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Telekommunikation Telekommunikation: Deutsche Telekom will T-Online von der Börse nehmen

09.10.2004, 14:53
Ein Börsenhändler geht am 17.04.2000 durch die Werbung für den Börsengang der T-Online Aktie hindurch in die Frankfurter Wertpapierbörse (Archivbild). Die Aktien der Telekom-Internettochter wurden an diesem Tag erstmals an der Börse gehandelt. Der Ausgabepreis betrug 27 Euro. Die Deutsche Telekom nimmt ihre Internet-Tochter T-Online von der Börse und integriert sie in ihre Festnetzsparte T- Com. Die Anteilseigner sollen die Wahl zwischen einem Umtausch in Telekom-Aktien oder einer Barabfindung von 8,99 Euro je T-Online- Aktie haben, teilte das Unternehmen am Samstag (09.10.2004) mit. Die Verschmelzung solle voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2005 wirksam werden. (Foto: dpa)
Ein Börsenhändler geht am 17.04.2000 durch die Werbung für den Börsengang der T-Online Aktie hindurch in die Frankfurter Wertpapierbörse (Archivbild). Die Aktien der Telekom-Internettochter wurden an diesem Tag erstmals an der Börse gehandelt. Der Ausgabepreis betrug 27 Euro. Die Deutsche Telekom nimmt ihre Internet-Tochter T-Online von der Börse und integriert sie in ihre Festnetzsparte T- Com. Die Anteilseigner sollen die Wahl zwischen einem Umtausch in Telekom-Aktien oder einer Barabfindung von 8,99 Euro je T-Online- Aktie haben, teilte das Unternehmen am Samstag (09.10.2004) mit. Die Verschmelzung solle voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2005 wirksam werden. (Foto: dpa) dpa

Bonn/dpa. - Die Telekom hält 73,9 Prozent an T-Online und die französischenLagardère-Gruppe 5,7 Prozent. Die übrigen Aktien sind breit gestreut.Nach einer Beispielrechnung von Telekom-Finanzvorstand Karl-GerhardEick könnte der Erwerb der ausstehenden 26 Prozent bei T-Online unddie anderen Schritte des skizzierten Verschmelzungsplanes insgesamtrund 2,9 Milliarden Euro kosten. Das freiwillige Kaufangebotentspricht dem XETRA-Schlusskurs vom Freitag und liegt um 2 Cent jeAktie über dem Durchschnittskurs der vergangenen sechs Monate. «DieseOfferte ist absolut inakzeptabel», sagte der Hauptgeschäftsführer derDeutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), UlrichHocker.

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke verteidigte seinen Plan. «Die Zeitenhaben sich geändert», betonte er mit Blick auf den Börsenrückzug vonT-Online. Sie ist die einzige börsennotierte Sparte der DeutschenTelekom. Unter dem Telekom-Dach sollen die Festnetzsparte T-Com unddie Internet-Tochter zur neuen Geschäftseinheit Breitband/Festnetzzusammengelegt werden. Deshalb seien der Börsenrückzug von T-Onlineund die Verschmelzung auf die Telekom geplant. T-Online-Aktionärekönnten mit dem Tausch ihrer Aktien in T-Aktien von den dreiWachstumsfeldern Breitband/Festnetz, Geschäftskunden, Mobilfunkprofitieren und nicht nur vom reinen Internet.

Der Konzernchef räumte ein, dass es in der alten StrukturReibungsverluste durch konkurrierende Angebote gab. Unter anderemhatten sich die Internet- und die Festnetzsparte Wettbewerb beimOnline-Musikvertrieb und dem Aufbau von drahtlosen WLAN-Netzengemacht. Das neue Geschäftsfeld Breitband/Festnetz der DeutschenTelekom wird von Ex-IBM-Manager Walter Raizner geführt.

Auf die Frage, ob und wieviele Arbeitsplätze beim Zusammenrückender bisher getrennten Sparten wegfallen, nannte Ricke keine Zahlen.«Unsere Zielsetzung ist nicht, Mitarbeiter einzusparen», betonte er.Zuvor sprach er aber auch davon, dass mit Augenmaß Möglichkeiten fürKostenvorteile geprüft würden. So könnte Marketing zusammengeführtwerden. Der T-Online-Standort Darmstadt stehe nicht zur Dispositionund die räumliche Entfernung zu Bonn sei kein Problem. Allerdingswürden nach der Verschmelzung von T-Online auf Telekom Steuern aufdas Internet-Geschäft künftig in Nordrhein-Westfalen und nicht mehrin Hessen anfallen.

Für die Kunden der Telekom und von T-Online bedeutet die neueStruktur nach Rickes Darstellung einen Fortschritt, weil es künftigabgestimmte Produkte gebe. «Der Kunde möchte einfache Produkte auseiner Hand und mit klaren Strukturen für die Ansprechpartner - undgenau das werden wir ihm künftig bieten», erläuterte der Konzernchef.Die Marken T-Com und T-Online blieben in der neuen Struktur erhalten.«Wir wollen das Schnellboot T-Online als Schnellboot behalten.»

Für die Millionen Telekom-Aktionäre sollen die Pläne keineNachteile bringen. Die Deutsche Telekom wolle weiterhin eine«attraktive Dividende» für das Geschäftsjahr 2004 im kommenden Jahrzahlen, betonte Kai-Uwe Ricke. Mit der neuen GeschäftseinheitBreitband/Festnetz wirke der Bonner Konzern auch den Rückgängen imMarkt der Sprachtelefonie entgegen. T-Online hatte sich im wachsendenMarkt für das Telefonieren über das Internet aus Rücksicht auf dieFestnetzsparte zurückhalten müssen.

Der Verschmelzungsvertrag und das Umtauschverhältnis würdenvermutlich nicht vor Januar 2005 verfügbar sein. Die Unterlagen zumfreiwilligen Kaufangebot könnten bereits im November veröffentlichtwerden. Die T-Online-Aktie hatte sich zuletzt wieder etwas von einemKurstief bei 7,53 Euro Anfang August erholt. Ihre schlechtesteNotierung war im Herbst 2001 mit 4,85 Euro. Der Höchstkurs lag aufdem Höhepunkt der Internet-Euphorie Mitte 2000 bei 48 Euro.

T-Online-Aktien (Grafik: dpa)
T-Online-Aktien (Grafik: dpa)
dpa