Innovationspreis Innovationspreis: Gardelegener Firma macht Dünger aus Abfall

Halle/MZ - Um die Jury zu überzeugen, musste Marcus Bohndick seine ganze Bastelkunst aufbieten. Der 25 Jahre alte Maschinenbaustudent hat ein Modell entworfen, an dem das neue Verfahren, mit dem Phosphor aus Klärschlamm gewonnen wird, erklärt werden kann. Das Besondere: Auftraggeber war sein Vater Fred Bohndick, einer der Mitentwickler in der Gardelegener Firma Reco-Phos. „Wir sind zwar kein Familienunternehmen, aber die ganze Familie arbeitet mit“, sagt Fred Bohndick. Denn neben seinen Söhnen Marcus und Marian Bohndick ist auch seine Frau Carmen dabei.
Und diese Familienarbeit hat Erfolg. Die Firma Reco-Phos ist am Mittwoch mit dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet worden. „Die Innovation der RecoPhos zeigt, welche enormen wirtschaftlichen Potenziale sich mit neuen Technologien zur Verwertung von Sekundärrohstoffen verbinden“, sagte Jörn-Heinrich Tobaben, Geschäftsführer der Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland, zur Begründung. Neben dem Gesamtpreis gewann der Betrieb auch noch in der Kategorie Chemie und Kunststoffe. Damit verbunden ist ein Preisgeld von insgesamt 22 500 Euro.
Preis hilft bei der Suche nach Geldgebern
Dabei hat das Unternehmen bisher noch keine eigene Produktion. Erst Ende 2014 soll in Schönebeck (Salzlandkreis) eine Anlage gebaut werden. Bei der Werbung um Geldgeber für die zwölf Millionen Euro Investitionskosten soll die Auszeichnung helfen. „Das ist auch ein Sprungbrett für Lobbyarbeit“, sagt Fred Bohndick.
Allerdings gibt es schon die Gewissheit, dass das im Jahr 2010 entwickelte Verfahren funktioniert. In einer alten, umgebauten Anlage in Tangermünde (Altmark) hat die Firma schon rund 4 000 Tonnen Phosphordünger aus Klärschlämmen gewonnen. „Die Nachfrage war größer als unsere Produktion“, sagt Bohndick. Denn Phosphor ist der wichtigste Grundstoff für Pflanzendünger. Und der wird knapp. Nach Schätzungen reichen die weltweiten Vorräte noch zwischen 50 und 300 Jahren. Europa muss Phosphor beinah ausschließlich importieren. „Wir tun gut daran, die Möglichkeiten zu nutzen“, sagt Fred Bohndick.
Phosphor aus Klärschlamm
Mit dem Verfahren aus Gardelegen kann der Phosphor direkt aus Klärschlämmen, die aus herkömmlichen Kläranlagen kommen, gewonnen werden. Dazu wird der Klärschlamm mineralisiert. Aus der Asche kann dann unter Beimischung von Chemikalien der Phosphor gewonnen werden. Zugleich werden die giftigen Schwermetalle wie Blei, Cadmium oder Quecksilber abgeschieden. Dies wird umso wichtiger, da die Grenzwerte für diese Giftstoffe bei der Düngung mit Klärschlämmen ab 2014 deutlich gesenkt werden.
Dementsprechend gut sind die Aussichten - auch personell. Denn Marcus und Marian Bohndick sollen im Betrieb bleiben. „Die nächste Generation steht damit schon bereit“, sagt Fred Bohndick. Die Familienarbeit geht also weiter.