Uber, Google, Airbus Fliegende Autos: Uber, Google, Airbus basteln am privaten Personenluftverkehr der Zukunft

Ein neuer Wettlauf unter Technologiefirmen beginnt gerade: Wer schafft es, das erste fliegende Auto zu präsentieren? Es treten unter anderem an: Uber, Airbus und der Google-Gründer Larry Page. Wir erläutern, wer die besten Chancen hat, um in die Luft zu gehen.
Wie konkret sind die Pläne für fliegende Autos?
Google-Gründer Larry Page engagiert sich bei dem Startup Kitty Hawk. Das Unternehmen hat gerade ein Video veröffentlicht, dass einen Prototypen mit Elektroantrieb zeigt, der eine Mischung aus einem Hubschrauber und einem Motorrad ist. Die Vermarktung des Fluggeräts soll Ende des Jahres beginnen. Es sei sicher und getestet und dürfe in den USA eingesetzt werden, und zwar ohne Pilotenschein, heißt es auf der Kitty-Hawk-Website. In nur wenigen Minuten könnten Nutzer lernen, mit dem Fluggerät abzuheben. Allerdings darf Kitty Hawk vorerst nur in geringer Höhe über Wasserflächen fliegen. Der Preis wird noch nicht genannt.
Gibt es weitere Konzepte?
Page engagiert sich bei einem weiteren Startup namens Zee.Aero, das ebenfalls ein Fluggerät entwickelt, das vertikal starten und landen und mehreren Passagieren Platz bietet sollen. Der Flugzeugbauer Airbus hat mit Italdesign ein Mobilitätskonzept entwickelt, das Pop.up genannt wird. Es besteht aus einer Passagierzelle für zwei Personen, an die entweder ein Bodenmodul (quasi ein Fahrgestell mit vier Rädern) oder ein Luftmodul mit vier Rotoren angekoppelt werden kann – es soll sowohl auf Straßen fahren als auch durch die Luft fliegen können. Am Dienstag hat zudem der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber angekündigt, ebenfalls ein fliegendes Auto zu entwickeln, es dürfte ebenfalls auf einen Senkrechtstarter mit Elektroantrieb hinauslaufen.
Wie realistisch sind diese Pläne?
Das Uber-Management meint es ernst. Es hat Kooperationen vereinbart mit der Regierung des Emirats Dubai und mit einer Handvoll Unternehmen aus der Luftfahrtbranche - darunter sind der Hubschrauberhersteller Bell und die brasilianische Embraer, die kleinere Passagierjets baut. Ziel ist es, ein Flugtaxi zu entwickeln, das 2020 in Dubai starten und landen soll. Es ist speziell für den Einsatz in urbanen Regionen vorgesehen.
Worin liegen die Vorteile von fliegenden Autos?
Es geht immer darum, den Luftraum für Mobilität auf kurzen Strecken in Städten zu erschließen. Das soll eine schnelle und effiziente individuelle Beförderung möglich machen und helfen, die immer größer werdenden Verkehrsprobleme in Metropolen zu lösen. Pop.up, so Airbus, diene der Entlastung staubelasteter Straßen und der Verringerung der Abgasemissionen – dank Elektroantrieb. Hinzu kommt, dass autonome oder teilautonome Mobilität im Luftraum einfacher ist als auf dem Boden, weil es weniger Störfaktoren gibt, die das größte Problem des autonomen Fahrens auf der Straße sind: Spielende Kinder können nicht vor ein fliegendes Auto laufen. Airbus-Chef Tom Enders hat überdies darauf hingewiesen, dass Flugzeugbauer bereits über große Erfahrungen mit Autopiloten verfügten. Hightechfirmen sehen jedenfalls riesige Marktchancen für die urbane Mobilität in der Luft. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg geht davon aus, dass sich ein Dutzend Firmen damit derzeit ernsthaft befasst.
Werden sich Nutzer wirklich in eine Taxidrohne setzen?
Airbus-Manager gehen davon aus, dass in Taxidrohnen zunächst Piloten mitfliegen, die notfalls die Steuerung von Hand übernehmen können. Sie sollen dann allmählich verschwinden, so wie die Liftboys verschwunden sind, die früher Aufzüge bedient haben. Es könnte sogar ein deutlich höheres Maß an Sicherheit als heutigen Straßenverkehr im erreicht werden, da die Autopiloten der fliegenden Taxis in Zukunft miteinander kommunizieren, um Zusammenstöße zu verhindern. Sie steigen nur dann auf, wenn die Verkehrslage im Luftraum und das Wetter dies zulassen. Airbus hat auch deshalb Pop.up schon gleich als sogenanntes multimodales System entwickelt: Der Nutzer gibt über eine App vor Antritt der Fahrt sein Ziel ein, ein Programm, das über künstliche Intelligenz verfügt, entscheidet dann, ob die Beförderung in der Luft oder am Boden stattfindet. Das hängt natürlich auch von der geplanten Ankunftszeit und vom Preis ab – Fliegen dürfte erheblich teurer werden als Fahren.
Wo liegen die Probleme bei der Entwicklung fliegender Autos?
Die Konzepte funktionieren nur, wenn die Flugzeuge so sicher und zuverlässig sind, dass sie in Städten eingesetzt werden können. Das verlangt insbesondere sehr anspruchsvolle Software. Bei der Hardware geht es darum, leistungsfähige Batterien und Elektromotoren, ganz neue Rotoren und insgesamt viele neue Leichtbaukomponenten zu entwickeln. Die Kosten dafür sind enorm hoch, übersteigen bei weitem die Dimensionen für autonome Elektro-Pkw, an denen die Autokonzerne arbeiten. Hinzu kommt, dass fliegende Autos auch noch die sehr strengen Vorgaben der Flugaufsichtsbehörden erfüllen müssen.
Sind fliegende Autos tatsächlich umweltfreundlich?
Alle Konzepte gehen von Elektroantrieben aus. Das bedeutet, es entstehen an Ort und Stelle keine Abgasemissionen. Die zweite Annahme ist immer, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Das würde tatsächlich null Emissionen bedeuten. Allerdings stellt sich dennoch die Frage des Energieeinsatzes: Um Mensch und Maschine abheben zu lassen, muss enorm viel Strom eingesetzt werden. Nur ein Bruchteil davon wird benötigt, um Menschen etwa mit Straßenbahnen zu befördern – der sparsamsten Form von Elektromobilität, ganz zu schweigen vom Radfahren oder zu Fuß gehen. Vieles spricht dafür, dass bei künftigen Konzepten von städtischer Mobilität, die Energieeffizienz im Vordergrund der Debatten stehen wird.