1,9 Milliarden investiert 1,9 Milliarden investiert: Rekordsumme für deutsche Start-Ups

Berlin - Deutsche Start-ups haben in diesem Jahr von Investoren eine Rekordsumme erhalten. Das mit Abstand meiste Geld floss nach Berlin. Junge Unternehmen in der Hauptstadt sammelten dabei mehr Geld ein als Firmengründer in jeder anderen europäischen Stadt.
Insgesamt steckten Anleger im ersten Halbjahr 2015 rund 1,9 Milliarden Euro in deutsche Start-ups, berichtet die Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Diese Summe liegt bereits deutlich über den Investitionen im gesamten vergangenen Jahr. Junge Firmen in Berlin erhielten mit 1,4 Milliarden Euro den Großteil des Geldes – das ist auch im europäischen Städtevergleich ein Spitzenwert. Nach London floss eine Milliarde, auf Platz drei und vier folgen Stockholm und Paris. Dahinter liegen weit abgeschlagen Hamburg und München.
„Reizvolle Alternative für Investoren“
Berlin sei gerade auch für internationale Investoren sehr attraktiv, betont EY-Partner Peter Lennartz, der die Start-up-Studie verfasst hat. Es gebe immer mehr Gründer, die hochprofessionell arbeiteten. Zudem profitierten junge Unternehmen von Börsenturbulenzen: „Investoren sind auf der Suche nach renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten", erklärt Lennartz. Angesichts der schwankenden Aktienkurse und der Niedrigzinsphase „bieten junge Unternehmen eine reizvolle Alternative für Investoren".
Zu den Anlegern, die in diesem Jahr in Berliner Firmen Geld gesteckt haben, gehören die US-Bank Goldman Sachs und der amerikanische Finanzinvestor General Atlantik, aber auch die Berliner Beteiligungsgesellschaft und Start-up-Schmiede Rocket Internet. Hohe Millionenbeträge eingesammelt haben beispielsweise die Essenslieferanten Delivery Hero (Lieferheld), Foodpanda und Hello-Fresh. Auch Online-Shops wie Mister Spex (Brillen) und Home24 (Möbel) sowie der Kredit-Anbieter Kreditech erhielten zusätzliche Mittel.
Nicht nur Investoren sind von Berlin angetan. Auch die Start-ups selbst geben der Hauptstadt gute Noten. In einer EY-Umfrage gaben 78 Prozent der befragten Firmenvertreter an, Berlin biete in Deutschland die besten Voraussetzungen für junge Gründer. Nur 36 Prozent nannten Bayern als Top-Standort und 33 Prozent Hamburg. In der Hauptstadt gibt es immer bessere Netzwerke zwischen Geldgebern und Start-ups, zudem fördert beispielsweise die Investitionsbank Berlin Unternehmensgründungen.
Sorge um Finanzierung
Trotz der hohen Investitionssummen fürchten allerdings etliche Unternehmen, mit den Mitteln nicht zurechtzukommen. In der EY-Umfrage gaben 38 Prozent der befragten deutschen Firmen an, am meisten Sorgen mache ihnen derzeit die Finanzierung ihres Geschäfts. Zudem betrachten viel mehr Start-ups als im Vorjahr steigende Mieten als Problem. Insbesondere Unternehmen, die erst kürzlich gegründet wurden, brauchten dringend Mittel für weiteres Wachstum, erläutert EY. Denn viele private Investoren konzentrierten sich auf Unternehmen, die schon eine Zeitlang am Markt sind, weil hier das Risiko besser abzuschätzen sei.
Unzufrieden sind viele Firmen auch mit den rechtlichen Rahmenbedingungen. Fast die Hälfte der Befragten wünscht sich eine Lockerung des Kündigungsschutzes beziehungsweise des Mindestlohn-Gesetzes. Dennoch geben sich die Start-ups optimistisch: Nur ein Prozent erklärte in der Umfrage, dass sie in den nächsten Jahren mit einem Scheitern ihrer Geschäftsidee rechnen.