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DHL-Rückzug aus Problemkiezen DHL-Express-Rückzug aus Problemkiezen in Berlin: Was wird jetzt aus der Zustellung von Weihnachtspaketen?

24.11.2016, 16:28
Gewöhnliche Paketsendungen würden weiterhin zugestellt, heißt es von DHL.
Gewöhnliche Paketsendungen würden weiterhin zugestellt, heißt es von DHL. dpa

Berlin - „No-go-areas“, „rechtsfreie Räume“, „Politikversagen“: die Welle der Empörung schlägt hoch. Denn der Kurierdienst DHL Express stellt in wenigen Fällen Pakete in Berlin nicht mehr persönlich zu - um Betrug und Übergriffe auf die Boten zu verhindern. Das löst Unruhe vor dem Weihnachtsgeschäft aus. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Thema:

Was genau ist eigentlich passiert?

Kriminelle haben unter anderem im Soldiner Kiez im Berliner Ortsteil Gesundbrunnen unter falschem Namen und falscher Anschrift über den Expressdienst von DHL Pakete bestellt - mit Waren, die sich leicht zu Geld machen lassen. Das könnten zum Beispiel Handys sein. DHL äußert sich jedoch nicht zum Inhalt der Pakete. Die Täter erwarteten den Kurier vor dem Haus, um die Pakete entgegenzunehmen. Zum Teil kam es dabei zu Übergriffen, weil die Boten misstrauisch wurden und sich weigerten, die Sendung zu übergeben. DHL spricht von weniger als einer Handvoll solcher Fälle.

Wer sind die Täter?

Das ist nicht ganz sicher. Der Paketdienst und die Berliner Polizei kommentieren die Frage nicht näher. Die Deutsche Polizeigewerkschaft vermutet Banden, die es in der Vorweihnachtszeit auf Pakete abgesehen hätten. Ähnliche Fälle habe es schon vor zwei Jahren gegeben. Es komme vor, dass die Täter die Boten mit einem Messer bedrohen, wenn sie die Pakete nicht abgeben wollen.

Wie hat DHL reagiert?

Wenn es den Verdacht gibt, dass Betrüger am Werk sind, stellt DHL Express die Sendungen nicht mehr zu. Stattdessen sollen die Empfänger ihre Pakete in der nächstgelegenen DHL Express-Station abholen. Man entscheide das gemeinsam mit dem Versender, betont das Unternehmen. „Im Vordergrund steht hierbei die Sicherheit der Kuriere und der uns übergebenen Sendungen.“

Gibt es solche Taten auch anderswo?

„Das ist sicherlich auch anderswo schon passiert“, heißt es bei DHL. Einen Gesamtüberblick gebe es aber nicht. Bei der Gewerkschaft Verdi spielten Überfälle zuletzt keine große Rolle - Anfragen drehen sich eher um Arbeitsbedingungen und Überlastung von Boten, wie ein Sprecher sagt. Wie Geldboten werden bundesweit jedoch immer wieder auch Paketboten und Kuriere Opfer von Überfällen. Sie erbeuten Schmuck, Handys oder Tablets, wie aus Meldungen der Polizeibehörden hervorgeht - manchmal auch den ganzen Paketwagen. Ob es heute mehr Überfälle auf Paketboten gibt als früher, lässt sich nicht feststellen, weil die Polizei das in ihrer Statistik nicht gesondert erfasst.

Werden gewöhnliche Paketsendungen weiter zugestellt?

Ja. Für DHL Paket gilt: „Bei allen Paketen erfolgt ein persönlicher Zustellversuch.“ Die Post-Konkurrenten im Bundesverband Paket & Express Logistik betonen: „Unsere Mitglieder belieferten und beliefern weiterhin bundesweit jede Adresse ohne Einschränkung.“ Ist niemand da und findet der Bote in der Nachbarschaft keinen geeigneten Abnehmer als Ersatz, bringt er das Paket in die nächste Filiale, ergänzt DHL. Dass es bei bundesweit knapp vier Millionen Paketen am Tag dennoch auch Probleme geben kann, ist etwa auf paket-aerger.de lesbar, einer Art digitalen Kummerkasten der Verbraucherzentralen, gefördert vom Bund.

Wie lassen sich Überfälle auf Paketboten verhindern?

Die Kuriere beliefern oft mehr als 100 Kunden am Tag, dabei komme es auf gute Beobachtungsgabe an, heißt es bei DHL. Die Berliner Polizei betont, es gebe keine rechtsfreien Räume, man verfolge jede Straftat konsequent. Aus Sicht der Gewerkschaft der Polizei müssen jedoch mehr Polizisten auf die Straße, wie Sprecher Benjamin Jendro sagt. Er meint aber auch: „Sie können nicht jeden Hauseingang bewachen.“ (dpa)