Bei Krediten aus dem Ausland auf Konditionen achten
Berlin/Brüssel/dpa. - Eine Küche oder ein Auto von ausländischen Herstellern legt sich so mancher zu. Den passenden Kleinkredit dafür besorgen sich die allermeisten dann aber doch lieber bei einer Bank im eigenen Land - und nicht etwa in Schweden oder Portugal.
Geht es nach der Europäischen Union, soll die grenzüberschreitende Aufnahme von Darlehen für EU-Bürger künftig aber genauso selbstverständlich sein wie der Einkauf ausländischer Produkte. Das ist das Ziel einer jüngst beschlossenen Richtlinie.
Mit ihrer Umsetzung soll es einfacher werden, niedrigere Kreditzinsen beim EU-Nachbarn für den Auto- oder Möbelkauf zu nutzen. Verbraucherschützer glauben aber nicht an eine Welle von Kredittouristen, die zum Beispiel vom Ruhrgebiet aus nach Feierabend zum Bankgespräch in die Niederlande oder nach Belgien aufbrechen. Für hiesige Verbraucher sei der Anreiz, in die Ferne zu schweifen, geringer als in anderen EU-Mitgliedsstaaten.
Und viele ausländische Banken sind wegen des lukrativen Marktes ohnehin längst mit Niederlassungen und Kreditangeboten in Deutschland präsent und sorgen für Wettbewerb, sagt Frank-Christian Pauli, Finanzexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin. Wenn es nach den EU-Politikern geht, sollen Kunden aber das passende Geldinstitut EU-weit selbst aussuchen können.
Denn die Zinssätze in den einzelnen Ländern unterscheiden sich zum Teil stark. Deshalb will die EU lästige Hürden einreißen. Der Markt für Konsumentenkredite sei weitgehend in nationale Einzelmärkte zersplittert. Der Anteil grenzübergreifender Direktkredite für Verbraucher am Gesamtaufkommen liege unter einem Prozent.
Konkret ändern soll sich daher folgendes: Zahlenangaben in Werbeanzeigen müssen einheitlich sein. Schon vor dem Vertragsabschluss muss außerdem jedes Kreditangebot dem Verbraucher auf einem Standard-Formblatt unterbreitet werden. All das gilt für Kredite von 200 Euro bis 75 000 Euro.
Verbraucherschützer begrüßen diese Neuregelungen teilweise, üben aber auch Kritik. «Die EU beschränkt sich hier im Wesentlichen auf unzählige Pflichten, über Kosten und Bedingungen zu informieren. Die Angaben sind manipulierbar und werden von den meisten Verbrauchern ohnehin nicht beachtet», sagt Udo Reifner vom unabhängigen Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Andere Missstände im Kreditmarkt würden stattdessen ignoriert. Und bislang ist Verbraucherschützer Pauli noch kein Finanzhaus bekannt, das seine Konditionen aufgrund der EU-Richtlinie verändert hat.
Denn zuvor müssen die einzelnen Mitgliedstaaten ihre Gesetze anpassen - dafür haben sie noch bis zum Frühjahr 2010 Zeit. Wer sich trotz allem im Ausland nach günstigen Darlehen umzusehen will, sollte einige Hinweise berücksichtigen. So herrschen in den anderen Märkten zum Teil abweichende Kreditkulturen. Mitunter ist der Zinssatz zum Beispiel nur für einen Teil des Vertragszeitraums definiert und kann danach variieren - in Deutschland sind Kreditnehmer an durchgängig feste Zinssätze gewöhnt.
Wer sich trotz allem im Ausland nach günstigen Darlehen umzusehen will, sollte einige Hinweise berücksichtigen. So herrschen in den anderen Märkten zum Teil abweichende Kreditkulturen. Hohe Zweitzinssätze, die bei Anschlussverträgen fällig werden und hierzulande als Wucher aufgefasst würden, sind etwa in England nicht unüblich. Mitunter ist der Zinssatz auch nur für einen Teil des Vertragszeitraums definiert und kann danach variieren.
In Deutschland dagegen sind Kreditnehmer an durchgängig feste Zinssätze gewöhnt. Außerdem sei das Kreditrecht in Deutschland härter und schütze den Konsumenten besser: «Ein Kreditabschluss ist eine Frage des Vertrauens», sagt Udo Reifner vom Institut für Finanzdienstleistungen in Hamburg. Seine Prognose lautet daher: «Die wenigsten Verbraucher werden sich künftig auf unbekanntes Terrain begeben.»