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Tabak Tabak: Zigarettenpreise erreichen ab September Rekordhöhe

Von Eckart Gienke 04.08.2005, 06:40
(Grafik: dpa)
(Grafik: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Das sind zwar 20 Cent weniger als bisher, aber in derPackung sind nach Angaben des «Marlboro»-Herstellers Philip Morrisnur noch 17 statt wie bislang 19 Glimmstängel. Die einzelne Zigaretteverteuert sich damit um 6,2 Prozent auf 22,35 Cent.

Ähnlich sieht es bei den Konkurrenten aus. Reemtsma, die deutscheTochter des britischen Tabakriesen Imperial Tobacco, senkt den Preisfür eine Schachtel «West» von 3,80 auf 3,60 Euro und nimmt zwei vonbislang 19 Zigaretten heraus. Damit kostet eine Zigarette 21,18 statt20 Cent, was einer Steigerung von knapp sechs Prozent entspricht.British American Tobbacco (BAT) verlangt 3,70 Euro für eine Schachtelseiner Top-Marke «Lucky Strike» mit 17 Stück; zuvor waren es 3,90Euro für 19 Zigaretten. Die Automatenpackung bleibt generell beieinem Preis von vier Euro und enthält entweder 19 («West», «LuckyStrike») oder 18 («Marlboro») Zigaretten.

Die Zigarettenkonzerne beteuern, dass sie mit den neuen Preisennur die Steuererhöhung von rund 1,2 Cent je Zigarette an die Raucherweiterreichen. Das gelte nicht für jede Marke in jedem Preisbereich,wohl aber über das gesamte Sortiment. «Bei manchen Marken geben wirdie Erhöhung nicht voll an den Verbraucher weiter», sagt Reemtsma-Sprecher Lars Großkurth. Tatsächlich lässt das hohe Preisniveau denHerstellern keine Luft, um zusätzlich zu den Steuern bei den Preisennoch eine Schippe draufzulegen.

Die Verbraucher haben ihre Schmerzgrenze erreicht: DerZigarettenpreis hat sich in den vergangenen 15 Jahren mehr alsverdoppelt. Die Raucher weichen den hohen Steuern aus, wo immer siees können - sei es durch legale Importe von erlaubten Freimengen ausdem Ausland, durch illegale Einfuhren, Schmuggel oder den Umstieg aufselbst gedrehte Zigaretten oder andere preisgünstigere Produkte. Überdas Internet lassen sich gefälschte Markenzigaretten beziehen und dieorganisierte Kriminalität hat sich in der Branche breitgemacht.

«Die Steuererhöhungen und immer restriktivere Antirauchprogrammehaben die festen Marktstrukturen innerhalb von drei Jahren erodiert»,heißt es bei BAT. Über Jahrzehnte war der Zigarettenmarkt einer derstabilsten und profitabelsten Konsumgütermärkte in Deutschland.Zwischen 1999 und 2002 kauften die Raucher in Deutschland Jahr fürJahr mehr als 140 Milliarden Fabrikzigaretten. Seitdem geht es steilbergab. Im vergangenen Jahr reduzierte sich der Absatz von Zigarettenum 15,5 Prozent auf 113,6 Milliarden und im laufenden Jahr könnten esweniger als 100 Milliarden Stück werden.

Durch den Marktrückgang verfehlten die Steuererhöhungen auch ihrefinanziellen Ziele. Die Bundesregierung wollte zusätzliches Geld fürden Kampf gegen den Terrorismus und das Gesundheitswesen einnehmen,doch daraus wurde nichts. Im vergangenen Jahr verringerten sich dieEinnahmen aus der Tabaksteuer trotz des höheren Steuersatzes von 14,1auf 13,6 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2005 gab es jedochwieder einen Zuwachs von 3,4 Prozent bei den Tabaksteuer-Einnahmen,weil ein Minus bei der Besteuerung von Fabrikzigaretten durch einPlus bei Feinschnitttabak zu Selberdrehen ausgeglichen wurde.

Das finanzielle Desaster will sich die Bundesregierung wenigstensals gesundheitspolitischen Erfolg an die Brust heften. «Wir habenerreicht, dass sich die Raucherquote in der Altersgruppe der 12- bis17-jährigen von 28 Prozent auf 20 Prozent gesenkt hat», sagt dieDrogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk. «Auch beiden Erwachsenen geht die Raucherquote langsam, aber stetig zurück.»Die Branche bezweifelt, dass wirklich weniger geraucht wird. «DerTabakkonsum ist nicht rückläufig, wie Studien belegen», erklärt derVerband der Cigarettenindustrie (VCI). «Aber Deutschland ist auf dembesten Weg, das Schmuggelland Nummer eins in Europa zu werden.»

Ein Mann raucht am Mittwoch (03.08.2005) in Hamburg eine selbstgedrehte Zigarette. Ab September 2005 werden die Zigaretten in Deutschland nochmals teurer. Für die Verbraucher ist die Schmerzgrenze erreicht, der Schmuggel blüht und immer mehr Raucher steigen auf selbstgedrehte Zigaretten um. (Foto: dpa)
Ein Mann raucht am Mittwoch (03.08.2005) in Hamburg eine selbstgedrehte Zigarette. Ab September 2005 werden die Zigaretten in Deutschland nochmals teurer. Für die Verbraucher ist die Schmerzgrenze erreicht, der Schmuggel blüht und immer mehr Raucher steigen auf selbstgedrehte Zigaretten um. (Foto: dpa)
dpa