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Waffen Waffen: Tradition verpflichtet

Von Roland Böhm 11.10.2004, 05:37
In der Suhler Jagd- und Sportwaffen GmbH kontrolliert der Entwicklungsingenieur Peter Sokolowski am 17.09.2004 die Qualität einer fertigen Jagdwaffe. Das Unternehmen, hervorgegangen aus einem DDR-Kombinat mit ehemals 2.500 Beschäftigten, sieht sich im Aufwärtstrend nach Jahren des Niedergangs der traditionsreichen Branche und des Verlustes von hunderten Arbeitsplätzen. Die Suhler Jagd- und Sportwaffen GmbH meldet ein Umsatzplus von 25 Prozent, volle Auftragsbücher und denkt an Neueinstellungen. Die Handwerkskunst der Waffenherstellung ist in der südthüringischen Stadt Suhl seit mehr als 450 Jahren gereift. (Foto: dpa)
In der Suhler Jagd- und Sportwaffen GmbH kontrolliert der Entwicklungsingenieur Peter Sokolowski am 17.09.2004 die Qualität einer fertigen Jagdwaffe. Das Unternehmen, hervorgegangen aus einem DDR-Kombinat mit ehemals 2.500 Beschäftigten, sieht sich im Aufwärtstrend nach Jahren des Niedergangs der traditionsreichen Branche und des Verlustes von hunderten Arbeitsplätzen. Die Suhler Jagd- und Sportwaffen GmbH meldet ein Umsatzplus von 25 Prozent, volle Auftragsbücher und denkt an Neueinstellungen. Die Handwerkskunst der Waffenherstellung ist in der südthüringischen Stadt Suhl seit mehr als 450 Jahren gereift. (Foto: dpa) dpa

Suhl/dpa. - Es fehlte nicht viel, und Suhl hätte deninternationalen Ruf als Waffenstadt verloren. Nach Jahren desNiedergangs mit dem Verlust von hunderten Jobs wird die Traditionwiederbelebt. Die Suhler Jagd- und Sportwaffen GmbH, hervorgegangenaus einem DDR-Kombinat mit ehemals 2500 Beschäftigten, sieht sich imAufwärtstrend: Sie meldet ein Umsatzplus von 25 Prozent, volleAuftragsbücher und denkt an Neueinstellungen.

«Die Händler fassen wieder mehr Vertrauen», sagt GeschäftsführerOlaf Sauer, der das Unternehmen seit der Übernahme durch die Heckler& Koch Jagd- und Sportwaffen GmbH (Oberndorf/Baden-Württemberg) imvergangenen Jahr leitet. Der Traditionsname «Merkel», aber auch dasHerkunftsschild «Suhl» zögen die Jäger nach wie vor in ihren Bann.Eine neue Repetierbüchse kommt laut Sauer gut an. Vertriebsstellengebe es weltweit. Im Auftragsbuch fänden sich die Namen von Königen,Staatsoberhäuptern, Maharadschas oder Managern.

Dabei hat das Unternehmen schwierige Jahre hinter sich. Gleichmehrmals stand der Jagdwaffen-Spezialist seit Anfang der 90er Jahrevor dem Aus. Mehrere Besitzer versuchten sich eher erfolglos in Suhl.15 Jahre nach der Wende finden in dem Werk auf dem Friedberg noch134 Menschen Arbeit. Sie bauen jährlich rund 4 000 Jagd- undSportwaffen, vielfach in Einzelfertigung. «Alle unsere Mitarbeitersind hochmotiviert und kompetent», lobt der Chef. 75 Prozent seinerErlöse erwirtschafte der Betrieb im Ausland, vor allen in den USA,Frankreich und Russland. Umsatzzahlen will Sauer nicht nennen.

Die Handwerkskunst des Waffenbaus ist in der Südthüringer Stadtseit mehr als 450 Jahren gereift. Der «Suhler Drilling» oder dieBockbüchse wurden zu Legenden bei Jägern. Graveure verfeinerten dieWaffen mit ihrer Arbeit zu Unikaten. US-Präsident Dwight D.Eisenhower und der sowjetische Staats- und Parteichef NikitaChruschtschow erhielten 1953 Suhler Merkel-Waffen.

«Wer etwas auf sich hielt, musste eine Merkel-Waffe führen», sagtHelmut Kinsky, Geschäftsführer der Deutschen Versuchs- undPrüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen in Altenbeken bei Paderborn.Der Ruf habe jedoch vor allem in den letzten Jahren der DDR etwasgelitten. Nach den Wirren der Nach-Wende-Zeit deute sich aber an,dass die Waffenspezialisten qualitativ an alte Zeiten anknüpfenkönnen.

Auch Peter Brass, Geschäftsführer des Mitbewerbers Krieghoff GmbHin Ulm findet: «Der Name Suhl hat einen guten Klang in derBranche.» Wie die Unternehmen Walther und Anschütz war Krieghoff im19. Jahrhundert in Suhl gegründet worden. Nach dem Zweiten Weltkriegverschlug es die Familien jedoch nach Württemberg.