Kabelnetzausbau im großen Stil Kabelnetzausbau im großen Stil: Unitymedia forciert Wettbewerb mit der Telekom

Die Ausbau-Offensive startet in der Provinz. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia wirbt in Paderborn derzeit mit dem Slogan: „Die Zukunft steht jetzt vor Ihrer Tür“. Und: „Alles was noch fehlt, ist der Anschluss an Ihr Zuhause.“
Das Kölner Unternehmen will in der ost-westfälischen Stadt 2300 zusätzliche Haushalte an Netz anschließen. Dafür muss der Bagger kommen und einen Graben baggern, um eine Glasfaserleitung zu verlegen, die von der Straße in den Keller geht. Unitymedia organisiert diese Arbeiten und übernimmt die Kosten von etwa 1500 Euro pro Haushalt. Bedingung ist, dass pro Haushalt mindestens zwei Produkte bestellt werden. Also beispielsweise einen Telefon- und ein Internetanschluss.
Unitymedia plant großen Ausbau
Das soll nur der Anfang sein. „Wir wollen mehr als eine Million zusätzliche Haushalte erreichen“, sagt ein Unitymedia-Sprecher. An den detaillierten Ausbauplänen wird noch getüftelt. Anfang nächsten Jahres soll das Konzept stehen. Derzeit testen Manager und Ingenieure in mehreren Pilotprojekten, wo Strippen gezogen werden können - das Unternehmen ist in NRW, Hessen und Baden-Württemberg aktiv. „Noch immer sind in unserem Verbreitungsgebiet Millionen Haushalte vom schnellen Internet abgeschnitten“, sagt Unity-Chef Lutz Schüler. Nicht nur draußen auf dem Land, sondern auch in Städten und dichter besiedelten Regionen. Oft fehlten nur wenige Meter vom Hauptkabel zum Haus. Schüler: „Wir sehen dort riesiges Potenzial.“
Was der Manager beschreibt, ist typisch für das deutsche Kabelnetz, das in den 1980er Jahren vom Staatskonzern Deutschen Bundespost errichtet wurde. Die Leitungen, die ursprünglich nur für die Übermittlung von Fernsehsignalen gedacht waren, wurden nicht flächendeckend verlegt. Es entstand eine Infrastruktur, die aus 1200 unabhängigen kleinen Netzen bestand, deren Grenzen nicht selten mitten durch Wohngebiete gehen.
Verdopplung der Kabel-Internetkunden innerhalb von vier Jahren
Nach und nach wurden sie zwar untereinander verbunden, doch eine systematische Erweiterung der physischen Kabel-Infrastruktur blieb aus. Diese ist inzwischen in der Hand von drei Unternehmen. Zu Unitymedia, eine Tochter des US-Konzerns Liberty, kommt die Vodafone-Tochter Kabel Deutschland (KDG), die 13 Bundesländern aktiv ist – auch in Berlin und im Osten der Republik. Dort bietet auch Tele Columbus, der mit Abstand Kleinste im Kabel-Trio, seine Produkte an.
Die vergangenen Jahre waren von der technischen Aufrüstung der bestehenden Netze geprägt, die zwei Drittel aller deutschen Haushalte erreichen. Die Leitungen wurden aufgebohrt, um sie für Telefonie und schnelles Internet tauglich zu machen. Damit ging die Verdopplung der Kabel-Internetkunden zwischen 2010 und 2014 von drei auf sechs Millionen einher.
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Die Kabler haben sich zum Haupt-Konkurrenten des Marktführers Telekom entwickelt, der Internetzugänge über die Telefonleitung mittels der DSL-Technik anbietet. Wobei Unity und Co den Vorteil haben, dass sie über die schnellere Übertragungstechnik verfügen. Bei DSL ist derzeit bei 100 Megabit pro Sekunde (Mbit) Schluss. Unity offeriert aktuell bis zu 200 Mbit und will im nächsten Jahr 400 Mbit anbieten. Bei Vodafone/KDG sind 100 Mbit der Standard. Das Unternehmen plant aber nach den Worten eines Sprechers, im Frühjahr für einen Großteil der Haushalte ebenfalls die 200 Mbit zu offerieren.
Von einer Erweiterung der Infrastruktur ist bei Vodafone bislang offiziell nicht die Rede. Insidern zufolge wird in der Führungsetage, aber ebenfalls intensiv über eine Kampagne nachgedacht, mit der im größeren Stil zusätzliche Haushalte mit Glasfaserleitungen beglückt werden sollen. „Die Vergrößerung der Netze ist jetzt der nächste logische Schritt“, sagt denn auch Peter Charissé, Geschäftsführer des Kabelnetzbetreiberverbandes Anga. Er fügt hinzu: „Aber dabei handelt es sich noch um ein zartes Pflänzchen.“ Aber mit Potenzial.
Onlinespiele und Abrufdienste treiben den Markt
So wie bei Unity gibt es auch für Vodafone niedrig hängende Früchte zu ernten. Also Haushalte vor allem in städtischen Regionen und an deren Rändern, wo mit relativ geringem finanziellen Aufwand neue Kunden gewonnen werden können. Genau in diesen Regionen will aber auch die Telekom reüssieren und baut aus, um 50 oder 100 Mbit zu offerieren. Der Wettbewerb dürfte sich forcieren.
Über allem schwebt, dass der Hunger der Nutzer nach mehr Bandbreite wachsen wird. Haupttreiber sind neue Abrufdienste wie Netflix, die das traditionelle Fernsehen immer mehr mit ihren aktuellen Spielfilmen und exklusiven Serien verdrängen.
Als weiterer Megatrend gelten Onlinespiele, die extrem schnelle Internetanschlüsse brauchen. „Die nächste Generation der digitaler Dienste wird die Nachfrage nach hohen Bandbreiten weiter steigern“, sagt Schüler. Die Kabelbranche plant bereits den nächsten Coup. Längst laufen in Laboren Tests für einen neuen Technikstandard namens Docsis 3.1. Schon im nächsten Jahr soll er marktreif sein. Dann sind weit mehr als 1000 Mbit möglich – ohne an der Netzen groß etwas ändern zu müssen.
