Studie Manager-Gehälter laut Studie im letzten Jahr deutlich gestiegen

Die Zahlen könnten die Debatte um die Vergütung von Spitzenmanagern anheizen. Die Parteien wollen mit dem Thema Wahlkampf machen – Kritik an üppigen Boni kommt in der Wählerschaft an.
Eine am Freitag vorgestellte Studie der Unternehmensberatung Willis Towers Watson gibt nun einen aktuellen Einblick in die Gehaltstabellen der Dax-Manager. Und die zeigt: Für die Chefs der größten Börsenunternehmen war es ein gutes Jahr. Die Analyse wertete 25 von bisher 30 vorliegenden Vergütungsberichten der Vorstandsvorsitzenden der größten börsennotierten Konzerne für das vergangene Jahr aus.
Sind die Managergehälter 2016 gestiegen?
Ja. Die Chefs der größten Konzerne haben im vergangenen Jahr im Schnitt sechs Prozent mehr verdient als im Vorjahr. Ihr Gehalt ist damit im Schnitt von 5,2 Millionen Euro auf rund 5,5 Millionen Euro gestiegen. Der Wert beschreibt die „erwartete Direktvergütung“. Diese umfasst neben dem Grundgehalt auch den jährlich ausgezahlten Bonus und die langfristig variable Vergütung.
Es gibt allerdings auch noch eine andere Berechnungsmethode, und zwar die „ausbezahlte Vergütung“. Hier werden Vergütungsanteile mit einbezogen, die dem Manager in der Vergangenheit gewährt worden waren, aber erst jetzt zur Auszahlung kommen. Deswegen sind diese Werte höher. Einen Durchschnittswert für die ausbezahlte Vergütung gibt Willis Towers Watson nicht an.
Wer waren die Top-Verdiener?
Am meisten hat laut der Studie SAP-Chef Bill McDermott verdient mit einer ausbezahlten Vergütung von rund 13,4 Millionen Euro. Es folgen Dieter Zetsche (Daimler) mit 12,5 Millionen Euro ausbezahlter Vergütung und Frank Appel (Deutsche Post) mit 9 Millionen Euro.
Und wer sind die Verlierer?
Verlierer kann man sie wohl kaum nennen. Aber am unteren Ende des Dax-Rankings stehen laut der Analyse bei der ausgezahlten Vergütung Nikolaus von Bomhard (Munich-Re) mit 3,9 Millionen Euro, Stefan Heidenreich (Beiersdorf) mit 3,7 Millionen Euro und Johannes Teyssen (Eon) mit 3,6 Millionen Euro.
Stehen die Gehälter im Verhältnis zum Unternehmensgewinn?
Obwohl die Gehälter im Vergleich zum Vorjahr insgesamt gewachsen sind, haben sich die ausgezahlten Gelder nicht in dem Maße an den Unternehmensgewinn angepasst. Das heißt die Gehälter der Vorstandschefs sind weniger stark gestiegen als die Erträge der Dax-Firmen.
Sind die Manager-Gehälter vergleichbar mit denen, die im Ausland gezahlt werden?
Der Bericht zeigt auch Unterschiede zu anderen Ländern auf. In den USA beispielsweise liegen die Managergehälter noch um einiges höher. So hätten die Vorstandschefs der Technologie-Konzerne Oracle und Microsoft 2016 auf vergleichbarer Basis 37 Millionen beziehungsweise 16 Millionen Euro erhalten. Im europäischen Raum liegt der deutsche Wert von 5,5 Millionen Euro aber immer noch unter dem durchschnittlichen Niveau von knapp sieben Millionen Euro.
Wie steht es um die Gehaltsunterschiede von Männern und Frauen im Dax-Vorstand?
Weibliche Vorstandsmitglieder würden genauso viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen, sagt Stephanie Schmelter von Willis Towers Watson bei der Vorstellung der Studie. Allerdings sind sie noch in der Minderheit – auch wenn sie allmählich aufholen. Mit 11,5 Prozent war der prozentuale Anteil von Frauen in den Dax-Vorständen im vergangenen Jahr erstmals zweistellig.
Könnte es bald eine Obergrenze geben?
Die SPD will die steuerliche Absetzbarkeit von Managergehältern begrenzen. Und auch die CDU plädiert für strengere Regeln. Selbst liberale Aktionärsvertreter fordern eine Obergrenze. Firmen und Lobbyverbände hielten bislang aber erfolgreich dagegen.
Eine Reform der europäischen Aktionärsrichtlinie, auf die sich EU-Abgeordnete erst am Dienstag geeinigt hatten, sieht zumindest vor, dass Aktionäre beim Thema Vorstandsvergütung künftig einen stärkeren Einfluss bekommen sollen.
Die EU-Staaten müssen dem noch zustimmen, was aber als Formsache gilt. Später muss die Richtlinie in nationales Recht umgesetzt werden – dafür haben die Mitgliedsstaaten 24 Monate Zeit.