Gehalt des Ex-Volkswagen-Managers Gehalt des Ex-Volkswagen-Managers: Martin Winterkorn steht weiter auf der VW-Gehaltsliste

War’s das? Am 23. September 2015 erklärte Volkswagen-Chef Martin Winterkorn seinen Rücktritt. Damals erklärte er, dass er die Verantwortung für den Abgasskandal übernehme. Deshalb wolle er den Aufsichtsrat bitten, „eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zu treffen. Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin“.
Das hört sich zunächst nach einer noblen Geste an: Winterkorn übernimmt die Verantwortung, tritt zurück, und das war’s. Doch man muss die Wortwahl beachten. Es geht lediglich darum, dass er nicht mehr als Vorstandschef aktiv ist. Medienberichten zufolge steht Winterkorn denn auch nach wie vor auf der Gehaltsliste des Unternehmens, und zwar bis Ende 2016. Dann läuft der Vertrag aus. „Wir kommentieren keine Vertragsangelegenheiten“, sagte ein Sprecher.
Winterkorn keine Ausnahme
Dass gefeuerten Managern noch Geld hinterher geworfen wird, ist keine Seltenheit, sondern der Normalfall. Formal ist auch Winterkorn ein Angestellter mit einem befristeten Vertrag. Werden Manager abgelöst, muss über eine Auflösung des Vertrages verhandelt werden. Die einvernehmliche Lösung liegt nahe, denn bei einer einseitigen Aufkündigung des Vertrages wäre eine Klage der Gegenseite die unweigerliche Folge.
Als Standard hat sich etabliert, dass der Arbeitsvertrag aufgelöst wird und das Gehalt für die gesamte Laufzeit ausgezahlt wird. Die Unternehmen haben in der Regel ein großes Interesse, dass schnell einen Schlussstrich zu ziehen und die gesamte ausstehende Summe zu überweisen.
Winterkorn könnte von Bonuszahlungen profitieren
Im Fall Winterkorn handelt es sich offensichtlich um eine Variante: Er bleibt noch etwa ein Jahr lang angestellt. Das könnte bei der Höhe der Zahlungen aber eine maßgebliche Rolle spielen: Winterkorns Gehalt setzt sich aus fixen und flexiblen Vergütungen zusammen. Letztere machen beim Ex-VW-Chef etwa zehn Millionen von insgesamt rund 15 Millionen Euro aus – Winterkorn war der Topverdiener unter den Chefs der Dax-Firmen.
In den komplexen Verträgen der Manager sind die variablen Komponenten an das Erreichen einer Reihe von kurz- und längerfristigen Unternehmenszielen gebunden, den Absatz von Autos etwa oder die Kundenzufriedenheit. Wenn Winterkorns Vertrag bis Ende 2016 läuft, könnte er also noch von Bonuszahlungen in voller Höhe profitieren.
Welche Rolle übernimmt Winterkorn im Abgasskandal?
Das würde zu Winterkorns Selbstverständnis passen, da er in der Vergangenheit viel für das Unternehmen getan hat – was niemand bestreitet - und er sich keines Fehlverhaltens bewusst ist. Nach dem Motto: Für die Betrugssoftware bei Dieselautos sind einige wenige Einzeltäter verantwortlich. Das ist im Übrigen auch nach wie vor die offizielle Lesart der Konzernspitze.
Es ist aber auch eine andere Lesart möglich: Hätte Winterkorn dafür sorgen müssen, dass so etwas wie der systematische Einsatz einer Motorsteuerung, die Behörden und Kunden hinters Licht führt, nicht passieren kann? Dann stellt sich tatsächlich die Schuldfrage und nicht nur die Fortführung des Vertrages wäre höchst anrüchig. Dann müsste auch geklärt werden, ob er Schadenersatz zahlen muss. Angeblich wollen Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat genau dies durchsetzen. Ein größerer Teil von Winterkorns Vermögen könnte dann drauf gehen.