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Baukredite aus DDR-Zeiten Baukredite aus DDR-Zeiten: Suche nach verstecktem Schatz

Von Eike Kellermann 30.01.2004, 19:14
Baukredite aus DDR-Zeiten sind wie ein schlafender Schatz. Vergraben haben ihn die Banken, die diese Kredite nach der Wiedereinigung zu hoch verzinsten. Dadurch zahlten Kreditnehmer Geld ein, das sie sich nun zurückholen können - relativ problemlos, wie Verbraucherschützer meinen. Immerhin geht es um Beträge, die bis zu 3000 Euro reichen können. (Foto: dpa)
Baukredite aus DDR-Zeiten sind wie ein schlafender Schatz. Vergraben haben ihn die Banken, die diese Kredite nach der Wiedereinigung zu hoch verzinsten. Dadurch zahlten Kreditnehmer Geld ein, das sie sich nun zurückholen können - relativ problemlos, wie Verbraucherschützer meinen. Immerhin geht es um Beträge, die bis zu 3000 Euro reichen können. (Foto: dpa) BDF

Erfurt/Halle/MZ. - Baukredite aus DDR-Zeiten sind wie ein schlafender Schatz. Vergraben haben ihn die Banken, die diese Kredite nach der Wiedereinigung zu hoch verzinsten. Dadurch zahlten Kreditnehmer Geld ein, das sie sich nun zurückholen können - relativ problemlos, wie Verbraucherschützer meinen. Immerhin geht es um Beträge, die bis zu 3000 Euro reichen können. Doch wer bei der Schatzsuche erfolgreich sein will, muss sich sputen: Ab dem kommenden Jahr greift für viele Verträge die Verjährungsfrist.

"In den vergangenen drei Jahren haben wir mehrere hundert Menschen dazu beraten", berichtet Sven Kretzschmar von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Nach Ansicht der Verbraucherschützer sind jedoch viele Betroffene nicht informiert oder unternehmen nichts, weil sie ihren Kredit bereits abbezahlt haben. Doch auch in diesem Fall kann man zu viel bezahlte Zinsen zurück verlangen.

Die Sparkassen - denn zumeist verwalteten sie die alten Kredite - hoben nach der Wiedervereinigung die DDR-Zinsen auf Marktniveau. Das Recht dazu gab ihnen das Zinsanpassungsgesetz vom Juni 1991. So stiegen die Zinsen, die zuvor für Hausbau sowie Um- und Ausbau zwischen null und vier Prozent lagen, auf acht und mehr Prozent. Die Kreditinstitute stellten die DDR-Verträge meist auf einen variablen Zinssatz um. Steigt in diesem Fall der marktübliche Zins, steigen auch die Zinsen für den Kredit; fällt der Marktzins, fallen auch die Zinsen. Hier liegt des Pudels Kern: Denn als die Zinsen in den 90er Jahren sanken, zogen viele Banken nicht angemessen nach.

Zu dieser so genannten Zinsanpassung liegen mittlerweile eine Reihe von Gerichtsurteilen vor. Laut Verbraucherschützern waren bei diesen die Zinsen bis zu zwei Prozent zu hoch. Auch viele Sparkassen gestehen das inzwischen ein. Zu den Urteilen kam es, weil sich die Zinsanpassung als generelles Problem erwiesen hatte, das nicht nur die alten DDR-Verträge betraf. Im Gegensatz zu heute, wo diese Frage in den Kreditverträgen genau geregelt ist, fehlten damals oft die entsprechenden Vereinbarungen.

Gerade bei den DDR-Altkrediten sind die Chancen gut, das Geld zurück zu bekommen. "Im Raum Halle haben wir gute Erfolge zu verzeichnen", sagt Verbraucherschützer Kretzschmar. Knapp 1100 Kreditverträge wurden seit 2001 geprüft, wobei sich ein Erstattungsanspruch von über 1,2 Millionen Euro ergeben habe. Kretzschmar rät, noch einmal einen Blick in die alten Verträge zu werfen. Schließlich könnte in ihnen ein Schatz verborgen sein.