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US-Unternehmen entwickelt Hyper-Loop Hyper-Loop: Schnell mal nach New York: US-Unternehmen will Menschen in Vakuumröhre reisen lassen

Von Frank-Thomas Wenzel 21.07.2017, 11:34
Der Hyperloop soll ähnlich wie das Rohrsystem bei der Post funktionieren. (Symbolbild)
Der Hyperloop soll ähnlich wie das Rohrsystem bei der Post funktionieren. (Symbolbild) imago stock&people

Frankfurt a.M. - Als hätte er nicht schon genug damit zu tun, die Autobranche zu revolutionieren. Jetzt will der US-Unternehmer Elon Musk auch noch Passagiere in einer Vakuumröhre mit Hochgeschwindigkeit von New York nach Washington befördern.

Wir erläutern, wie realistisch das Hyperloop-Konzept ist und welche Rolle Donald Trump dabei spielt.

Wie weit sind Musks Pläne?

Die Idee ist schon gut fünf Jahre alt.  Doch Musk hat gerade getwittert, dass er vom Weißen Haus eine „mündliche Genehmigung“ habe. Ein Sprecher von Präsident Donald Trump bestätigte, dass es „vielversprechende Gespräche“ gebe und dass man sich zu umwälzenden Infrastrukturprojekten bekenne. Dabei hatte es kürzlich noch heftigen Ärger gegeben. Musk hatte sich aus einem Beratergremium für den Präsidenten zurückgezogen, da Trump die Förderung der Elektromobilität stoppen will.

Wie funktioniert der Hyperloop?

Ähnlich wie bei der Rohrpost. Wobei Musk genau bei seiner Elektro-Auto-Marke Tesla und seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX auch beim Hyperloop auf längst ausgereifte  Technik setzt, die er allerdings in einer völlig neuen Konfiguration einsetzt. Das System soll aus einer Stahlröhre bestehen, in der eine Kapsel bewegt wird, die entweder mit etwa 30 Sitzen für Passagiere bestückt ist oder aus einem Frachtraum besteht.

Eine Art Riesenstaubsauger vorne an der Kapsel saugt Luft ab, wodurch einerseits ein Vakuum entsteht, das den Vortrieb erzeugt. Zudem wird die abgesaugte Luft genutzt, um ein Luftpolster zu erzeugen, auf dem die Kapseln schweben. So wird  Reibung vermieden.

Ist das technisch umsetzbar?

Auch Kritiker des Hyperloop-Projekts bescheinigen, dass das im Prinzip machbar ist. Geschwindigkeiten bis zu 1200 Stundenkilometer sollen möglich sein. Der Hyperloop wäre also schneller als ein Düsenjet. Für die Strecke von Washington nach New York sind „nur“ um die 700 Sachen geplant. Die rund 350 Kilometer lange Strecke würde etwa in einer halben Stunde bewältigt.

Die Trasse für die Röhre kann sowohl oberirdisch auf Stelzen als auch unterirdisch in einem Tunnel geführt werden. Wie die Pilotstrecke konkret aussehen soll, ist unklar. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg  berichtet indes, dass der längste Tunnel der Welt gebohrt werden müsste. Musk hat dafür bereits eine eigene Firma gegründet, die Boring Company. Diese hat bislang mit einer gebraucht gekauften Tunnelbohrmaschine im April eine kleine Teströhre auf dem SpaceX-Gelände gebohrt.  Musk hat als erste wichtige Aufgabe vorgegeben, dass die Maschine schneller werden muss. Fünfmal schneller zu bohren sei  nicht übertrieben schwer, so der Milliardär und Multi-Unternehmer.

Warum Hyperloop anstelle von Luftfahrt?

Der Charme des Konzepts liegt darin, dass es sich um ein Verkehrssystem handelt, das schneller als Düsenjets ist und dabei umwelt- und klimafreundlich sein soll. Der Strom für den Saugkompressor soll von Solarzellen kommen, die auch auf der Oberseite die Röhre montiert werden können. Praktischerweise kontrolliert Musk auch die Firma Solar City, die die entsprechenden Module liefern kann. Hinzu kommt, dass die Hyperloop-Haltestellen mitten in den Städten liegen sollen, was Reisezeiten von Tür zu Tür im Vergleich zur Fliegerei noch zusätzlich verkürzt.    

Wo liegen die Probleme?

Es gibt erstens eine Reihe technischer Probleme. Experten heben etwa hervor, dass es bei Notfällen extrem schwer werde, die Kapseln schnell zu bremsen und die Passagiere zu retten. Auch sei nicht geklärt, wie man der enormen Wärmeentwicklung beim Vakuumtransport Herr werden soll.

Musk betont indes, nicht die Technik, sondern die Genehmigungen der Behörden seien das Problem. Auch in den USA dauert es beispielsweise Jahre, bis konventionelle Tunnelprojekte den Segen der Administration haben.

Wie soll Hyperloop finanziert werden?

Auch hier geht Musk bekannte Wege. Wie bei Tesla plant er, bei Investoren über einen Börsengang seiner Hyperloop-Firma Geld einzusammeln. Völlig offen aber ist vor allem, wie der Betrieb finanziert werden soll. Mehrere Fachleute für Transport- und Schienensysteme haben schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass gigantisch große Mengen Strom notwendig wären, um die Kapseln durch die Vakuumröhre zu schießen. Immer wird dabei das Beispiel des Magnetschwebezugs Transrapid erwähnt.

Das Projekt wurde hierzulande wegen hoher Kosten eingestellt. Auf einer geplanten Zubringerstrecke von der Münchner Innenstadt zum Flughafen wäre der Strombedarf fast viermal so hoch wie für eine konventionelle S-Bahn.  Allerdings verschieben sich beim Hyperloop mittlerweile die Parameter. Denn das Erzeugen von Sonnenstrom hat sich in jüngster Zeit dramatisch verbilligt.  

Gibt es außerhalb der USA Interesse am Hyperloop?

Mehrere Prüfprojekte laufen. Auch die Lufthansa zeigt Interesse, womöglich innerdeutsche Flüge durch Hyperloop-Verbindungen zu ersetzen. In Russland wird daran gedacht, zwischen St. Petersburg und Moskau eine Vakuumröhre für den Gütertransport zu bauen.  Auch in der Slowakei und im Wüstenemirat Dubai wird die Machbarkeit von Musks Transportsystem geprüft.