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Interview mit von der Osten zu Affäre bei Q-Cells Interview mit von der Osten zu Affäre bei Q-Cells: "Wollte Privatsphäre schützen"

Von Steffen Höhne 18.07.2013, 18:26
Dinnies Johannes von der Osten, Beteiligungsmanager
Dinnies Johannes von der Osten, Beteiligungsmanager DPA Lizenz

Halle/MZ - Wegen verdeckter Aktiengeschäfte ist der ehemalige Q-Cells-Aufsichtsratsvize Dinnies Johannes von der Osten seit Tagen in der Kritik. Nun gibt der Manager, der die Magdeburger Gesellschaft Good-Vent führt, die Verwaltung der landeseigenen Beteiligungsfonds IBG ab. Erstmals äußert sich von der Osten in der MZ zu den Vorwürfen öffentlich. Mit ihm sprach Steffen Höhne.

Das Land und IBG trennen sich von Ihnen und Good-Vent. Wie kam es jetzt so schnell dazu?

Von der Osten: Ich habe dem Land die Auflösung der Verträge angeboten. Seit Tagen gab es eine intensive mediale Berichterstattung, die den Ruf des Landes und Good-Vents beschädigen. Daher nun der Rückzug.

Bereits im Frühjahr ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen Subventionsbetrug. Das Verfahren wurde aber eingestellt. Wusste die Landesregierung damals bereits von Ihrer Doppelrolle bei Q-Cells?

Von der Osten: Meiner Kenntnis nach nein. Ich selbst habe erst vor einem Monat von den Ermittlungen erfahren, die wegen fehlender Substanz eingestellt wurden.

Warum haben Sie Ihr eigenes Investment bei Q-Cells nicht öffentlich gemacht, sondern über einen Treuhänder, der noch dazu Q-Cells-Aufsichtsratsvorsitzender war, verwalten lassen?

Von der Osten: Ich habe diese Beteiligung aus Schutz meiner Privatsphäre nicht öffentlich gemacht.

Es muss Ihnen aber doch klar gewesen sein, dass dies ein Vertrauensbruch gegenüber ihrem Arbeitgeber, dem Land Sachsen-Anhalt, gewesen ist?

Von der Osten: Ich stehe auf dem Standpunkt, dass es keine Offenlegungspflicht für mich gab. Als ich mich 1999 an dem Unternehmen beteiligte, war Q-Cells ein sehr kleines Unternehmen und die weitere Entwicklung nicht absehbar.

Aber spätestens mit dem Börsengang 2005 und Ihrer Aufsichtsratsfunktion war der Interessenkonflikt doch offensichtlich.

Von der Osten: Wie schon gesagt, ich wollte meine Privatsphäre schützen.

Durch den Verkauf von Q-Cells-Aktien haben Sie im Jahr 2006 Millionen kassiert. Ihre Funktion als Aufsichtsratsvize war zumindest förderlich, einen guten Zeitpunkt zum Verkauf abzupassen. Verstehen Sie nun die Empörung vieler Kleinanleger, die später viel Geld verloren haben?

Von der Osten: Der damalige Verkauf der Aktien erfolgte in jeder Hinsicht konform mit den einschlägigen Vorschriften. Insofern kann ich die Empörung nicht nachvollziehen. Zudem hatte ich auch weiter Geld bei Q-Cells investiert und erlitt durch die Insolvenz auch finanzielle Verluste.

Befürchten Sie nun noch rechtliche Konsequenzen, dass Sie Ihre privaten Firmenanteile nicht angegeben haben?

Von der Osten: Nein, dazu liegen mir keine Hinweise vor.

Seit 2007 verwalten Sie die landeseigenen IBG-Fonds und private Fonds über die Gesellschaft Good-Vent. Haben Sie noch in andere Unternehmen privat investiert, an denen auch die IBG beteiligt ist?

Von der Osten: Über den privaten Risikokapitalfonds, den wir verwalten, bin ich zu einem Drittel an den Investitionen beteiligt. Dies geschieht unter Wahrung der vertraglichen Verpflichtungen, die das Management eingegangen ist.

Seit 2007 - mit der neuen Management-Gesellschaft - hat das Land Ihre privaten Investments also ganz offiziell gewollt und gebilligt?

Von der Osten: In der Ausschreibung des Landes war es explizit gewollt, dass die Management-Gesellschaft neben den öffentlichen Fonds auch private Gelder einsammelt und verwaltet. Dies fasst das Management mit ein.

Gibt es nicht grundsätzlich den Konflikt, dass öffentliche Mittel hier zur Absicherung von privaten Investitionen eingesetzt werden?

Von der Osten: Nein, die Fonds mit privatem Geld sind als zusätzliche Mittel gedacht. Sie sollen öffentliche Investitionen in junge Unternehmen unterstützen.