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BMW in Leipzig BMW in Leipzig: Neues Elektroauto i3 geht in Serie

Von Steffen Höhne 18.09.2013, 11:18
Eine BMW-Mitarbeiterin montiert Räder in der Produktion des Elektrowagens i3 in Leipzig.
Eine BMW-Mitarbeiterin montiert Räder in der Produktion des Elektrowagens i3 in Leipzig. dpa Lizenz

Leipzig/MZ. - 160 Roboter in einer Halle, geräuschlos schwingen die orange lackierten Greifer durch den Raum. Sie fügen präzise Carbonteile zusammen und verkleben diese. Funkensprühen durch Schweißen wie im klassischen Karosseriebau sucht man in der Werkhalle vergebens. Auch Arbeiter sieht man nur vereinzelt. Sie stehen vor allem an kleinen Computer-Displays und überwachen die Fertigung - 40 arbeiten in einer Schicht. „Die Automatisierung ist hier sehr hoch“, erklärt Leiter Ralf Brüggemann. So soll der Automobil-Bau der Zukunft aussehen - zumindest wenn es nach BMW geht.

400 Millionen Euro investiert

Am Mittwoch wurde im Leipziger Werk die Serien-Produktion für den neuen Elektro-BMW i3 gestartet. 400 Millionen Euro wurden dafür in den vergangenen Jahren investiert, 800 neue Mitarbeiter eingestellt. Es entstand ein Werk im Werk. Das E-Auto fährt sich nicht nur komplett anders als ein Benziner, auch die Herstellung unterscheidet sich beträchtlich.

Im Norden der USA, genauer in Moses Lake, drei Stunden östlich von Seattle, lässt BMW die Carbon-Fasern fertigen, aus denen ein textiles Gelege entsteht. „In einem ersten Produktionsschritt werden diese in Leipzig durch Pressen geformt“, erklärt Leiter Christoph Plaar, „und anschließend mit heißem Harz ausgespritzt“. Die entstandenen Rahmen-Teile seien deutlich leichter als Stahl - aber genauso stabil. Der i3 habe 130 Karosseriebauteile - das ist nur ein Drittel dessen, was ein konventionell gebautes Auto benötigt. Die Außenhaut besteht beispielsweise aus nur 17 lackierten Kunststoffplatten, die auf die Carbon-Fahrgastzelle montiert werden. Gefertigt werden all diese Teile in Leipzig. „Wir wollen das technische Wissen und die Produktion bei uns halten“, sagt i3-Produktionsleiter Helmut Schramm.

Viele aufwändige Produktionsschritte, wie etwa das Lackieren der gesamten Karosserie, fallen weg. Das spart Zeit und damit Kosten. Nach Angaben des Münchner Autobauers seien für den Bau eines konventionellen Autos im Schnitt 40 Stunden nötig, für das kleine E-Auto dagegen nur etwa die Hälfte.

Gewichtseinsparungen durch Leichtbauweise nötig

Die höheren Kosten für den Werkstoff Carbon lassen sich so zumindest teilweise ausgleichen. Die Gewichtseinsparungen durch die Leichtbauweise sind nötig, da im Unterboden des Autos eine 230 Kilogramm schwere Batterie liegt. Der Elektro-Motor befindet sich im Heck des Fahrzeuges und wird auch von BMW produziert. Angst, dass das Auto ohne Saft liegen bleibt, müssen die Fahrer nicht haben. Gegen einen Aufpreis bauen die Leipziger einen kleinen Benzin-Motor mit ein, der die Batterie beim Fahren auflädt. Damit lassen sich die Reichweiten beliebig ausweiten.

Die Montage des BMW i3 findet, wie man es auch bisher kennt, in einer Produktionsstraße statt. Auf kleinen Wagen rollen die Fahrzeuge von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt. Die Taktzahl wird von den Managern allerdings nicht genannt. Ließe diese doch Rückschlüsse auf die geplanten Stückzahlen zu. Das angestrebte Produktionsvolumen ist eines der bestgehütetsten Geheimnisse im Konzern. Offenbar herrscht in der Führungsriege noch Unsicherheit, wie hoch die Nachfrage tatsächlich ausfällt. Produktionsvorstand Harald Krüger ließ sich bei der Feier am Mittwoch aber erstmals auf Nachfrage zu einer Zahl hinreißen. Fixe Bestellungen gebe es noch nicht, weil diese erst ab 16. November möglich seien, wenn der i3 in den Handel kommt. Allerdings hätten zwischen 1 000 und 1 500 Kunden einen festen Produktionsslot reserviert. BMW nimmt für sich in Anspruch, im Nischenmarkt der Elektromobilität eine signifikante Rolle zu spielen. Für 2013 gehen die Münchner davon aus, dass weltweit insgesamt rund 150 000 batteriebetriebene Autos verkauft werden. Im August wurden in Deutschland rund 214 000 Neuwagen zugelassen, darunter aber nur 435 Stromer.

Was erwartet die Käufer?

Und was erwartet die potenziellen Käufer nun? Die beiden Vordersitze bieten viel Platz, die Rückbank sollte eher Kindern vorbehalten werden - Erwachsene passen aber auch drauf. Für längere Wege ist der Kleinwagen sowieso nicht gedacht. Im Schnitt fahren viele Pendler nicht mehr als 40 Kilometer zum Arbeitsplatz. Der Innenraum ist schlicht gehalten. Auffällig ist ein kleiner Flatscreen in der Front. Dieser Computer zeigt sicher nicht nur die Wegstrecke an, sondern auch die neuesten Facebook-Einträge. Ansonsten ist alles sehr funktional eingerichtet. Wer es im Auto gemütlich haben will, der wird wohl kein Fan des i3.

Als Anhänger gaben sich am Mittwoch beim Start Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) aus, die den sächsischen Standort deutlich gestärkt sehen. Sie erhoffen sich Folgeinvestitionen. Und Jung zeigte, dass er die Messestadt zu repräsentieren weiß. Als das BMW-Werk 2005 eröffnet wurde, so Jung, hieß es: „Leipzig brummt“. Nun rief der Oberbürgermeister den passenden Slogan aus: „Leipzig summt“.

Ein elektrisch betriebener BMW i3 auf der IAA in Frankfurt am Main.
Ein elektrisch betriebener BMW i3 auf der IAA in Frankfurt am Main.
dpa/ARCHIV Lizenz