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Telekom Telekom: Aufsichtsrat stimmt für massiven Jobabbau

12.12.2005, 13:31
Mit einem Pleitegeier auf einem Telekom-T, Pfeifen und Plakaten protestieren Demonstranten am Montag (12. Dezember 2005) vor dem Roten Rathaus in Berlin gegen den geplanten Stellenabbau. (Foto: dpa)
Mit einem Pleitegeier auf einem Telekom-T, Pfeifen und Plakaten protestieren Demonstranten am Montag (12. Dezember 2005) vor dem Roten Rathaus in Berlin gegen den geplanten Stellenabbau. (Foto: dpa) dpa

Bonn/Berlin/dpa. - Dabei hätten die Vertreter der Anteilseigner die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat überstimmt. Der Vorstand werde nun Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung des Beschlusses aufnehmen, sagte ein Telekom-Sprecher. Die Gewerkschaft ver.di hat bereits scharfen Widerstand angekündigt.

Insgesamt sollen 32 000 Menschen bei der Telekom bis 2008 ihreArbeit verlieren, allerdings sollen gleichzeitig 6000 Mitarbeiter neueingestellt werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen will dasUnternehmen wie schon in der Vergangenheit verzichten.

Mit bundesweiten Protesten hatten am Montag fast 30 000Telekom-Beschäftigte gegen den geplanten Stellenabbauprotestiert. Nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft ver.dibeteiligten sich allein in Bonn und Berlin rund 8500Menschen an den Demonstrationen und Kundgebungen. Derstellvertretende ver.di-Vorstand Franz Treml hatte bereits eineAusweitung der Proteste angekündigt, falls der Stellenabbau von demKontrollgremium abgesegnet werden sollte. «Ab Januar ist allesmöglich bis hin zu Streiks», sagte der Berliner ver.di-Bezirksgeschäftsführer Roland Tremper.

Die Telekom-Beschäftigten machten indes mit markanten Sprüchenihrem Unmut über den Stellenabbau Luft. Auf Transparenten hieß es:«Vom Kopf her, weiß man, stinkt der Fisch» oder: «Personalabbau aufDauer macht uns richtig sauer». Auch der Telekom-Chef geriet insVisier der Protestler: «Ricke, wir haben die Faxen dicke». Tremlforderte den Vorstand auf, ernsthaft mit den Arbeitnehmervertreternzu verhandeln und taktische Spielerein zu beenden. «Die vorgelegten,skandalösen Pläne des Telekom-Vorstands müssen vom Tisch», sagte derGewerkschafter, der auch stellvertretender Vorsitzender desAufsichtsrats ist.

Anfang November hatte der Vorstand seine Personalplanungen bisEnde 2008 vorgelegt. Mit den angestrebten Kürzungen will sich dieTelekom fit machen für den zunehmenden Wettbewerb in der Branche.Dabei betonte Ricke, soviele Mitarbeiter zu halten, wie esbetriebswirtschaftlich möglich ist. Betroffen von den Kürzungen sindvor allem die Beschäftigten der Festnetzsparte T-Com, wo die Telekomrund 20 000 Menschen weniger benötigt. Der Bereich, in dem erheblicheMarktanteile verloren gingen, steht besonders unter Wettbewerbsdruck.

Auch von 6000 Beamten will sich das Unternehmen trennen. Hierzumuss allerdings noch mit dem Bund eine gesetzlicheVorruhestandsregelung gefunden werden. Der Bonner Riese beschäftigtgegenwärtig konzernweit im Inland noch 170 000 Menschen. In denvergangenen 10 Jahren hat sich das Unternehmen im Schnitt jedes Jahrvon 10 000 Mitarbeitern getrennt. Die staatseigene KfW ist mit 22Prozent Hauptaktionär der Telekom, der Bund hält direkt noch einAnteilspaket von 15 Prozent.

ver.di fordert in einem 10-Punkte-Programm statt des Abbaus vonArbeitsplätzen vor allem eine neue Service- und Qualitätsoffensivesowie mehr Innovationen. «Die Telekom ist drauf und dran, einarbeitsmarktpolitisches Desaster ohnegleichen anzurichten», sagteTreml auf einer Kundgebung vor Beginn der Aufsichtsratssitzung.

Vor dem Hintergrund der guten Ertragslage des Unternehmens habenBetriebsräte, Telekom-Mitarbeiter und Gewerkschafter kaum Verständnisfür die Einsparungen. «Wir werden uns das nicht bieten lassen», sagteTreml. Ricke hatte bei der Vorlage der Quartalszahlen im Novemberdarauf hingewiesen, dass die Gewinne aus 2005 und der geplanteStellenabbau nichts miteinander zu tun haben. Es seien die Gewinneaus der Vergangenheit. Jetzt «geht es darum, die Telekomzukunftssicher zu machen».