Mein-Fischer Modekette Mein-Fischer auf dem Weg zum führenden Modehaus in Mitteldeutschland

Halle (Saale) - Ulrich Fischer trägt einen schmal geschnittenen blauen Anzug, dazu ein weißes Hemd und einen grauen Pullover. Dennoch wirkt das alles nicht sehr formal, denn er hat dunkle Turnschuhe an. „Noch vor zehn Jahren wäre das so nicht möglich gewesen“, sagt der 42-Jährige.
Da hätte er wohl schwarze oder braune Lederschuhe getragen. Doch die Mode hat sich gewandelt. Der Dresscode heißt: „casual“. Der englische Begriff steht für locker und zwanglos, dementsprechend funktional und bequem ist die Kleidung. Es gibt Freiraum für Kombinationen. Doch nicht nur die Mode hat sich verändert, auch die von Fischer geführte mittelständische Modekette Mein-Fischer.
2.000 Quadratmeter Ladenfläche in der Innenstadt von Halle
Das hallesche Geschäft unweit des Marktplatzes erstreckt auf 2.000 Quadratmetern über zwei Etagen. Im Obergeschoss, in dem unter anderem Kleider, Jacken und Röcke für Frauen angeboten werden, deuten Trennwände die Architektur eines Industrielofts an. Mitten im Raum steht ein weißes Sofa, auf dem Fischer sitzt. Er spricht über den Wandel des Modehauses, das sein 185-jähriges Jubiläum feiert: „Der Kauf von Mode sollte heute bei uns ein Erlebnis sein oder er findet digital statt.“
Immer wichtiger werde die „16. Filiale“ - der Online-Shop. „Der ist für uns Schaufenster, Absatzkanal und Ergänzung für die Läden.“ Fischer erklärt das anschaulich: In kleinen Filialen wie im sächsischen Delitzsch sei das Angebot begrenzt. „Durch den Online-Shop stehen unseren dortigen Gästen aber alle Waren zu Verfügung.“ So kann in den Laden bestellt und auch dort anprobiert werden. „Durch den Online-Shop macht das Geschäft sogar mehr Umsatz als früher“, sagt Fischer.
Fischer: „Wir müssen uns unterscheiden“
Damit das funktioniert, betreibt das Unternehmen einen immensen Marketingaufwand. So bringt es ein eigenes Trendmagazin heraus. Halbjährlich werden die Kollektionen mit Models fotografisch in Szene gesetzt. Die Bilder werden auch online genutzt.
Stammkunden hat das mittelständische Modehaus Mein-Fischer in einer Datei gesammelt, um die Beratung zu verbessern.
Das Modehaus ordert auf Messen in Mailand, Düsseldorf oder London Kleidung, die es bei großen Kaufhäusern wie Peek & Cloppenburg so nicht immer gibt. „Wir müssen uns unterscheiden“, sagt Fischer. Preislich gebe es ohnehin kaum mehr einen Abstand zu Wettbewerbern, da das Internet eine große Transparenz geschaffen hat. Das Konzept geht auf, das Unternehmen macht jährlich mehr als 15 Millionen Euro Umsatz.
Im Jahr 2010 hat Ulrich Fischer die Geschäftsführung in sechster Generation übernommen. Bereits in der DDR existierte das Stammhaus in Taucha bei Leipzig. Nach der Wende expandierte der Händler in 15 mitteldeutsche Städte, darunter in Sachsen-Anhalt nach Halle, Dessau-Roßlau und Halberstadt. Damit ist das Unternehmen wohl der größte mittelständische Modehändler Mitteldeutschlands.
Modekette Mein-Fischer hat eigene Kosmetiklinie
Eine gewisse Größe ist nach Ansicht des Firmenchefs nötig, um Veränderungen finanziell stemmen zu können. Die Kaffeebar mit dem Verkauf von Schokolade ist heute in seinen Geschäften vielfach Standard. Sehr viel Raum hat auch der Verkauf von Accessoires wie Taschen, Schuhe oder Kosmetik eingenommen. „Es gibt von uns sogar eine eigene Kosmetiklinie“, erzählt Fischer. Im Mittelpunkt stehe die Beratung. Wer will, kann für 60 Euro eine zweistündige Styling-Beratung erhalten. „Es ist wie im Fitnessstudio, wer einmal richtig eingewiesen wurde, macht nicht mehr so schnell Fehlkäufe.“
Und nicht nur Facebook und Google sammeln Daten ihrer Kunden. Auch Mein-Fischer tut das. „Unsere Datei umfasst 180.000 Gäste“, so Fischer. Die Daten würden jedoch nicht an Dritte weiterverkauft, sondern genutzt, um den eigenen Handel zu verbessern und auszubauen. So wurde in der Vorweihnachtszeit im halleschen Geschäft ein Brunch für Stammkunden veranstaltet. Der Unternehmer spricht jedoch immer von Gästen - nie von Kunden. „Einen Kunden will man nur etwas verkaufen, ein Gast soll sich auch wohlfühlen“, erklärt er seine Unterscheidung.
Gespräche mit Rathauschefs: Städte müssen einiges tun
Das Sortiment reicht vom T-Shirt der Eigenmarke UFischer für 15 Euro bis zum teuren Anzug. Luxus gibt es bei Mein-Fischer nur selten - eher gehobene Mittelklasse. Das spiegelt auch die eher bürgerliche Käuferschicht. Die beiden Stores in Halle verzeichnen laut Fischer eine „stetig positive Entwicklung“. Klagen über eine fehlende Einkaufsattraktivität der Saalestadt kann er nicht teilen.
Allerdings weist auch Fischer darauf hin, dass die Städte einiges tun müssen, damit sie weiter attraktiv bleiben. „Wir benötigen eine gewisse Kundenfrequenz“, sagt Fischer. Ständig sei er mit Kommunalpolitikern im Gespräch, wie die Innenstädte anziehender werden können. „Ich renne bei den Rathauschefs offene Türen ein. Die Bereitschaft etwas zu tun ist da“.
Und wenn Fischer beruflich „rennt“, dann tut er das nicht immer in Turnschuhen. Denn der Modechef hat durchaus ein Faible für Schuhe. Vor ein paar Jahren verriet er in einem Interview, er habe über 40 Paar. Seither sind noch ein paar hinzugekommen. (mz)