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Gemüseanbauer bei Magdeburg insolvent Gemüseanbauer bei Magdeburg insolvent: XXL-Glashaus ist das Geld ausgegangen

Von Steffen Höhne 07.09.2018, 10:00
Investor Jorg von der Wilt
Investor Jorg von der Wilt Steffen Höhne

Osterweddingen - Vor den Toren Magdeburgs haben niederländische Investoren eines der größten Gewächshäuser Deutschlands gebaut. Doch gut ein Jahr nach dem Start muss der Produzent von Erdbeeren, Tomaten und Paprika nun Insolvenz anmelden. Das Amtsgericht Magdeburg bestellte die Anwältin Heitje Thürnagel als vorläufige Insolvenzverwalterin für die Joris Gewächshäuser GmbH aus Osterweddingen.

Als Ursache für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten verweist Thürnagel auf hohe Bau- und Energiekosten, die deutlich über den veranschlagten Beträgen lagen. Das habe die Liquidität erheblich belastet und schließlich zur Insolvenz geführt. Investoren um den Landwirt Jorg von der Wilt haben bisher acht Millionen Euro investiert. Die Anlage erstreckt sich auf einer Fläche von sieben Fußballfeldern (6,5 Hektar). Der Geschäftsbetrieb ruht derzeit.

Gewächshaus hat erst vor einem Jahr seinen Betrieb aufgenommen

Nach Aussagen von Firmenkennern hatte Joris jedoch auch Probleme in der Vermarktung seiner Produkte. „Die Komplexität des deutschen Einzelhandels wurde unterschätzt“, heißt es.

Das Gewächshaus hat erst vor einem Jahr seinen Betrieb aufgenommen. 18 Mitarbeiter, vor allem aus Osteuropa, wurden beschäftigt. Die Anlage steht am Rande eines Industriegebiets in Nachbarschaft zum Flachglaswerk F-Glass. Das liefert kostengünstig Abwärme zum Betrieb des XXL-Gewächshauses. Diese kostengünstige Energiequelle ist das größte Plus des Projektes.

Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, gibt es bereits zahlreiche Interessenten für eine Übernahme. Diese sollen teilweise aus dem Gemüseanbau kommen. Der Wettbewerber Wittenberg Gemüse GmbH, der ebenfalls große Gewächshäuser betreibt, hat aber offenbar kein Interesse. Denn in Magdeburg muss weiter investiert werden. Ein ursprünglich geplantes Bürogebäude gibt es noch nicht. Auch die Sozialräume für die Mitarbeiter sind dürftig.

Zudem war eine Verdopplung der Produktionsfläche durch den Bau eines zweiten Gewächshauses geplant. Die Gesamtinvestition sollte bei 13 Millionen Euro liegen. Laut Insidern wird mit der Erweiterung das Gesamtprojekt wirtschaftlicher. Bei der Investorensuche gibt es offenbar auch Zeitdruck. Denn vor dem ersten Frost müsste die Anlage wieder in Betrieb gehen, um Frostschäden bei den Bewässerungsanlagen zu vermeiden. (mz)