Gründlich auswählen: Anwälte sollten Spezialisten sein
Berlin/Leipzig/dpa. - Bei rechtlichen Problemen sind die meisten Menschen ohne Anwalt aufgeschmissen. Aber auch Juristen können sich bisweilen als wenig hilfreich erweisen. Daher sollten Verbraucher bei der Auswahl eines Rechtsbeistandes sorgfältig vorgehen.
«Am besten ist es, wenn man einen Anwalt empfohlen bekommt», sagt Peggy Fiebig, Sprecherin der Bundesrechtsanwaltskammer in Berlin. Diese Möglichkeit besteht aber nicht immer - und dann wird es schwierig. In jedem Fall sollten Verbraucher Fiebig zufolge Ausschau nach einem Spezialisten halten. «Dabei kann man auf Anwaltsuchdienste zurückgreifen. Die gibt es im Internet und per Telefon.»
Die Bundesrechtsanwaltskammer vergibt außerdem das Zertifikat «Qualität durch Fortbildung». Rund 500 Anwälte werben damit bereits auf ihrer Visitenkarte oder auf dem Kanzleischild. Mit dem Zertifikat weisen sie nach, dass sie sich regelmäßig weiterbilden.
Auch die Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig rät, Probleme nur einem auf das betreffende Rechtsgebiet spezialisierten Anwalt anzuvertrauen. «Da sollte man unbedingt drauf achten», rät Rechtsreferentin Marion Schmidt. «Man kann sich dafür auch an örtliche Anwaltsvereine und Anwaltskammern wenden.»
Für manche Rechtsgebiete können Anwälte einen Fachanwaltstitel erwerben, fügt Schmidt hinzu. Dafür müssten sie eine bestimmte Zahl von Fällen in dem jeweiligen Bereich bearbeiten und zusätzlich eine Prüfung bestehen. Fachanwälte gibt es zum Beispiel für Arbeitsrecht, Sozialrecht, Familienrecht oder Verkehrsrecht.
Laut Herbert P. Schons, Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer Düsseldorf, zeichnet sich ein guter Anwalt unter anderem dadurch aus, dass er klar macht, welche Kosten auf den Mandanten zukommen. Ein Warnzeichen sei es, wenn der Laie seinen Fall schildert, ohne dass der Jurist nachhakt. «Der Anwalt muss sachlich nachvollziehbare Nachfragen stellen. Man muss das Gefühl haben, dass er in den Fall einsteigt.»
Zwar könne der Klient eine endgültige rechtliche Bewertung nur bei unkomplizierten Problemen erwarten. Ein Anwalt aber, der sich überhaupt nicht äußert, habe möglicherweise mit dem relevanten Rechtsgebiet keine ausreichenden Erfahrungen. Stutzig müsse es Mandanten auch machen, wenn ihre Anwälte nicht zu erreichen sind, sagt Schons. Zumindest müssten die Anwälte Termine benennen können, zu denen sie für ein Gespräch zur Verfügung stehen.
Auch wer längere Zeit nichts aus der Kanzlei hört, sollte laut Schons ins Grübeln kommen. «Von allen Schriftsätzen müssen Abschriften an den Mandanten gehen.» Ein Zeichen von Qualität sei es, wenn der Anwalt ein vorbereitetes Schreiben dem Mandanten noch einmal zur Korrektur von etwaigen sachlichen Fehlern vorlegt. So könne der Mandant prüfen, ob sachliche Angaben korrekt ins Juristendeutsch übersetzt worden sind.
Peggy Fiebig empfiehlt Verbrauchern, auch auf ihr Gefühl zu achten. Fachliche Kriterien könnten die meisten Menschen - mangels Rechtskenntnissen - schließlich nicht anlegen. Wer sich nicht gut beraten fühlt, könne den Anwalt wechseln, sagt Fiebig. «Allerdings muss ich natürlich für die Arbeit bezahlen, die der Anwalt bis zu diesem Zeitpunkt hatte.»