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Ausbildungsplätze Ausbildungsplätze: Lehrlinge in Sachsen-Anhalt sind knapp

Von Johannes Dörries 03.08.2015, 17:57
Symbolbild für eine Handwerksausbildung.
Symbolbild für eine Handwerksausbildung. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Lehrling gesucht: Immer häufiger bleiben in Sachsen-Anhalt Ausbildungsplätze unbesetzt, weil Betriebe keine geeigneten oder auch gar keine Bewerber finden. Das belegt die Bilanz von Kammern und Arbeitsagentur zum offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August. So sind im Land derzeit noch mehr als 4 000 Lehrstellen unbesetzt. Eine Konsequenz daraus: Mit der „Assistierten Ausbildung“ legt die Bundesagentur für Arbeit ein Programm auf, das leistungsschwächere Jugendliche fördern soll.

Über dem Bundesdurchschnitt

Unter anderem solle mit dem Programm die Zahl der Ausbildungsabbrüche verringert werden, sagt Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt. Das Land rangiert im Bundesvergleich beim Ausbildungs-Abbruch hinter Mecklenburg-Vorpommern und Berlin auf dem dritten Platz und mit seiner Quote von fast 33 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 25 Prozent.

Unternehmen hatten in der Vergangenheit immer wieder geklagt, dass zu viele Jugendliche nicht über die für eine Ausbildung erforderlichen Fähigkeiten verfügen. Auf der anderen Seite haben sich, so heißt es im Berufsbildungsbericht 2014 des Landes, offenbar häufig die Erwartungen der Auszubildenden an den gewählten Beruf oder den Betrieb nicht erfüllt. Auch die Betriebsgröße wirke sich ungünstig aus, weil es für kleinere Unternehmen oft schwieriger sei, eine professionelle Ausbildung zu attraktiven Konditionen zu bieten.

Bei der assistierten Ausbildung begleitet ein Coach die Jugendlichen durch die Ausbildung und berät zugleich den Betrieb. Das Programm ist im Land im jetzt abgelaufenen Ausbildungsjahr in einem Pilotprojekt erprobt worden, 240 Plätze standen dabei zur Verfügung. Mit Erfolg, so die Signale etwa von der Handwerkskammer Halle, die als Projektpartner 132 Plätze zu vergeben hatte. So habe etlichen jungen Leuten geholfen werden können, „die es ohne Begleitung nicht schaffen würden“, sagt Anika Gebert, bei der Kammer zuständig für das Programm. Für sie ist die assistierte Ausbildung „ein sinnvolles Instrument“.

Das Programm entstand auch vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Jugendlichen, die eine Lahrstelle suchen, in Sachsen-Anhalt seit Jahren sinkt. Als Gründe nennt die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) die schrumpfende Zahl der Schulabgänger sowie das wachsende Interesse an einem Studium.

Dass die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Juni dieses Jahres im Vergleich mit 2014 zunächst noch gestiegen war, führt die IHK auf die wachsende Konkurrenz der Firmen bei der Suche nach Lehrlingen zurück. „Die Unternehmen versuchen, die Jugendlichen frühzeitig an ihr Unternehmen zu binden“, sagt Simone Danek, IHK-Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung.

Angesichts von 4 000 offenen Lehrstellen ist Kay Senius allerdings skeptisch, ob alle Ausbildungsplätze besetzt werden können: „Für viele Unternehmen könnte es bei der Gewinnung von Nachwuchskräften mehr als eng werden.“ Denn etliche Firmen „gehen aufgrund des guten Angebots an Stellen und der niedrigen Bewerberzahl leer aus“, sagt Senius. Er empfiehlt deshalb, „noch mehr als jetzt schon, auch auf leistungsschwache Jugendliche zu setzen“.

Flüchtlinge „ein echter Gewinn“

Der Chef der Arbeitsagenturen plädiert zugleich dafür, jungen Flüchtlingen einen leichteren Zugang zu einer Ausbildung zu ermöglichen. „Diese jungen Menschen sind für die von der Demografie besonders stark betroffenen neuen Länder ein echter Gewinn“, sagt Senius. „Je schneller sie eine Ausbildung beginnen, umso besser für die Gesellschaft.“ (mz)