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Lindhorst im Kreis Börde Lindhorst im Kreis Börde: Bäcker bietet Billiganbietern die Stirn

Von Sabrina Gorges 13.07.2015, 06:16
David Bahrendt aus dem Landkreis Börde ist jüngster, selbständiger Bäckermeister im Land.
David Bahrendt aus dem Landkreis Börde ist jüngster, selbständiger Bäckermeister im Land. dpa Lizenz

Lindhorst - David Bahrendt sitzt am Schreibtisch. Er trägt ein Shirt und karierte Hosen. Schon seit 4 Uhr ist er in seiner Backstube. Vor ihm steht ein Laptop, hinter ihm hängt sein Meisterbrief. Sein Vater hat das Logo des Bäckerhandwerks an die Wand gemalt: zwei Löwen mit Schwertern, einer Krone und einer Brezel. Groß und goldgelb. „Man muss handwerklich traditionell arbeiten und modern denken“, sagt Barhrendt. In Zeiten von Billiganbietern und Großbäckereien eine Überlebensstrategie.

Sachsen-Anhalts jüngster, selbstständiger Bäckermeister hat 2011 eine alte Familienbäckerei in Lindhorst bei Magdeburg übernommen. Da war er 23 Jahre alt und gerade einen Monat Meister. In der seit 1913 bestehenden Mühlenbäckerei Düsedau hat er gelernt und vor der Betriebsübernahme als Backstubenleiter gearbeitet. Der Name der Traditionsbäckerei ist geblieben, das Konzept nicht. Der junge Meister investierte. In mehr Mitarbeiter und mehr Filialen.

„Die Mitarbeiterzahl ist von sieben auf 25 gestiegen“, sagt der 27-Jährige. Elf Männer und Frauen arbeiten allein in der Lindhorster Backstube, weitere Standorte gibt es in Colbitz, Rogätz, Barleben und Magdeburg. Alles reine Verkaufsstellen - gebacken wird nur in Lindhorst. „Wir brauchen dem Kunden da nichts vorzugaukeln.“

Bahrendt ist Bäcker mit Leidenschaft. Alles wird selbst hergestellt. Fertigmischungen gibt es nicht, man denkt und kauft regional. „Das Schöne ist doch: Man kann mit einfachen Dingen geile Sachen machen“, sagt er. Ein Beispiel: das Biertreberbrot. Das Bier aus Colbitz, das Mehl aus Magdeburg und der Treber, also die ausgelaugten Rückstände des Malzes bei der Bierherstellung, aus Lindhorst.

Die Geschäfte gehen gut. Für die unter Konkurrenzdruck stehende Branche will er nicht schwarzmalen. Jedenfalls nicht für die backenden Handwerksbetriebe, von denen es nach Angaben des Landesinnungsverbands des Bäckerhandwerks noch etwa 200 gibt. Zum Vergleich: Vor 25 Jahren waren es noch 730. Wenn es düster wird am Backwarenhimmel, dann für die Billiganbieter und Backstationen in den Supermärkten - meint zumindest Bahrendt: „Das mag eine Weile gut gehen, aber der Kunde straft schlechten Geschmack und miese Qualität ab.“ Und noch eins sei ihm wichtig: Wer als kleiner Betrieb bestehen wolle, müsse Geld reinstecken. Und Mut. „Dann klappt das auch mit der Unternehmensnachfolge.“ Bahrendt betreibt auch einen Onlineshop und kommuniziert via Facebook mit Kunden. Klappern, sagt Bahrendt, gehöre nun einmal zum Handwerk.

Davon verstehen Dennis Harstel und Britta Semmler eine Menge. Mit vereinten Kräften holen die Bäcker in der Backstube Teig für 80 Wurzelbrote aus dem Knetkessel. Es duftet herzhaft, fruchtig. „Der Teig muss jetzt zwölf Stunden ruhen“, sagt Harstel. „Dann wird er per Hand geformt.“ Und was ist drin im Tomaten-Wurzelbrot? „Hefe, Weizenmehl, Curry, Tomaten und eine Geheimzutat.“ Gebacken wird nur mit Meersalz. Das „Otto-Normal-Brötchen“ ist klein, flach und kostet 27 Cent. „3.000 Stück am Tag, alle per Hand geknetet.“ Außerdem: 15 Sorten Spezialbrötchen, 20 Sorten Brot und Kuchen.

Die Heidelandkruste hat Bahrendt auf der Brotkarte des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks registrieren lassen. Insgesamt sind dort 3.256 regional anerkannte Sorten erfasst, darunter auch von fünf weiteren Bäckern aus Sachsen-Anhalt. Die Heidelandkruste ist ein dunkel gebackenes Produkt, in dem Brot vom Vortag verarbeitet wird. Es wird abgeröstet und kommt in den Sauerteig. (dpa)