07:00
Nord/LB-Chef Gunter Dunkel geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Vorher will er das Kreditbuch der Landesbank offenbar noch ausmisten.
Nord/LB-Chef Gunter Dunkel geht Ende des Jahres in den Ruhestand. Vorher will er das Kreditbuch der Landesbank offenbar noch ausmisten. dpa

Hannover/Halle - Faule Schiffsfinanzierungen machen der Nord/LB seit Jahren zu schaffen. Doch in diesem Jahr hat sich die Situation deutlich verschärft. Die drittgrößte deutsche Landesbank rutschte im ersten Halbjahr 2016 tief in die roten Zahlen und erwartet auch für das Gesamtjahr „deutliche Verluste“.

Unterm Strich stand ein Minus von 406 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2015 wurde noch ein Gewinn von 290 Millionen Euro erwirtschaftet.

Angesichts dieser Situation könnten die Anteilseigner, die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, nervös werden. Nord/LB-Chef Gunter Dunkel betonte daher gleich: „Wir können dieses Negativergebnis vollständig aus eigener Kraft verarbeiten.“ Kurz: Staatshilfe wird nicht gefordert.

Die Nord/LB gilt - entgegen anderen Landesbanken - bisher als solide. Das letzte Verlustjahr war 2009. Warum dann jetzt dieser Einbruch? Die Antwort ist komplex: Die Nord/LB gilt als einer der größten Schiffsfinanzierer Europas. Sie hat vor allem an deutsche Reeder für 1 800 Schiffe Kredite in Höhe von 18 Milliarden Euro vergeben.

Doch seit der Wirtschaftskrise 2009 steckt die Schifffahrtsbranche in der Krise. Der Welthandel entwickelt sich nicht wie erhofft, internationale Reedereien schaffen sich immer größere Frachtschiffe an, um andere Firmen aus dem Markt zu drängen.

Die Nord/LB ging dennoch davon aus, dass sich der Markt erholt. Diese Hoffnung wurde nun aufgegeben. „Für eine durchgreifende Erholung in absehbarer Zeit gibt es keine Anzeichen“, heißt es.

Nord/LB-Chef Dunkel will nun offenbar radikal ausmisten: Allein im ersten Halbjahr bildete die Bank Rückstellungen von einer Milliarde Euro für faule Finanzierungen. Anfang der Woche kündigte das Institut zudem an, Schiffskredite im Wert von 1,3 Milliarden Euro an den Finanzinvestor KKR und einen Staatsfonds abzugeben. Auch dafür mussten Abschreibungen getätigt werden.

Noch stärker als die Nord/LB ist die Tochter Bremer Landesbank von maroden Schiffskrediten betroffen. Die Bremer gerieten regelrecht in eine Schieflage und werden nun von der Nord/LB aufgefangen.

Dass die Landesbank all das verkraften kann, liegt daran, dass alle anderen Sparten wie die Luftfahrt- und Immobilienfinanzierungen sowie der Bereich erneuerbare Energien schwarze Zahlen schreiben. Der Zinsüberschuss der Bank lag im ersten Halbjahr immer noch bei 929 Millionen Euro.

Nach Einschätzung von Finanzexperten Sascha Steffen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben die Landesbanken in der Vergangenheit in zu großem Umfang risikoreiche Geschäfte getätigt.

„Die Konsequenzen werden erst mit der Zeit sichtbar“, so Steffen. Nach seiner Ansicht lassen sich die Probleme auf zwei Arten lösen. „Wenn eine Landesbank ein zukunftsfähiges Geschäft besitzt, sollten die Länder als Anteilseigner die Bank auch mit frischem Kapital unterstützen“, so Steffen.

Nur finanzkräftige Institute könnten sich mittel- und langfristig am Markt behaupten. Sollten Analysen ergeben, dass die Zukunftsperspektiven eher negativ sind, dann sollten die Länder auch den Mut aufbringen, die Bank abzuwickeln oder zu verkaufen. (mz)