Franzosen kaufen Ost-Käse Altenburger Käse verkauft: "Rügener Badejunge" und "Rotkäppchen" in neuer Hand
Halle/Altenburg - In Frankreich bildet Käse traditionell den Abschluss eines jeden guten Menüs. Französischer Käse gilt weltweit als Delikatesse.
Einer der größten Produzenten des Landes übernimmt nun auch die bekannten ostdeutschen Käsemarken „Rügener Badejunge“ und „Der Grüne Altenburger“.
Die Genossenschaftsgruppe Eurial hat das Unternehmen Rotkäppchen Peter Jülich aus Dortmund mit der Käserei Altenburger Land (Thüringen) erworben. „Arbeitsplätze und Standorte sind damit langfristig gesichert“, sagte Rotkäppchen-Geschäftsführer Alexander Kolb der MZ. Das Thüringer Werk werde im kommenden Jahr ausgebaut.
Rotkäppchen Peter Jülich gehört nach eigenen Angaben zu den führenden Unternehmen im deutschen Weichkäsemarkt. Der Mittelständler beschäftigt 130 Mitarbeiter, davon etwa 80 in der Käserei in Lumpzig-Hartha.
Nach 90 Jahren im Familienbesitz haben sich die Gesellschafter nun entschlossen, das Unternehmen zu veräußern. „Die Entscheidung ist der Familie nicht leicht gefallen“, sagt Kolb. Es habe zwei wesentliche Gründe gegeben. Zum einen gebe es in der Familie keinen Nachfolger für die Unternehmensführung, zum anderen werde der Wettbewerbsdruck immer größer. „Mit dem Verkauf wird die Zukunft der Mitarbeiter und der Marken abgesichert“, so Kolb. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Käsewerk in Altenburg hat neuen Besitzer: Thüringer Werk soll ausgebaut werden
Der Erwerber Eurial, die Molkereisparte der Agrar- und Lebensmittelgenossenschaft Agrial, ist ein Schwergewicht im französischen Milch- und Käsemarkt.
Das Unternehmen mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro besitzt 24 Produktionsstandorte, darunter drei außerhalb Frankreichs. In Deutschland ist das Unternehmen bisher jedoch nur mit zwei Export-Organisationen aktiv. Durch den Kauf schaffen sich die Franzosen nun auch hierzulande ein Standbein.
Für die Übernahme sprechen vor allem die starken Marken der deutschen Käse-Firma. „Rügener Badejunge“, eine klassische Ost-Marke, ist inzwischen der beliebteste in Deutschland produzierte Camembert. „Er wird deutschlandweit in Supermärkten verkauft“, so Kolb.
Produziert wird der Käse derzeit noch in dem Werk des Deutschen Milchkontors (DMK) in Bergen auf der Ostsee-Insel Rügen. Das DMK gibt den Standort aus Kostengründen jedoch auf, ab Mitte 2019 wird der Käse auch in der Käserei Altenburger Land hergestellt.
Die ist bekannt für die Herstellung der Ziegenkäsemarke „Der Grüne Altenburger“. „Der Markt für Ziegenkäse ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen und hat die Nische längst verlassen“, erläutert Kolb.
Milchviehhalter auf der Suche nach Käufern für die Milch
Die Deutschen sind Käseliebhaber, der Konsum stagniert jedoch auf hohem Niveau. Neue Marken zu etablieren, kostet viel Geld, Eurial hat sich daher offenbar für den Kauf von etablierten Marken entschlossen. Das Käsewerk im thüringischen Lumpzig-Hartha soll laut Kolb nun „für einen Millionenbetrag“ ausgebaut werden - unter anderem für die Herstellung des „Rügener Badejungen“.
Viele Landwirte in der Region dürften die Entscheidung begrüßen. Die Käserei ist ein wichtiger Abnehmer von Milch. Auch für Milchviehhalter aus Sachsen-Anhalt dürfte der Standort interessant sein.
Ende März 2018 hatte das DMK auch aus Kostengründen bereits die Burgenlandkäserei in Bad Bibra (Burgenlandkreis) geschlossen. 106 Arbeitsplätze fielen in dem Werk weg. Die Produktion wurde teilweise in das DMK-Werk nach Erfurt verlagert. Die meisten Milchviehbetriebe beliefern nun andere DMK-Standorte. Einige suchten und suchen jedoch neue Abnehmer. Die Käserei Altenburger Land ist dabei eine Option, die eine Perspektive bietet. (mz)
