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ADAC-Test ADAC-Test: So täuschen Autohersteller beim Spritverbrauch - ganz legal

Von Thomas Magenheim 06.07.2015, 17:05
Da kommt meist mehr raus, als von den Herstellern versprochen.
Da kommt meist mehr raus, als von den Herstellern versprochen. dpa Lizenz

München - Wer mit seinem Auto in den Urlaub fährt, kann es bei Stopps an Tankstellen leicht nachrechnen. Der Wagen verbraucht oft weit mehr, als vom Hersteller angegeben. Das hat jetzt der ADAC bei Tests nachgewiesen, nachdem schon die Deutsche Umwelthilfe (DUH) jüngst einen erheblichen Mehrverbrauch kritisiert hatte. Der ADAC kommt bei Benzinern und gasbetriebenen Wagen im Schnitt auf einen um ein Zehntel höheren Verbrauch, bei Diesel-Pkw sind es 14 Prozent und bei Hybrid-Fahrzeugen mit Verbrennungs- und Elektromotor sogar 25 Prozent.

Wer bei seinem Neuwagen solche Abweichungen vor Gericht belegen kann, hat gute Chancen vom Kauf zurücktreten zu können oder wenigstens auf Schadenersatz, sagen Juristen. „Ohne Gutachten geht es aber nicht“, betont Klaus Heimgärtner von der juristischen Zentrale des ADAC. Nachweise auf Basis von Tankquittungen würden von den Gerichten kaum anerkannt. Die kritische Schwelle für eine erfolgreiche Klage sei ein nachgewiesener Mehrverbrauch von zehn Prozent. Ab diesem Wert greift ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofs. Weil allein das nötige Gutachten mehrere tausend Euro kostet und auch die Prozesskosten nicht zu vernachlässigen sind, empfehlen ADAC und DUH eine solche Klage nur mit Rechtsschutzpolice.

Den Verbrauchswert eines Neuwagens ermitteln die Hersteller selbst und zwar auf Basis des „Nefz“ (neuer europäischer Fahrzyklus) aus den 90er Jahren. Das ist ein reiner Labortest, der Fahrten bis 120 Kilometern in der Stunde nicht gerade realitätsnah simuliert und zudem Spielraum für allerlei Tricksereien lässt. Dazu gehören prall aufgepumpte Spezialreifen zur Minimierung der Rollreibung, abgeklebte Schlitze und abmontierte Außenspiegel zur Verminderung des Luftwiderstands, vor allem aber moderne Bordcomputer. Die sorgen auf einem „Nefz“-Rollenprüfstand für Verbrauchswerte, die auf der Straße unmöglich zu erreichen sind.

Diskrepanz immer größer

Ab 2017 wird die legale Täuschung erschwert. Dann werden Neuwagen im so genannten „Wltp“-Zyklus (Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure) getestet. Das ist zwar immer noch ein Labortest, aber die Parameter sind näher an der Realität. „Das führt je nach Modell zu drei bis 15 Prozent höheren Verbrauchsangaben“, sagt Knöfel. Vor allem bei vermeintlichen Sparautos müsste der Verbrauch nach oben korrigiert werden.

„Es wird weiter getrickst“, unkt dagegen DUH-Chef Jürgen Resch. Denn nachgeprüft würden Verbrauchsangaben von Herstellern weder bei „Nefz“ noch bei „Wltp“. Zuständig wäre das Kraftfahrtbundesamt. Die DUH fordert seit Jahren vergeblich Stichproben durch das Amt, weil die Diskrepanz zwischen Realität und Herstellerangaben immer größer werde.

Wenn ein Auto mehr verbraucht, als vom Hersteller angegeben, kann das aber auch am Fahrer liegen, stellt Knöfel klar. Bei spritschluckender Fahrweise sei der Verbrauch von 5,8 auf 10,9 Liter hochgeschnellt.