Deutsche Unternehmen Frauen in Führungspositionen: Bei Mittelständlern sind die meisten Frauen in der Chefetage

In der deutschen Wirtschaft sind Frauen in Führungspositionen noch immer die Ausnahme. Gerade große, börsennotierte Unternehmen werden in den allermeisten Fällen von Männern geleitet. Die Unternehmensberatung E&Y zieht zum internationalen Frauentag am 8. März Bilanz: Wo finden sich relative viele, wo besonders wenige Frauen auf den Chefetagen?
Klein, aber oho
Kleinere Mittelständler liegen der E&Y-Umfrage unter 3000 deutschen Unternehmen zufolge frauenpolitisch ganz klar vorn: In Firmen mit einem Jahresumsatz bis 30 Millionen Euro sind im Durchschnitt 20 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt. Größere Mittelstandsbetriebe, die im Jahr mehr als 100 Millionen Euro umsetzen, fallen mit 14 Prozent Chefinnenanteil bereits deutlich zurück.
Insgesamt liegt der Frauenanteil im Mittelstand bei 18 Prozent. Vor zwei Jahren lag der Anteil erst bei 16 Prozent. Zwei Drittel aller Mittelständler verfügen mittlerweile zumindest über eine Frau in leitender Funktion. Das sind gewiss keine berauschenden Werte. Im Vergleich zu großen Aktiengesellschaften aber liegt der Mittelstand ziemlich gut.
Männerdomänen
Die an der Börse notierten Unternehmen befinden sich mehrheitlich noch in der gleichstellungspolitischen Steinzeit. Ganz düster sieht es im Tech-Dax mit den 30 größten Technologiekonzernen sowie im M-Dax aus, der die 50 größten Unternehmen unterhalb des Dax listet: Nur vier Prozent der Leitungspositionen sind mit Frauen besetzt. Mit einem Anteil von sechs Prozent sieht es im S-Dax, der 50 kleinere Aktiengesellschaften aufführt, nur unwesentlich besser aus.
Überraschend ist, dass selbst die großen, international aufgestellten, technologisch führenden 30 Schwergewichte im Leitindex DAX den Mittelständlern hinterher hinken: Frauen bekleiden dort nur elf Prozent der Vorstandsposten, 43 Prozent der Dax-Konzerne werden von ausschließlich mit Männern besetzten Vorständen geführt.
Der Osten liegt vorn
Doch auch im Mittelstand liegt vieles im Argen, wenn die großen regionalen Unterschiede in Sachen Gleichstellung berücksichtigt werden. Die fortschrittlichsten Unternehmen finden sich in drei ostdeutschen Ländern: In Brandenburg gaben die befragten Mittelständler an, 25 Prozent der Leitungspositionen seien mit Frauen besetzt, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 22, in Sachsen 21 Prozent. Berlin (18), Thüringen (18) und Sachsen-Anhalt (16) schneiden dagegen allenfalls durchschnittlich ab.
Der Ländervergleich birgt zudem manch faustdicke Überraschung: Die mittelständischen Unternehmen im vermeintlich konservativen Bayern verfügen über einen Frauenanteil von 20 Prozent auf der Führungsebene, während Firmen in der vermeintlich weltoffen-liberalen Hansestadt Bremen mit 12 Prozent das Schlusslicht bilden. Unterdurchschnittlich schneiden auch die traditionellen Gewerbe-und Industriestandorte Baden-Württemberg (17 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (16 Prozent) ab.
Branchenvergleich
Die meisten Frauen in leitender Funktion finden sich in mittelstandsunternehmen des Finanz- und Dienstleistungssektors, wo der Anteil 26 Prozent beträgt, gefolgt von Transport-und Verkehrsbetreiben mit 23 Prozent und der Ernährungsbranche sowie der chemisch-pharmazeutischen Industrie mit je 22 Prozent. Ganz hinten liegen Baugewerbe und Maschinenbau mit jeweils 14 Prozent- und damit doch noch immer besser als die börsennotierten „Daxe“.