Rigoroses Sparprogramm Deutsche Bank: Massiver Stellenabbau soll Konzern aus der Kriese führen

Berlin - Für die Beschäftigten der Deutschen Bank gab es am Donnerstag in der Frankfurter Festhalle einen warmen Applaus. Als der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing auf der Hauptversammlung die Qualifikation und Loyalität der Angestellten auf der ganzen Welt lobte, spendeten die Aktionäre freundlich Beifall.
Und doch nutzte er genau dieses Treffen der Anteilseigner, um deren Forderung nach einem härteren Sparprogramm zu erfüllen. „Wenn wir die Kosten konsequent senken, wird das natürlich auch einen Abbau von Arbeitsplätzen bedeuten“, sagte Sewing.
Bis 2019 will der Konzern 7.000 Stellen streichen
Bis 2019 will der Konzern die Zahl der Stellen von gut 97.000 auf deutlich unter 90.000 streichen. Damit verschärft und beschleunigt das Management den bereits angekündigten Personalabbau, dem nun gegenüber den bisherigen Plänen mehrere tausend Jobs zusätzlich zum Opfer fallen dürften.
Der Kahlschlag trifft besonders das Investmentbanking und den Aktienhandel, wo die Bank im internationalen Wettbewerb gegenüber den führenden Konkurrenten zurückgefallen ist. Hier will Sewing jeden vierten Job streichen.
Die meisten davon sind im Ausland, an den großen Finanzplätzen wie New York und London, angesiedelt. Bereits in den vergangenen sieben Wochen mussten etwa 600 Investmentbanker das Unternehmen verlassen. „Die aktuelle Ergebnislage lässt uns keine andere Wahl“, erklärte Sewing.
Postbank soll mit weniger Leuten auskommen
Aber auch in Deutschland setzt er den Rotstift an. So möchte er im Privatkundengeschäft, vor allem bei der Postbank, mit weniger Leute auskommen. Ohne Kündigungen wird das nicht funktionieren.
Sewing versprach lediglich, die Kürzungen „so verantwortungsvoll und sozialverträglich wie möglich“ zu gestalten. Unter anderem für Abfindungen und andere Kosten der Umstrukturierung plant er mit Ausgaben bis 800 Millionen Euro.
Oberstes Ziel des neuen Chefs ist es, die Kosten zu reduzieren und in Einklang mit den sinkenden Erträgen zu bringen. Führende Aktionäre beklagen seit langem in ihrer Enttäuschung über den Verfall des Aktienkurses, dass die Deutsche Bank im Branchenvergleich zu teuer arbeite und anders als die meisten Konkurrenten nach der Finanzkrise ihren Personalstamm sogar vergrößert habe.
Vorgänger setzte Sparprogramme nicht konsequent genug um
Sewings Vorgänger John Cryan, der im April sein Amt aufgeben musste, hatte den Stellenabbau eingeleitet, ihn aber nach Einschätzung der Kapitalvertreter nicht entschlossen und schnell genug vorangetrieben. Auch Aufsichtsratschef Paul Achleitner hatte ihm vorgeworfen, die zugesagten Sparprogramme nicht konsequent genug umgesetzt zu haben.
Zwar lagen die Kosten im Geschäftsjahr 2017 um 2,6 Milliarden Euro niedriger als 2015, wie Sewing betonte. Das aber sei nicht genug. Als Rahmen für die Ausgaben in 2018 hat er einen Wert unterhalb von 23 Milliarden Euro vorgegeben.
Die Deutsche Bank hat drei Jahre nacheinander Verluste eingefahren. Dabei spielten die Lasten der Vergangenheit durch die vielen juristischen Verfahren eine wichtige Rolle. Zuletzt verhagelten Sondereffekte durch die US-Steuerreform die Bilanz. Allerdings ist es der Deutschen Bank auch nicht gelungen, in ihrem laufenden Geschäft branchenübliche Gewinne zu erwirtschaften.