Landesbank mit Verlust Landesbank mit Verlust: Nord/LB verkauft faule Schiffskredite

Halle (Saale) - Fast alle deutschen Banken wollen raus aus der Schiffsfinanzierung. Sie werfen ihre Schiffskredite auf den Markt. Nun hat auch die Nord/LB einen Käufer für ein milliardenschweres Paket gefunden. Wie die Landesbank für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt am Montag mitteilte, trennt sie sich von Krediten für rund 100 Schiffe im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar (1,3 Milliarden Euro). Käufer sind der Finanzinvestor KKR Credit und ein Staatsfonds, der nicht genannt werden will.
Die Nord/LB hält derzeit ein Schiffsportfolio im Wert von insgesamt 18 Milliarden Euro und ist damit einer der größten Schiffsfinanzierer Europas. Über Jahrzehnte machte die Bank gute Geschäfte mit deutschen Reedern. Doch seit der Finanz- und Wirtschaftskrise steckt die Branche in der Krise.
Zum einen wächst der Welthandel nicht so stark wie einst erwartet, zum anderen werden auf den Werften immer größere Schiffe gebaut. Die Transporterlöse pro Stück sinken durch die riesigen Frachtkähne. Das setzt alle Anbieter zusätzlich unter Druck. Viele können die Kredite nicht mehr bedienen.
Hohe Renditen und hohes Risiko
Wie die Nord/LB mitteilte, erwirbt KKR ein „Portfolio sowohl leistungsgestörter als auch nicht-leistungsgestörter Schiffsfinanzierungen“. Übersetzt heißt das, einige der Darlehen sind marode, andere nicht. Keine Angaben machte die Landesbank, mit welchem Abschlag sie die Darlehen verkauft.
Ein Beispiel: Wurde einst ein Kredit von 100 Millionen an einen Reeder vergeben, der nicht mehr ordnungsgemäß abbezahlt wird, dann kann dieser heute nur noch mit einem Abschlag von 20 oder 50 Prozent weiterverkauft werden. Finanzinvestoren fordern einen möglichst hohen Abschlag und spekulieren darauf, dass der Reeder viel des Darlehens zurückzahlt. Geschäfte mit faulen Krediten sind riskant, versprechen im Erfolgsfall aber hohe Renditen.
Verluste werden in Kauf genommen
Ganz ist die Nord/LB das Risiko auch für das 1,5-Milliarden-Paket noch nicht los. KKR und der Staatsfonds gründen für die 100 Schiffe die „Schiffsportfolio-Managementgesellschaft.“ Die Nord/LB gibt an, dabei als „Erstinvestor“ zu fungieren. Das heißt, dass die Landesbank den Investoren zumindest teilweise das Geld für die Übernahme leiht. Anstatt fauler Schiffskredite stehen künftig Darlehen an einen Finanzinvestor in den Büchern der Bank. Nord/LB-Chef Gunter Dunkel nennt das „effizientes Bilanzmanagement.“
Die Nord/LB musste in den ersten drei Monaten 2016 wegen maroder Schiffskredite einen Risikopuffer von 435 Millionen Euro bilden. Das zog das Ergebnis unter dem Strich mit 84 Millionen Euro ins Minus. Dunkel will nun insgesamt ein Volumen von bis zu sechs Milliarden Euro an Schiffsfinanzierungen abstoßen, damit diese mittelfristig nicht mehr die Bank belasten. Dafür nimmt er wohl auch vorübergehende Verluste hin. (mz)