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Engpass beim Sprit Havarie in Leuna: Nach HEM nun auch Branchenführer Aral betroffen

Von Steffen Höhne 14.06.2017, 10:37
Blick auf das Schild einer Aral-Tankstelle.
Blick auf das Schild einer Aral-Tankstelle. imago stock&people

Halle (Saale) - Über Facebook schreibt ein Autofahrer der MZ: „Bei der Aral an der B 80 war am Sonntag auch der Tank leer.“ Ein anderer berichtet: „Gräfenhainichen steht schon ohne Diesel da“.

Die Havarie bei der Total-Raffinerie in Leuna zeigt erste Auswirkungen auf die Versorgung des Tankstellennetzes in der Region Halle/Leipzig. Bereits am Montag gab die Tankstellenkette HEM bekannt, dass es „Versorgungs-Engpässe bei Diesel und Benzin“ gibt.

Nun teilte auch der Branchenführer Aral mit, dass an einzelnen Stationen in Mitteldeutschland bestimmte Produkte nicht immer lieferbar sind. „Die Probleme treten allerdings nur stundenweise auf, es ist kein Notstand“, sagte Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Längere Lieferwege führten dazu, dass nicht immer alle Kraftstoffsorten vorrätig sind. Nach MZ-Informationen sind vor allem die beiden meistgetankten Sorten Super (E5) und Diesel betroffen.

Die Ursache liegt in einer Havarie am 17. Mai in der Total-Raffinerie in Leuna. Bei Wartungsarbeiten geriet eine Destillations-Kolonne in Brand.

Diese ist für die Kraftstoff-Produktion so bedeutend, dass die gesamte Raffinerie bisher die Produktion nicht wieder aufnehmen kann. Die Reparatur könnte sich laut Total über den Monat Juni hinziehen.

Total Leuna versorgt 1.300 Tankstellen in Mitteldeutschland

Total versorgt von Leuna aus 1.300 Tankstellen in Mitteldeutschland. Das geschieht direkt von Leuna aus, aber auch über große Tanklager. Davon gibt es mehrere Stück in Ostdeutschland - unter anderem in Chemnitz (Sachsen).

„Die Tankstellenbetreiber müssen nun die Logistik umstellen“, sagt Stephan Zieger vom Bundesverband Freier Tankstellen (BFT). Anstatt Leuna direkt mit dem Tanklastwagen anzufahren, werden vermehrt die Lager genutzt. Diese verfügen meist über Bahnanschluss und können von verschiedenen Raffinerien beliefert werden.

„Total kauft derzeit in ganz Deutschland Kraftstoff zusammen, um die Versorgung sicher zu stellen“, sagte ein Insider der MZ. Vor allem die Anbieter, die keine Total-Kunden sind, sondern Sprit am Spotmarkt einkaufen, hätten nun Probleme.

Total, Shell und Jet: Keine Sprit-Engpässe nach Havarie in Leuna

Die Umstellung der Logistik fällt den einzelnen Firmen unterschiedlich schwer. Auf MZ-Anfrage teile Total, Shell und Jet mit, keine Versorgungsengpässe zu haben. Beim Hamburger Wettbewerber HEM sind dagegen zu Wochenanfang einzelne Stationen komplett leer gewesen. Der Tankstellenverband BFT befürchtet keine größeren Engpässe.

Fachleute rechnen auch nicht damit, dass sich die Knappheit auf die Preise auswirkt. Das könnte allenfalls zeitweise lokal passieren, wenn das Angebot begrenzt ist. (mz)