Thüringen Thüringen: KHW versorgt die halbe Welt mit Kunststoff-Rodeln

Geschwenda/dpa. - Bunter, leichter, wendiger und vor allem schneller sollen sie sein.Und so verdrängen sie zusehends den guten alten Holz-Schlitten vonden Hängen und Pisten.
«Schlitten», diesen Begriff vermeidet KHW-Geschäftsführer DieterFischer, wenn er von seinen Produkten spricht. «Wir verkaufen Rodel.»Ein wesentlicher Unterschied zwischen Schlitten und Rodeln seien dieleicht schräg gestellten Kufen beim Rodel, durch die sich das Gefährtauf dem Schnee besser führen lasse. «Die machen sie auch schneller.»Und das verspricht mehr Spaß beim Fahren.
KHW produziert pro Jahr mit fast 100 festen Mitarbeitern mehr als500 000 Teile für den Schnee - vom tellerförmigen simplen Rodelbrettfür ein paar Euro bis zum zusammenklappbaren Hightech-Rodel. ImAngebot sind auch besondere komfortable Gefährte mit wirbelschonenderFederung und Trittbettern für Begleiter. «Jedes Jahr kommen zweiModelle hinzu. Wir müssen unseren Entwicklungsvorsprung halten», sagtFischer.
Seit 1994 beschäftigt die Firma einen Designer, der dieschnittigen Modelle entwirft. «Der Markt gibt vor, was man tun muss»,weiß Fischer. Die Neuerung in diesem Jahr ist ein grauer «SnowWok»,der im Zusammenhang mit der Gaudi-«Wok WM» des TV-Moderator StefanRaab entwickelt wurde.
Das Kunststoff und Holzverarbeitungswerk (KHW), das laut Fischerinzwischen jeden vierten Kunststoff-Rodel der Welt herstellt, ist auseiner Einkaufs- und Liefergenossenschaft hervorgegangen, die nach demKrieg am gleichen Standort gegründet worden war. Seit den 1960erJahren wurden zu DDR-Zeiten hier vermehrt Kunststoff-Produktegefertigt wie Gartenmöbel oder Rückleuchten für den Trabbi. DieHolzverarbeitung für Turngeräte oder Bierzelt-Bänke trat in denHintergrund. Mit einer neuen Fabrik für 4,4 Millionen Euro, die indiesem Jahr in Betrieb ging, wurde sie ganz eingestellt.
Die klassischen Holz-Schlitten bietet KHW trotzdem weiter an.Allerdings werden sie zugekauft. «Der Handel will eine möglichstkomplette Modellpalette», erklärt Fischer. Die Abnehmer für dieschicken Flitzer mit Namen wie «Snow Future», «Crazy Bob» oder «Fun-Ufo» sitzen nach seinen Angaben vor allem in den Alpenländern aberauch in Spanien, Skandinavien, den USA, Russland und selbst in Japan.65 Prozent der Ware gehe in den Export. Der Umsatz des Unternehmensliege seit Jahren bei knapp elf Millionen Euro. Im Sommer bleibt dieKunststoff-Spitzgussanlage in Geschwenda übrigens nicht kalt: Dannwerden im Auftrag Gartenmöbel, Autoteile und Blumenkästen gefertigt.