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Fernbusse Fernbusse: Die langsame Alternative

Von Peter Kirnich 16.09.2013, 07:38
Ein Bus von "Meinfernbus.de". Seit acht Monaten dürfen Linien-Fernbusse der Bahn Konkurrenz machen.
Ein Bus von "Meinfernbus.de". Seit acht Monaten dürfen Linien-Fernbusse der Bahn Konkurrenz machen. dpa Lizenz

Berlin/MZ - Seit acht Monaten gilt für Fernbusse in Deutschland wieder freie Fahrt. Ein Gesetz aus den 30er Jahren hatte zuvor dafür gesorgt, dass Busse nur auf wenigen Strecken im Fernverkehr unterwegs sein durften. Damit sollte die staatliche Bahn geschützt werden. Inzwischen gibt es rund 160 Fernbus-Linien und etwa 60 Anbieter.

Im Oktober startet mit dem ADAC Postbus ein Wettbewerber, der den momentanen Marktführern MeinFernbus (38 Prozent Marktanteil) und Deutsche Bahn den Platz an der Spitze streitig machen will. Entsprechend günstig werden die Fahrten angeboten: Tickets gibt es auf den Strecken von Köln nach München ab 28 Euro. ADAC-Mitglieder erhalten einen Rabatt von zwei Euro.

5,7 Cent pro Kilometer

Wie schneidet der Fernbus im Vergleich zur Bahn, zur Mitfahrgelegenheit im Auto und zum Flugzeug ab? Das Online-Portal Fernbusse.de hat anhand von 20 Städteverbindungen erstmals das Preis-Leistungs-Verhältnis von Fernbussen, Mitfahrzentralen und der Deutschen Bahn verglichen. Günstigster Anbieter ist demnach der Bus. Er lag vor allem dank der günstigen Frühbucherpreise teils erheblich unter den Kosten der Konkurrenz. Während der Fernbus auf einen durchschnittlichen Kilometerpreis von 5,7 Cent pro Kilometer kommt, liegen die Mitfahrzentralen bei 6,5 Cent und die Bahn bei 14,4 Cent für einen Kilometer. Fünfmal täglich unter der Woche und sechsmal täglich am Wochenende fährt MeinFernbus die Strecke Berlin-München und zurück. Wer ein paar Tage im Voraus bucht, zahlt in der Regel nur 22 Euro für die einfache Fahrt. Für Kurzentschlossene wird es etwas teurer, doch auch dann kostet die Fahrt selten mehr als 30 Euro. Damit ist eine Busfahrt billiger als eine Mitfahrgelegenheit, die zwischen 30 und 35 Euro kostet. Die Bahnfahrt mit Bahncard 50 kostet 62,50 Euro.

Langsam, aber nicht auf allen Strecken

Dafür hat der Konkurrent auf Schienen gegenüber den Wettbewerbern einen klaren Zeitvorteil. Während es die Fernbusse auf ein Durchschnittstempo von 78 Kilometern pro Stunde bringen, sind die Autos der Fahrgemeinschaften mit 106 Kilometern pro Stunde unterwegs, die Bahn mit Tempo 116. Zwischen Frankfurt (Main) und Köln beziehungsweise Berlin und Hamburg erreichen die Züge sogar mehr als 170 Kilometern pro Stunde. So schafft es der Bahnreisende innerhalb von einer Stunde und 40?Minuten von der Hauptstadt bis nach Hamburg. Mit dem Auto dauert die Fahrt fast drei Stunden und mit dem Fernbus dreieinhalb.

Nicht auf allen Strecken driften die Fahrtzeiten so auseinander. So bringt der Fernbus seine Kunden in gut zweieinhalb Stunden von Dresden nach Berlin, der Pkw in knapp zwei Stunden, während die Bahn zwei Stunden und zehn Minuten benötigt. Dennoch bleibt die Bahn bei der Reisedauer der Sieger – wenn alles gut geht. Denn Verspätungen und Zugausfälle sind keine Seltenheit. Andererseits ist auch die Reise über die Autobahn oft unberechenbar. Eine Alternative zu Bahn, Fernbus und Mitfahrzentrale könnte das Flugzeug sein – doch sind die Preise trotz Billigangebote nicht wirklich konkurrenzfähig.

So kostet der Flug von Berlin nach Frankfurt beim billigsten Anbieter Air Berlin 158 Euro, gegenüber durchschnittlich 26 Euro im Bus oder 33,50 im Auto und 84 Euro per Bahn. Auf dieser Linie kann das Flugzeug mit einer Reisezeit von lediglich einer Stunde und zehn Minuten zwar punkten, rechnet man jedoch die Zeit für Check-in und Check-out hinzu, ist man schon bei über drei Stunden. Hinzu kommt noch die Fahrtzeit vom und zum Flughafen.

Chancen für Frühbucher

Allerdings wurden bei diesem Vergleich lediglich einfache Städteverbindungen berücksichtigt. Betrachtet man dagegen Hin- und Rückflugangebote und bucht mehr als sechs Wochen im Voraus, stehen kostengünstige Angebote zur Verfügung, die durchaus konkurrenzfähig sind - zumindest zu den Preisen der Bahn. Jedoch zeigt sich der Vorteil in der Regel erst auf langen Distanzen, ab einer Zug-Fahrzeit von mehr als vier Stunden.

Der Fernbus hat also bereits nach kurzer Zeit seinen Platz unter den Anbietern im Fernverkehr gefunden. Die mittelständischen Busunternehmen indes befürchten schon jetzt einen Verdrängungswettbewerb durch große Busanbieter wie ADAC Postbus. Wenn das so kommt, und schließlich nur wenige Anbieter übrig bleiben, dürfte die Zeit der Schnäppchen rasch wieder vorüber sein.