IWH Halle IWH Halle: Wechselt Buch zur Bundesbank?

Halle (Saale)/MZ - Es wäre ein harter Schlag für das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): Dessen Präsidentin Claudia Buch wird nach Informationen des „Handelsblatt“ als neues Vorstandsmitglied der Bundesbank gehandelt. Buch, die erst im Juni vergangenen Jahres die Geschäfte des angeschlagenen halleschen Institutes übernahm, soll die Nachfolge von Joachim Nagel antreten, der dem Blatt zufolge Vizepräsident der Bank werden soll.
Gerüchte im Dezember
Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres war darüber spekuliert worden, ob Buch an die Europäische Zentralbank (EZB) wechselt. Doch dieser Posten wird nun an die bisherige Vizepräsidentin der Bundesbank, Sabine Lautenschläger, gehen. Jetzt fällt Buchs Name wieder - und das löst in Sachsen-Anhalt alles andere als Begeisterung aus. Denn zum einen scheinen die Spekulationen nicht aus der Luft gegriffen, zum anderen würde Buchs Weggang die Krise des IWH wieder verschärfen. Regierungssprecher Matthias Schuppe erklärte, man kenne entsprechende Gerüchte seit Mitte Dezember: „Wir haben bislang aber weder weitere Erkenntnisse noch Fakten.“ Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), der dem Vorstandsrat des IWH vorsteht, erklärte, er könne sich einen Fortgang Buchs „eigentlich nicht vorstellen, da ist doch vieles noch im Aufbau begriffen“. Andererseits „können wir niemandem verbieten, Karriere zu machen“, so Möllring.
Ein Wechsel von Buch zur Bundesbank wäre für das IWH eine mittlere Katastrophe. Die 47-Jährige übernahm das IWH im vergangenen Sommer quasi in letzter Sekunde: Das Institut schnitt bei den vergangenen beiden wissenschaftlichen Qualitätskontrollen schlecht ab. Dies kostete den vormaligen Präsidenten, Ulrich Blum, das Amt. Das staatlich finanzierten Institut stand auf der Kippe.
Neuausrichtung geplant
Mit Buch sollte eine Neuausrichtung stattfinden, die bereits erste strukturelle Veränderungen nach sich zog. Die Wissenschaftlerin gründete die neue Abteilung „Finanzmärkte“, der sie noch selbst vorsteht. Die Abteilung Strukturökonomik wurde kommissarisch von Gerhard Heimpold besetzt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Buch talentierte Nachwuchsforscher ans IHW holen will - auch als Abteilungsleiter. Ihr Renommee dürfte viele Spitzenwissenschaftler anziehen. Zudem wollte sie die Ostdeutschland- und Osteuropa-Forschung wieder stärken.
Bereits 2014 findet eine weitere wissenschaftliche Evaluierung des IWH durch die Leibniz Gemeinschaft statt. Mit den von Buch eingeleiteten Reformschritten dürfte die Hürde zu überspringen sein. Ohne Buch, und wohl auch ohne neuen Präsidenten, denn dieser müsste erst aufwendig gesucht werden, stünde das IWH blank da. Die Gefahr einer Abwicklung wäre nicht nur theoretischer Natur. Dies würde nicht nur die Wissenschaftler des Instituts treffen, sondern wäre ein herber Schlag für die gesamte Ostdeutschland-Forschung.
Buch reagierte gestern nicht auf eine Bitte der MZ um Rückruf. Eine Entscheidung über die Personalrochade trifft die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern.