Gasanbieter-Wechsel: Auf Laufzeit und Preisgarantien achten
Berlin/dpa. - Für viele Mieter und Immobilienbesitzer wird 2008 ein teures Jahr: Nachdem zu Jahresbeginn schon etliche Energieversorger die Preise angehoben hatten, kommen dem Branchendienst Verivox zufolge ab März schon wieder höhere Heizkosten auf sie zu.
Demnach wollen 142 Gasversorger ihre Preise im Schnitt um rund sieben Prozent erhöhen. Wer sich jetzt nach einem neuen Anbieter umsieht, sollte neben den Preisen aber auch das Kleingedruckte vergleichen.
«Leider ist der Wechsel beim Gas noch nicht so einfach wie beim Strom, weil es noch nicht so viele Anbieter gibt», sagt Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest in Berlin. «Inzwischen kommt der Wettbewerb allmählich aber mehr in Schwung.» So sei zu erwarten, dass im Laufe des Jahres mehrere neue Anbieter Gas zur Verfügung stellen. Die Stiftung Warentest hatte im Februar getestet, ob sich ein Wechsel des Gasanbieters für Kunden lohnt und dabei elf Versorger unter die Lupe genommen. Bundesweit liefert bisher nur «E wie einfach» Gas an Privatkunden. Andere Anbieter wie Nuon, Yello oder Lichtblick versorgen bestimmte Regionen. Vor allem Großstädter hätten bereits die Wahl zwischen mehreren Versorgern, sagt Backofen.
Aber auch in Kleinstädten kann sich ein Vergleich lohnen, sagt Dagmar Ginzel von «Verivox.de» in Heidelberg. So spare eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden (kWh) im Vogtland derzeit rund 200 Euro jährlich, wenn sie statt des lokalen Grundversorgers den günstigsten Konkurrenten auswählt. Laut Stiftung Warentest zahlten Kunden der Stadtwerke Weißwasser in Sachsen im Dezember knapp 300 Euro pro Jahr weniger, wenn sie zum benachbarten Stadtwerk Finsterwalde in Brandenburg wechselten.
Grundsätzlich könnten Mieter nur dann den Gasanbieter wechseln, wenn sie ihren Verbrauch direkt mit dem Versorger abrechnen, erklärt Backofen. Werden die Kosten in der Miete verrechnet, sei es Sache des Vermieters, sich nach einem günstigeren Anbieter umzusehen.
Wer sich einen neuen Anbieter sucht, sollte neben den Kosten auch die Klauseln im Kleingedruckten vergleichen. So dürften Kunden keine zu lange Vertragslaufzeit wählen, um flexibel zu bleiben, rät Andrea Benzing von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. «Praktisch ist es außerdem, wenn der neue Anbieter eine Preisgarantie gewährt», sagt Backofen von der Stiftung Warentest. So garantierten einige Gasfirmen Neukunden ein Jahr lang einen Fixpreis. «Ansonsten kann es einem passieren, dass der neue Anbieter kurz nach dem Wechsel auch die Preise erhöht.»
Verbraucher sollten vor einem Wechsel aber auch bei ihrem bisherigen Versorger nach Sondertarifen fragen, rät Backofen. Viele böten Konditionen, die günstiger als der Standardtarif oder dem eigenen Verbrauch besser angemessen sind.
Der Wechsel selbst geht einfach: Die Kunden notieren ihre Zählerstände und teilen sie mit der Zählernummer dem neuen Versorger mit. Der übernimmt die Kündigung beim bisherigen Gasanbieter zum nächstmöglichen Termin. In der Regel erfolgt die Belieferung mit Gas durch den neuen Versorger dann nach etwa sechs bis zehn Wochen.
«Wir raten Kunden außerdem, Widerspruch einzulegen, wenn der Gasversorger die Preise erhöht», sagt Benzing. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg stelle einen passenden Musterbrief im Internet bereit. Wer sich gegen eine Preiserhöhung wehren will, sollte den Aufschlag nur unter Vorbehalt zahlen. «Oder man kürzt die Rechnung einfach um den entsprechenden Betrag.» Kunden könnten sich dabei auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) von 2007 berufen. Demnach müssen Gasversorger bei Preiserhöhungen nachweisen, dass sie nur höhere Bezugskosten weitergeben (Az: VIII ZR 36/06). «Dabei muss man auch keine Angst haben, dass einem etwa das Gas abgedreht wird - das dürfen Versorger gar nicht.»
Vergleichsportal für Gas- und Strompreise: www.verivox.de
Informationen von der Stiftung Warentest: www.test.de
Portal der Verbraucherzentralen: www.verbraucherzentrale.de