Werften Werften: Deilmannwerft Tangermünde ist ausgelastet

Tangermünde/dpa. - Schiffe für Afrika sind ein Novum in derAltmark. Doch mit dem Bau zweier Fähren für Kenia strebt dieBinnenwerft in Tangermünde (Landkreis Stendal) erfolgreich in neueFahrwasser. «Bei diesem Auftrag haben wir uns gegen starkeinternationale Konkurrenz unter anderen aus den USA, den Niederlandenund Großbritannien durchgesetzt», sagte Wieland König, Projektmanagerder Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde GmbH. Dietraditionreiche Werft ziele jetzt stärker auf den internationalenMarkt, so auch auf Afrika und Asien.
Noch liegen die beiden Fähren für die westafrikanische HafenstadtMombasa nicht auf Kiel, aber in einem Jahr sollen sie einenNaturkanal im dortigen Hafen kreuzen. Beide sind für jeweils 1500Fahrgäste und 60 Personen- oder 18 Lastkraftwagen konzipiert. DasAuftragsvolumen beträgt zehn Millionen Euro.
«Katharina von Bora», «Casanova» und «Frederic Chopin» und«Heidelberg» sind die Namen der 5-Sterne-Luxusliner mit denen sichdie Gesellschaft, zu der auch die Werft Genthin gehört in denzurückliegenden Jahren einen Namen machte. Sie wurden vom HolsteinerReeder Peter Deilmann in Auftrag gegeben. Die «Katharina von Bora»sei halb fertig gewesen, als im Jahr 2000 der ostdeutscheWerftenverbund mit fünf Unternehmen in Sachsen-Anhalt, Brandenburg,Berlin und Sachsen Pleite ging, berichtet König. Die Rettung für dieWerften in Sachsen-Anhalt sei durch Deilmann gekommen, derTangermünde und Genthin übernahm.
Seit dem habe die Peter Deilmann Reederei & Co. KG Neustadt inHolstein jedes Jahr einen Luxusliner in Auftrag gegeben, sagteKönig. Ausgestattet mit Restaurant, Bar, Sonnendeck, Friseur,Boutique, Bibliothek und Arztpraxis verkehren sie unter anderenzwischen Rügen, Hiddensee und Prag, auf Rhein, Main, Mosel, Donau undvor Venedig. Doch nach dem Tod Deilmanns im Jahre 2003 haben seineTöchter angekündigt, vorerst keine weiteren Flusskreuzfahrtschiffe inTangermünde oder auf einer anderen Werft bauen zu lassen. «Aber wirhaben freie Hand für Neues», sagte König.
Schiffe für die Wasserschutzpolizei und Behörden sind kein Neulandfür das Unternehmen. Doch dieser Zweig könne ausgebaut werden, sagteKönig. Für mehrere Bundesländer wurden bereits Polizeiboote gebaut,der jüngste Auftrag kommt aus Hessen. Auf Kiel liegt derzeit einUniversalboot für das Wasserschifffahrtsamt Stralsund. Am 16.September soll Taufe für die «Görmitz» sein, das untern anderen alsSchlepper, Eisbrecher und Tonnenleger fungieren kann.
«Wir sind gut ausgelastet», sagte König. Bis Ende 2005 gebe es fürdie 110 Beschäftigten gut zu tun. Der Umsatz liege derzeit bei 18Millionen Euro im Jahr. Obwohl derzeit keine Aufträge von Deilmannvorliegen, könne er sich durch aus den Bau von weiterenKreuzfahrtschiffen vorstellen.
Denn der Markt boomt. «Flusskreuzfahrten sind gefragter denn je»,sagte Guido Laukamp, Geschäftsführer von Viking Flusskreuzfahrten(Köln), einer der weltweit führenden Anbieter. «Immer mehr junge Altefühlen gehörten zur Klientel». Eine Flusskreuzfahrt sei für sieideal. «Man sieht etwas, hat das Hotel dabei und jede Menge Komfort.
Nach Angaben des Deutschen Reisebüro undReiseveranstalterverbandes (Frankfurt/Main), größter Verband seinerArt in Deutschland, unternahmen im vergangenen Jar 274 000 Deutscheeine Flusskreuzfahrt, im Jahr davor waren es 221 000. Und das nichtnur auf deutschen Gewässern. China und Russland sind zunehmend imTrend. Ein Fakt, dem die internationale Ausrichtung von Tangermündeentgegenkommen könnte.