Neuer Lieferdienst in Landsberg Neuer Lieferdienst in Landsberg: Smoothie-Fee ist schnell unterwegs

Landsberg - Gänseblümchen, Löwenzahn, Spitzwegerich - auf Vitaminzufuhr von der Wiese hinter dem Haus schwört Karla Winkler. Aus Gartenkräutern mixt sich die Diplomingenieurin aus Landsberg bei Halle schon lange gehaltvolle Drinks und Speisen. Jetzt aber will die vitale Mittfünfzigerin, „auf der Suche nach einer Herausforderung“, auch andere im großen Stil daran teilhaben lassen. Klug geplant, knapp kalkuliert und einfach ausprobiert: Unter dem Label „Smoomo“, eine Zusammensetzung aus Smoothie und Mobil, hat sie den landesweit ersten Lieferservice für fruchtige Mahlzeiten gestartet. Vorbilder, die so ähnlich funktionieren, gibt es in den USA.
Mit Lebensmitteldrucker und Airbrush-Pistole gestaltet Existenzgründer Kai Hellmund in Braunsbedra (Saalekreis) ganz große Tortenkunst. Selbst ein Skalpell gehört zur Ausstattung. Ob DJ-Pult, amerikanischen Oldtimer oder Kinderwagen, der 35-Jährige bringt süßen Genuss in die passende Form. Seine bislang größte Torte: ein 41 Kilogramm schwerer gelber Flitzer, Markenzeichen eines Pflegedienstes. Nach US-Vorbild will der Autodidakt bald Torten mit Beleuchtung und Wasserfall anbieten.
Auch der Chemiker Daniel Rost aus Zeitz macht aus seinem Hobby einen Erwerbszweig. Der 32-Jährige entwarf eine Whisky-Destille. Aufgebaut in der Garage des Elternhauses brennt er jetzt Hochprozentiges nach schottischem Vorbild. Erste Kostproben sind erhältlich.
Wie die Frau aus dem Saalekreis versuchen immer mehr Existenzgründer in Sachsen-Anhalt ihr Glück mit ungewöhnlichen Ideen. Weil sie in keine der üblichen Kategorien passen, ordnen die Statistiker solche Konzepte häufig der Branche „Andere Dienstleistungen und Übrige“ zu. Mittlerweile ist es die größte Rubrik. Mehr als 500 Gewerbe werden dort jährlich verbucht. Dahinter steckt praktisch jede zweite Neugründung im Land. Oft sind es einfache Ansätze, für die keine großen Investitionen, dafür aber Eigenleistungen nötig sind. Und immerhin, die Zahl der Gewerbeabmeldungen, bestätigt das Landesstatistikamt, stagniert zumindest in diesem Bereich. Das bedeutet: Viele der kreativen Unternehmer behaupten sich besser als erwartetet.
Darauf setzt natürlich auch die selbst ernannte Smoothie-Fee. Die Kosten für ein Lokal spart sie sich. Trotzdem will es Karla Winkler möglichst jedem recht machen. Deshalb wirbt ihr Ein-Frau-Betrieb an erster Stelle mit Mixturen nach Kundenwunsch. Zum anderen garantiert ihre Offerte absolute Frische. Und letztlich rechnet sie auch mit der Bequemlichkeit der Leute, sie serviert die kleinen oder großen Becher direkt am Arbeitsplatz. Das Ganze läuft nach einem angepassten, aber altbewährten Prinzip: Heute bis 15 Uhr via Internet bestellen, morgen in der Mittagspause schlemmen.
Eine Vorleistung sei jedoch unverzichtbar, so die Erfahrung der Unternehmerin: Werbung. So machen ausgelegte Faltblätter an allen möglichen und unmöglichen Stellen der Stadt auf ihr Projekt aufmerksam. Die ersten Bestellungen jedenfalls stammen aus einer großen halleschen Baufirma. Das erweist sich, wie es aussieht, als gute Referenz. Denn seither steigt die Zahl der Nachfragen von Tag zu Tag, sagt Winkler.
Gleichzeitig wächst der Aufwand. Dem muss die Landsbergerin ihren Tagesablauf anpassen. Mehr als zu Beginn müssen nun Früchte besorgt werden, in aller Frühe. Eine staatliche Anzahl Bananen gehört immer mit dazu. Der Grund: Die meisten Abnehmer mögen es süß und mild. Hinzu kommt so ziemlich alles von Ananas bis Zwetschke und Zitrone, kurz ein kleines Obstlager entsteht. Ob Aprikose, Apfel, Mango, Kiwi, Sauerkirsche, Erd- oder Heidelbeere - fast jedes Obst lässt sich laut Winkler mit entsprechender Technik leicht pürieren, oft gleich mit der Schale. Gut gerührt, kurz gekaut , genüsslich geschlürft - ab 2,95 Euro ist der neugierige Kunde dabei und danach wohl tatsächlich für eine Weile erst einmal satt.
Ein gelungener Start mit Folgen: Denn nun muss Karla Winkler viel mehr Zeit zubringen in ihrer eigens dafür eingerichteten Smoothie-Küche. Preiswert und praktisch ist der Raum eingerichtet. Ringsum Fliesen, zwei Waschbecken, ein großer Kühlschrank und das Wichtigste: ein leistungsfähiges Mix-Gerät im Wert von knapp 400 Euro. Vormittags, kurz vor der ersten Tour, läuft es auf Hochtouren. „Am Limit bin ich aber noch lange nicht“, versichert die Frau, die froh ist, ihre eigene Chefin zu sein. Allenfalls bei neuen Kreationen, die Inspiration sucht und findet sie im Internet, lasse sie sich gerne reinreden. Lebensgefährte Oliver Mell übernimmt immer die erste Verkostung nach dem Motto „Probieren geht über studieren“. (mz)